"Sag mir, dass das nicht wahr ist", forderte sie ihn auf. Lolas gewohnt bestimmende Art kämpfte sich nicht hinter ihrer geschockten Miene hervor. Wie als hätte sie sich an ihm verbrannt, taumelte sie einen Schritt rückwärts uns stieß gegen mich. "Wovon redet ihr bitte? Das kann doch nicht euer Ernst sein?" Er tat auf scheinheilig, doch ich blickte hinter die Fassade. Ich konnte es, weil er mir von der ersten Sekunde an nicht geheuer war. Er war ein Heuchler.
"Wie konntest du uns nur so hintergehen, Mason?", kreischte Lola und wollte auf ihn losgehen. Brian packte sie gerade noch rechtzeitig am Arm und hielt sie zurück. "Ihr glaubt also demjenigen am Telefon, der Jack etwas so Absurdes gesteckt hat, mehr als mir?" Mason schnaubte wütend, doch in Lolas Augen loderte das Feuer. Sie war kurz davor ihm die Augen auszukratzen.
"Es war nicht irgendwer, Mason. Es war Elijah." Masons Fassade bröckelte, als Jack Elijahs Namen erwähnte. Die Worte waren wie ein Schlag mitten in sein Gesicht. Für einen kurzen Moment verzog er das Gesicht zu einer schmerzerfüllten Miene, nur um danach wie von der Tarantel gestochen, einen Schritt auf Jack zu zumachen.
Jack, der die Hände zu Fäusten geballt hatte, bewegte sich kein Stück. Er blieb stehen wie eine Statur und ich glaubte, dass er sich genauso gelähmt fühlte, wie ich. Ich erinnerte mich daran zurück, wie abweisend und unfreundlich Mason sich gegenüber mir verhalten hatte, und daran, wie er plötzlich zu meinem Freund werden wollte. Wie hatte ich das nicht sehen können? Hatte ich wirklich geglaubt, dass er einen Sinneswandel durchlebte? Ich fühlte mich so unglaublich dumm.
Ich wollte auf Mason zugehen, ihm in die Augen schauen und darin sehen, ob er wirklich für all das Leid zuständig war, das uns und vor allem Elijah in den letzten Monaten wiederfahren war, doch ich konnte nicht. Mein Blick huschte zu Brian, dessen Augen so weit aufgerissen waren, als könnte er nicht glauben, dass dieser junge Mann wirklich sein Bruder war. Sein Fleisch und Blut.
"Ihr habt es also wirklich nicht geahnt." Höhnisch lachte Mason auf, stellte sich in die Mitte des Raumes wie ein König und blickte in die Runde. Spätestens jetzt war die Erkenntnis bei jedem von uns eingetroffen. Keines der Kinder traute sich auch nur ein Wort zu sagen. Nicht einmal ich bekam meinen Mund auf und ich verfluchte mich dafür. "Wie konntest du nur?" Es war die Frage die uns allen auf der Zunge brannte, aber Jack der Einzige, der stark genug war, um sie auszusprechen.
"Elijah war dumm. Ich hätte an seiner Stelle so viel Besseres geleistet. Wie viel Geld wir hätten machen können. Niemand von uns hätte einen dieser armseeligen Jobs annehmen müssen, wenn er nur auf mich gehört hätte. Meinen Vorschlag, die Eltern zu erpressen und ihnen das nicht verdiente Geld aus den Taschen zu ziehen, hat er nur entsetzt verneint. Wir hätten endlich mehr haben können. Aber nein, Elijah wollte alles nur auf seine Art machen. Er hat mich nie mitbestimmen lassen, sondern nur Brian, der ihm aus der Hand gefressen hat!" Seine Augen hatten sich schwarz verfärbt und er blickte seinen Bruder mit solch einem Hass an, als hätte er ihn nie geliebt.
"Meine Ideen waren ja nie gut genug. Und dann plötzlich wusste ich, was ich zu tun hatte. Ich wusste, solange Elijah am Leben ist, könnte ich nicht das übernehmen, was er angefangen hat."
Die Luft schien vor Entsetzen verpestet und mein Herz hämmerte so unkontrolliert gegen meine Brust, dass ich laut nach Luft schnappen musste. "Du wolltest die Kinder also für Geld wieder an ihre Eltern ausliefern?", fauchte Lola, nicht ansatzweise so biestig wie immer, aber wenigstens hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. Das bösartige Grinsen, das sich auf Masons Lippen stiel, war so widerlich, dass mir mein Mageninhalt drohte, hochzukommen. "Anfangs wollte ich nur das Geld und die Kinder trotzdem behalten, aber diese undankbaren Dinger wollen mich ja gar nicht. Elijah ist ja ihr großer Held. Nur er kann Olivia trösten und mich lässt diese Schlange noch nicht einmal an sich heran." Die Worte kamen ihm verachtend über die Lippen. Er war neidisch. Olivia, die bei seinen Worten in Tränen ausgebrochen war, schluchzte auf.
"Sei still!", schrie Mason sie an und bewirkte damit nur, dass sie noch lauter weinte. Rasch lief ich zu ihr und versuchte sie vergeblich zu beruhigen. Aber in dieser einen Sache hatte Mason recht, nur Elijah konnte sie beruhigen.
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Prisoned Monster
Misterio / Suspenso[Band 2] Elijah ist fort. Sie haben ihn weggesperrt. Ihn als Entführer abgestempelt und so schnell, wollen sie ihn auch nicht mehr gehen lassen. Avery ist überfordert. Während sie immer noch versucht ihren Vater los zu werden und ganz plötzlich auc...