Kapitel 15

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Jack. Erleichtert fasste ich mir an die Brust. Es war nur Jack. "Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt! Was suchst du hier?"

Jack klopfte sich den Staub von der Hose und verzog angewidert das Gesicht. "Man ist das staubig dort drin. Ist ja widerlich." Er klopfte sich auf die Schulter und fuchtelte wild mit den Händen, um die kleine Staubwolke fortzuscheuchen.

"Ich habe dich gesucht", erklärte er mir und zog ein Stück Papier aus seiner Hosentasche. "Das ist echt unheimlich dort drin. Ich hätte wetten können, eine Gestalt gesehen zu haben."

Jack blickte noch einmal die Treppe hinab, ehe er mir endlich den ausgefalteten Zettel in die Hand drückte. "Woher wusstest du, wo ich war?" Ich studierte den Zettel, auf dem nichts weiter als eine Nummer geschrieben war.

"Du warst nicht Zuhause. Ich habe dort gesucht, wo ich dich am ehesten erwartet habe." Er hatte wohl richtiggelegen.

"Das was du getan hast, war echt mutig, Avery. Wir sind dir alle echt dankbar." Jacks Blick verriet mir, wie dankbar er mir wirklich war. Es berührte mich in einer Weise, die ich nicht beschreiben konnte. Es war niemals von mir erwartet worden, dass ich mich so für diese Familie einsetzte, doch für mich stand das nie zur Diskussion.

"Kein Problem. Ich werde auch nächstes Mal nicht zögern." Ein Lächeln legte sich auf Jacks Lippen. Ich mochte ihn. Ich würde niemals sagen, dass er ein Ersatz für Noah war, doch er war vor allem in den letzten Tagen zu einem guten Freund geworden, auf den ich mich jederzeit verlassen konnte.

"Also, was ist das?" Ich wies auf das Papier in meiner Hand. "Elijah hat mir erzählt, dass wir diese Nummer aufspüren sollen."

"Du hast mit Elijah geredet?" Überrascht, aber auch neidisch auf Jack, faltete ich das Papier. Ich kannte die Nummer nicht, welche dem Anschein nach eine Hausnummer war. "Ja, aber nur am Telefon. Tut mir leid, Avery, aber du weißt, du darfst nicht. Es wäre viel zu riskant."

Ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht allzu sehr anmerken zu lassen, aber irgendwie funktionierte es nie wirklich. "Ich weiß."

Ich durfte ihn weder sehen, noch anrufen. Es war einfach... blöd. "Auf jeden Fall", fuhr Jack fort. "Hat uns gestern diese Nummer angerufen." Er zog einen weiteren Zettel aus seiner Hosentasche und reichte ihn mir. Auch diese Nummer kannte ich nicht.

"Wann gestern? Ich war doch die ganze Zeit dabei." Jack zuckte mit den Schultern. "Wahrscheinlich als du geschlafen hast."

Ich hatte zwar nicht lange geschlafen, doch einen Anruf verpasst zu haben, klang mehr als möglich. "Brian hat die Nummer auf diese Hausnummer zurückverfolgt." Er deutete auf den gefalteten Zettel.

"Aber wie ist das eigentlich möglich? Ihr habt doch gar kein Telefon." Lola hatte mir damals erzählt, dass sie sich nur per Handy verständigten. Ein Telefon war einfach nicht nötig.

"Brian bewahrt Elijahs Handy auf. Gestern hat ihn dort diese Nummer angerufen. Es war eine Frau. Als ich heute Morgen mit Elijah sprach, meinte er, dass es seine Mutter gewesen sein könnte."

Seine Mutter. Das war etwas Neues. Ich wusste nicht viel über die Geschichte mit seinen Eltern. Nur, dass er kein gutes Verhältnis zu ihnen hatte. "Elijah möchte, dass Brian sie aufsucht und ihr klarmacht, dass er nichts mit ihr zu tun haben will. Außerdem ist er misstrauisch, woher sie denn seine Nummer haben sollte."

An der ganzen Sache war definitiv etwas faul und das meiste ergab noch nicht einmal einen Sinn. "Ich möchte mit." Jack schüttelte mit dem Kopf. Das geht nicht.

