Achtes Kapitel

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„Hast du Hunger?", frage ich Alan verschwörerisch und grinse ihn breit an.

„Ich hab' immer Hunger."

„Ich auch!", rufe ich begeistert. Obwohl ich die Drinks nicht gezählt habe, spüre ich ihren Einfluss auf meinen Mut eindeutig. Zufrieden nehme ich noch einen Schluck. Ich kann jedes Stückchen gesteigerten Mut gut gebrauchen.

„Komm, lass uns was zu Essen suchen."

„Hier drin?", fragt mich Alan kritisch.

„Nein, doch nicht hier", erkläre ich schnell, „Dylan und Zach würden uns ja doch nur alles wegessen. Komm."

Flink schlängle ich mich durch die Menge, die seit Beginn der Party noch um einige Köpfe gewachsen ist. Dann öffne ich die Tür zum Flur und werde von unerwartet grellem Licht aufgefangen.

„Uff", machen wir beide fast gleichzeitig.

Nachdem wir uns erst eine halbe Ewigkeit an das grelle Licht gewöhnt haben, sind wir dann in der Küche bei Brian fündig geworden, der uns einen halb leeren Pizzakarton mitgegeben hat. Und nun sitzen wir auf der weissen Steintreppe, die ins Obergeschoss führt.

„Mmh", mache ich freudig und beisse in meine zwei aufeinandergelegten Pizzastücke.

„Gut?", fragt Alan grinsend und nimmt sich selbst ein Stück.

„Oh ja. Wer hat eigentlich Pizza erfunden?", frage ich mich plötzlich und beisse in den käseüberbackenen Teig. Mit vollem Mund füge ich hinzu: „De' hä'e eigen'lich ei'en Award ver'ient."

„Mhm", erwidert Alan lachend und ich schlucke.

„Ich meine, das ist so simpel, aber wie kommt man bitte auf die Idee einen Teig so dünn und rund zu machen? Ich meine bis da gab es ja nur Brote, oder? Und dann noch Tomate da drauf zu machen? Der hätte ja alles auswählen können. Gurken, Eier oder so... Oder stell dir vor der hätte da Vanilleeis drauf gemacht!"

„Ich glaube nicht, dass es da schon Eis gegeben hat", antwortet Alan ernst. Als ich ihn mustere, kann ich in seinen Augen keine Spur des Alkohols finden. Dabei hat er einiges mehr getrunken als ich.

„Wieso denn nicht?"

„Hm es hat ja auch zuerst Feuer und dann erst Kühlschränke gegeben oder? Also zuerst Pizza, dann Eis."

„Stimmt", realisiere ich und mache grosse Augen. „Du bist ja richtig schlau."

Alan lacht schelmisch, sodass sich neben seinen Augen Fältchen bilden. Es sieht so süss aus, dass sich erneut ein Lächeln auf meinen Lippen ausbreitet.

„Dankeschön für das Kompliment", bedankt er sich.

„Bitte", antworte ich mit gerecktem Kopf. Obwohl wir nun schon eine ziemlich lange Zeit hier sind, habe ich noch kaum etwas über meinen Schönling herausgefunden. Es reizt mich, mehr über ihn zu erfahren. Gerade weil ich so viel Alkohol intus habe, kommt mir das wie eine gute Gelegenheit vor.

„Aaalso", fange ich langgezogen an, weiss dann aber nicht, was ich wirklich fragen soll.

„Also?", fragt er mit hochgezogenen Brauen zurück. Seine Augen machen mich noch verrückt. Jedes Mal wenn er seine Augenbrauen hochzieht weiss ich genau, dass er sich meiner Unsicherheit bewusst ist. Verwirrt schaue ich schnell von ihm weg und mustere mein neues Silberarmband, welches ich von Dylan gekriegt habe.

„Also", starte ich noch einmal, schaue ihn aber weiterhin nicht an. Sein perfekter Anblick verunsichert mich nur. Dennoch kann ich beim besten Willen keine einigermassen offene und intelligente Frage formulieren.

Lila LichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt