Kapitel 36

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Immer noch überwältigt lauschte ich dem Geräusch der Dusche. Das Wasser wurde abgestellt und Elijah betrat oberkörperfrei den Raum. Obwohl es nicht das erste Mal war, dass ich ihn ohne T-Shirt sah, spürte ich, wie mir die Röte in die Wangen stieg.

Er lächelte mir zu und ich zwang mich, die Augen von ihm zu nehmen. Als er sich neben mich ins Bett legte, fühlte es sich so an, als wäre er niemals weggewesen. Endlich kam ich mir in dem Möbelstück nicht mehr so verloren vor.

Die Wassertropfen, die sich aus seinem noch nassem Haar lösten und auf mein Schlüsselbein tropften, kitzelten mich. Ohne nachzudenken, wanderten meine Finger über seinen Oberarm und dann zu seinem Gesicht, wo ich den blauen Fleck berührte. Elijah rührte sich nicht und schaute mir einfach nur dabei zu.

"Was ist dort drin passiert?", fragte ich flüsternd, weil mir laute Worte unpassend vorkamen. Elijah legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Meine Hand rutschte von seinem Arm und lag jetzt auf dem weißen Bettlaken, direkt zwischen uns.

"Ich habe mich wie immer provozieren lassen und einen Kampf herbeigeführt. Glaub mir, die anderen Kerle sehen wesentlich schlimmer aus." Ein Hauch Spott schwang in seiner Stimme mit und ich wusste, er erhoffte sich, dass ich lachte, doch diesen Gefallen tat ich ihm nicht. Er sollte nicht immer alles herunterspielen oder ins Lächerliche ziehen. Ich war nicht blind. Ich konnte doch sehen, wie sehr es ihn beschäftigte.

Ich musste ihm nur einen Blick zuwerfen und er verstand. "Es ist alles gut, Avery. Heute war ein... anstrengender Tag." Das er log, war nicht zu überhören und in mir schrie eine Stimme, die mir sagte, ich sollte ihn in Ruhe lassen, weil es offensichtlich war, dass er darüber nicht sprechen wollte, doch mein Mund machte ihr einen Strich durch die Rechnung.
"Du weißt, es ist nicht deine Schuld, dass Coles Schwester gestorben ist." Elijah setzte sich so urplötzlich auf, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich ihn darauf ansprach. Ich steckte anscheinend voller Überraschungen.

"Ich weiß", flüsterte er schließlich und ließ sich wieder nieder. "Ich wünschte einfach, ich hätte ihr helfen können." Ich strich über seine Wange und zwang ihn somit, mir wieder in die Augen zu sehen.
"Es mag sich vielleicht schwachsinnig anhören, aber auch du kannst nicht jede Katastrophe verhindern. Niemand kann das. Auch ich konnte es nicht verhindern, als Lisa mir meine Mutter genommen hat. Ja, ich kann ihr dafür die Schuld geben, aber das Cole dich für den Tod seiner Schwester verantwortlich macht, ist einfach nur falsch."

Elijah sagte nichts und ich hatte schon Angst, dass ich etwas Falsches gesagt hatte, aber dann lächelte er mich an. "Du steckst volle Überraschungen, Avery Louis." Er rückte noch näher an mich heran.

"Genau deswegen liebst du mich doch, oder? Weil ich so unberechenbar bin", scherzte ich und ihm entfuhr ein raues Lachen.
"Sicher. Genau deswegen." Er küsste mich, lange, und zog mich anschließend an seine Brust. Ich lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag und schloss endlich die Augen, weil ich genau neben mir hören konnte, dass er noch am Leben war. Das er zurück war.

Ich schmiegte mich an ihn. "Gute Nacht, Avery." Ich konnte noch spüren, wie er mir einen Kuss auf die Schläfe drückte, bevor ich tief in das Land der Träume gezogen wurde.

"Avery." Jemand rüttelte an mir. Unzufrieden versuchte ich die Hand fortzuschlagen und öffnete die Augen. Ich erschrak, als ich Lola vor mir sah und rieb mir müde über die Augen. "Was suchst du hier?", fragte ich und warf einen Blick auf Elijah, der immer noch tief und fest schlief. Mühsam befreite ich mich aus seinen Armen und merkte, wie er sich neben mir regte. Wie von der Tarantel gestochen packte er mich, zog mich hinter seinen Rücken und atmete erst wieder erleichtert aus, als er Lola erkannte. "Ist alles okay?" Ich legte ihm meine Hand auf die Schulter. "Ja, ich habe nur gedacht, Lola wäre jemand anderes", antwortete er außer Atem und ließ zu, dass ich aufstand. Man, hatte er mich erschreckt.

"Sorry", murmelte Lola überfordert von Elijahs Reaktion. So eingeschüchtert hatte ich sie ja noch nie erlebt. "Ich wollte euch nur wecken, weil die Kinder aufgewacht sind und wir sie mit deiner Rückkehr überraschen wollen." Augenblicklich hellte sich Elijahs Gesichtsausdruck auf und er stieg aus dem Bett.

Hastig griff er nach einem T-Shirt und zog es sich über den Kopf. "Los", drängte er uns, doch Lola hielt ihn zurück. "Du bleibst noch hinter der Tür, verstanden?" Elijah verdrehte die Augen, nickte dann aber zustimmend und nahm seine warme Hand von meinem Rücken.

Lola und ich traten ins Wohnzimmer. Die Kinder hatten sich, wahrscheinlich auf Brians Befehl hin, in einer Reihe aufgestellt und beobachteten uns aus müden Augen und noch in Pyjamas gekleidet.
"Wir haben eine kleine Überraschung für euch", sagte Lola mit einer Stimme, die mich an eine Werbung aus dem Fernseher erinnerte, bei dem es immer ein Auto zu gewinnen gab. Holen sie sich den Hauptgewinn und rufen sie unter dieser Nummer an.

Sie forderte die Kinder zu einem Trommelwirbel auf und zählte. "Und eins!" Elijah sprang schon förmlich, mit einem lauten Brüllen, aus der Ecke hervor und ein lautes Kreischen ging durch die Runde. Tyler war der Erste, der realisierte, dass er nicht mehr träumte. Mit offenen Armen empfing er ihn. Nur einen Moment später, stürzte sich die ganze Meute auf Elijah. Er nahm so viele hoch, wie er tragen konnte und drückte jedem abwechselnd einen Kuss auf die Stirn.

"Ich habe euch auch vermisst. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr."

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Nach langer Zeit melde ich mich auch endlich wieder! Ich wünsche euch allen ein Frohes Neues Jahr! Irgendetwas auf das ihr euch 2019 ganz besonders freut?

Ich bedanke mich nochmals für die tolle Unterstützung 2018! Tattooed Monster hat fast die 80k (hätte ich nie gedacht) geknackt und dabei standen wir Anfang des Jahres erst bei 1k!

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