In welchem Buch habe ich noch mal den guten Satz über Wordsworth gefunden? Natürlich diskutiert jedes der Bücher, die ich aus der Unibibliothek geholt habe, den Englischen Autoren. Irgendwo habe ich mir eine Markierung gemacht, wo sein Gedanke über das „Sublime" besonders gut formuliert steht.
Da ich schon Stunden an meiner Arbeit sitze und meine Recherche zu nichts geführt hat, lege ich das Buch in meinen Händen auf meinen Schreibtisch. In zwei Tagen ist Silvester, bis dahin habe ich die Arbeit eigentlich fertig haben wollen. Mittlerweile sieht es aber überhaupt nicht mehr danach aus. Mein Handybildschirm leuchtet auf:
DJ @ Airplanes: kommt wer vorher zu mir? können was vortrinken
Zach @ Airplanes: hauptsache ihr seid pünktlich da
Skye @ Airplanes: Leute ich kann doch nicht
Skye @ Airplanes: habe kurzfristig einen auftrag gekriegt.
Zach @ Airplanes: kacke
Skye @ Airplanes: sorry
Milesoo @ Airplanes: Sin soll ihren Freund einladen
Zach @ Airplanes: klar, nehmt so viele wie möglich mit
Während der kurzen Zeit, in der ich nicht mehr auf mein Display geguckt habe, haben sich meine Freunde offensichtlich schon ziemlich auf den Abend vorbereitet. Schliesslich ist das Konzert von „Yellow Hearts", Zachs Band, schon seit einer Ewigkeit ein Thema. Genauso lange freue ich mich, ihn mal wieder live zu hören. Obwohl ich selber kaum Indie höre, ist ihre Musik wirklich gut. Und dass einer meiner besten Freunde der Gitarrist ist, macht mich seltsam stolz.
er ist nicht mein freund
Kurz nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, tippt Miles bereits eine Antwort.
Milesoo @ Airplanes: auch egal bring ihn trotzdem mit^^
Zach @ Airplanes: tu es für mich
Ich seufze. Mit dem Handy in der Hand stehe ich auf und strecke mich erst einmal gründlich. Dass wir die Weihnachtsferien über keine Tanzstunden haben, macht meine Faulheit nicht gerade besser. Während ich versuche, irgendwas schlaues aus meiner Arbeit zu machen, habe ich die Ferien seit unserer Party hauptsächlich in meinem Pyjama verbracht. Deshalb habe ich Alan seit Miles' Feier nicht mehr gesehen. Ich vermisse die Aufregung, die er in meinem Bauch verursacht, fast ein bisschen.
Er ist wie die Mücke, die einen in Sommernächten wachhält. Man sieht sie nicht, aber sie ist immer da und es ist unmöglich, sie zu ignorieren. Sie drängt sich immer wieder in das Bewusstsein. Nur ist er viel, viel besser als eine Mücke.
„Kommst du voran?", streckt meine Mutter ihren Kopf in mein Zimmer. Sie lächelt zuversichtlich. Wenigstens eine von uns.
„Mhm", antworte ich nur, um eine längere Diskussion zu verhindern. Für heute bin ich fertig mit schreiben.
„Hast du Hunger?"
„Ein bisschen", überlege ich und schaue auf mein iPhone. In drei Stunden werde ich aufbrechen müssen. Wenn ich vor dem Konzert noch zu Dylan gehen will, dann schon so ziemlich in einer.
„Mommy, heute ist Zachs Konzert", erkläre ich, „falls du das vergessen hast."
„Habe ich nicht", lächelt sie zurück. Solange ich ihr genaustens berichte, wo ich mich aufhalte, ist sie recht zufrieden. „Brauchst du ein Taxi hin?"
„Nein, schon in Ordnung. Der Bus hält praktisch vor Dylans Haustür."
„Dylan? Wieso denn bei Dylan?"
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Lila Lichter
Romansa"Ich hadere mit mir. Tue es unbewusst wahrscheinlich schon länger. Es hat sich langsam und quälerisch in mein Bewusstsein geschlichen, ohne Vorwarnung, rücksichtslos. Und nun beherrscht es mein Wesen, all meine Gedanken. Ich hätte es kommen sehen so...