"Das ist nicht fair. Ihr könnt mich nicht immer außen vorlassen. Außerdem kannst du doch auch mitkommen", schlug ich vor.

Ich hatte es satt, dass alles vor mir verheimlicht wurde. Ich war mir sicher, hätte nur Brian von dem Anruf gewusst, hätte er es mir mit Sicherheit nicht erzählt. Dabei hatte Elijah uns beiden seine Arbeit aufgetragen.

"Elijah wird mich umbringen, wenn ich dich mitnehmen. Ich weiß, dass es nicht fair ist, aber Elijah will es so." Ein wütender Laut, der Elijahs Knurren ähnelte, verließ meinen Mund.

"Es war also wieder Elijahs Wunsch, ja?" Ich konnte es nicht ausstehen, wenn Elijah mich behandelte wie ein kleines Kind.

"Er will dich doch nur beschützen." Jack stärkte ihm den Rücken. Natürlich. "Er kann mich nicht vor allem beschützen. Ich stecke hier schon zu sehr mit drin." Meine Stimme wurde lauter und ich war rasend vor Wut.

"Du weißt doch wie er ist. Als ich ihm davon erzählt habe, dass du die Polizei weggescheucht hast, ist er vollkommen ausgetickt." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und es war mir egal, dass ich dabei wie ein bockiges Kind aussehen musste.

Elijah musste endlich akzeptieren, dass ich auch mit in der Scheiße steckte. Er konnte nicht verlangen, dass ich mich aus allem raushielt.

"Wenn es nach mir gehen würde, würde ich dich mitnehmen."
"Dann nimm mich doch einfach mit." Mit flehenden Augen blickte ich zu ihm.
"Du weißt, so leicht ist das nicht. Brian kommt auch mit. Du musst ihn überreden."

Enttäuscht ließ ich die Arme sinken. Das könnte schwierig werden, aber unmöglich war es nicht. Mit Lolas Hilfe könnte ich es vielleicht schaffen.

"Bitte Brian", flehte ich. Ich lief ihm jetzt schon seit zehn Minuten hinterher, doch es schien aussichtlos.

"Nein. Meine Antwort war vor zehn Minuten nein und das wird sie auch noch in einer Stunde sein. Ganz egal wie lange du mir hinterherläufst."

Na gut, dann musste ich es eben auf die harte Tour versuchen. "Wenn ihr mich nicht mitnehmt, gehe ich alleine. Ich habe die Adresse gesehen und es gibt auch noch so etwas, was sich Bus nennt."

Brian warf Jack einen wütenden Blick zu. War ja klar, dass er mir die Adresse nicht gezeigt hätte. "Und wie willst du ohne Geld Bus fahren?" Herausfordernd verschränkte Brian die Arme vor der Brust.

Das könnte zu einem Problem werden. Mein erspartes würde vielleicht für eine Hinfahrt reichen, aber für eine Rückfahrt sicherlich nicht. "Ich gebe ihr welches", warf Lola ein und packte mir bestärkend an die Schulter. Dankbar lächelte ich sie an.

Auf sie konnte ich immer zählen. "Elijah bringt mich um, wenn er das erfährt", brachte Brian unter zusammengebissenen Zähnen hervor. "Er muss es ja nicht erfahren", schlug Lola vor. Brain rang mit sich.

"Na gut." Ein hoher und heller Laut verließ meinen Mund. Er hatte Ja gesagt. "Danke." Ein Freudenschrei verließ meine Kehle, als ich dankbar in Brians Arme fiel. Überfordert drückte er mich kurz an sich und ließ mich anschließend wieder los.

"Dann aber los jetzt. Sonst wird es zu spät." Jack blickte auf die Uhr, legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich in Richtung Ausgang. Urplötzlich war ich aufgeregt. Aufgeregt Elijahs Mutter zu treffen.

Happy Afternoon!

Avery lernt Elijahs Mutter kennen. Wie denkt ihr, verläuft der Besuch?

Ab Montag habe ich wieder Schule. Yay... nicht.
Ich hoffe ich werde regelmäßig updaten können.✏

Tattooed Monster kommt den 30k immer näher. Danke!💕

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