Kapitel 2

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Ich stellte meine komplette Wohnung auf den Kopf. Irgendwie verschwanden immer Sachen bei mir, aber um ehrlich zu sein, hatte ich nun mehr als 20 Stunden Zeit gehabt, um meinen Personalausweis, Passbilder, Impfausweis und Krankenkassenkarte zu suchen.

Innerlich verfluchte ich meine spontane Art. In einer Stunde würde ich mich mit Ben und seiner Frau in der Triskele treffen. Er meinte ich soll Passbilder und meine Personalien mitbringen. Das Gespräch gestern endete in einer heftigen Diskussion und Ben hatte einige fiese Kontraargumente raus gehauen.

Es tat weh, als er meinte ich wäre viel zu eigensinnig und durchsetzungsfähig. Irgendwie hatte mich das tief getroffen, weshalb Benjamin auch schlagartig zurückgerudert war.

Ich war mir sicher in dieser Sache, schon seit ich eine junge Teenagerin war, wollte ich jemanden gehören und die Kontrolle abgeben.

Ich stieß einen kurzen Freudenschrei aus, als ich endlich meinen Ausweis fand und stopfte ihn in meine Tasche. Ich stöpselte meine Kopfhörer ein und machte mich auf den Weg zur Bar. Ich war aufgeregt, aber die Musik beruhigte mich.

Ich zog die Mitarbeiterschlüssel aus meiner Tasche und öffnete die große, schwere Tür. Ben lächelte mich wehmütig an und eine ausgesprochen schöne Frau stand auf, um mich in den Arm zu nehmen. Sie war definitiv eine Sub und ich lächelte sie an, da sich meine Vermutung zu Ben damit bestätigte.

"Hallo, du musst Olivia sein. Mein Name ist Lea Schnell. Schön dich endlich mal kennen zu lernen."

Ich erwiderte die Geste. Lea trug ein schweres Halsband, welches ich ausgesprochen schön fand. Ich umarmte auch Ben und wir setzten und an einen der vielen kleinen Tische in der Bar. Eine bedrückende Stille machte sich breit und unter dem Tisch knetete ich nervös meine Finger.

"Also Olivia, meine Frau und ich haben gestern noch lange geredet und sie sieht dein Anliegen um einiges anders als ich."

Lea lächelte mich warm an und legte ihre zierliche Hand auf die von Ben. Ihre Stimme klang selbstsicher, als sie anfing zu sprechen.

"Als ich in deinem Alter war, hätte ich mir jemanden gewünscht, der mir in diese Szene reinhilft, aber ich hatte Niemanden. Das war auch der Grund, warum ich am Anfang viele Fehler gemacht habe, die ich bis heute bereue, da ich mich auf Menschen eingelassen habe, nur um meine Leidenschaft zumindest ein wenig auszuleben."

Sie wirkte traurig als sie das sagte und Ben legte besorgt einen Arm um sie, trotzdem sprach Lea unbeirrt weiter.

"Ich weiß wie du dich gerade fühlst Olivia und ich weiß auch, dass du wenn wir die nicht helfen, es auf andere Wege versuchen wirst. Du würdest wie ich damals jedes Risiko eingehen, um einem Dom zu finden. Deshalb haben ich und Ben beschlossen, dir zu helfen."

Ben sah mich ernst an. Zu ernst, wobei ich fast vor Freude platze. Ich war Lea in dem Moment so dankbar und musste mich beherrschen, nicht über das ganze Gesicht zu strahlen. ich wollte mich gerade in Bens Arme werfen und tausend mal Danke sagen, als er warnend die Hand hob.

"Die Sache ist die Olivia, wir kennen jemanden der zur Zeit eine unerfahrene Sub sucht. Dieser Mann ist 8 Jahre älter als du und erfahrener als ich und das will was heißen. Aber es gibt einige Dinge, die mir nicht in den Kram passen, welche aber mit diesem Engagement einher gehen würden."

Wow das ging schnell. Extrem schnell. Ich atmete aus und fragte vorsichtig nach, was für Hürden das wären. Zu meinem Erstaunen antwortete Lea und nicht Ben.

"Zum einen ist er sadistisch. Das ist nicht unüblich für einen Dom, im Gegenteil, aber gerade am Anfang fällt es Frauen oft schwer einzuschätzen, ob sie masochistisch sind, oder sich mit den Schmerz anfreunden können."

Ich nickte. Das war tatsächlich ein Problem. Ich wusste nicht wie ich zum Thema Schmerz stand. In meinen Fantasien waren Strafen nur all zu präsent, aber was sollte das schon heißen?

"Damit kann man sich aber meiner Meinung nach arrangieren. Dieser Mann ist kein Unmensch, im Gegenteil. Sonst würde Ben es auch nie zulassen, dass du zu ihm gehst, glaub mir. Aber du musst wissen worauf du dich einlässt."

"Okay mal abgesehen von diesem Punkt, was muss ich noch wissen?"

Beide sahen sich ernst und besorgt an, bevor diesmal Ben antwortete.

"Du müsstest nach Paris ziehen Olivia. Zumindest für eine bestimmte Zeit."

Meine Augenbrauen schossen ungläubig nach oben und der Schock musste mir ins Gesicht geschrieben stehen. Das war doch nicht deren Ernst, oder? Ich sollte umziehen? 

"Er ist ein Chef einer bekannten Firma, deren Hauptsitz in Frankreich ist. Er selbst ist zwar in Deutschland aufgewachsen, lebt aber zur Zeit in Paris. Selbstverständlich wird er die Kosten für alles übernehmen, wenn es zu diesem Engagement kommt."

Ich war sprachlos. Olivia Rose Herbst war sprachlos. Das kam echt selten vor. Lea schob mir eine schwarze Mappe zu und lächelte mich beruhigend an. Sie wirkte ausgesprochen gelassen und gefasst, was man von Benjamin kein Bisschen behaupten konnte.

"In dieser Mappe befinden sich Unterlagen, welche du ausfüllen und gründlich lesen solltest, falls du dich auf ihn einlässt. Desweiteren findest du seinen Lebenslauf und seine persönlichen Kontaktdaten darin. Ben hat heute morgen mit ihm telefoniert und du sollst ihm mailen, wenn du dich dazu bereit fühlst."

Ich nahm die Unterlagen an mich und verstaute sie in meiner Tasche, dann wandte ich mich wieder den beiden zu.

"Danke, ich weiß das wirklich zu schätzen."

"Solltest du auch Liv. Du bist wie eine Tochter für mich und wenn Lea nicht gewesen wäre, hätte ich dem nie zugestimmt."

Lächelnd küsste Bens Frau ihn auf die Wange und flüsterte ihm was ins Ohr. Seine Züge erhellten sich für einen kurzen Augenblick und wir redeten noch ein wenig darüber, wie sich Lea und Ben vor nun mehr 20 Jahren in einem Club kennengelernt haben.

Ich beneidete die Beiden, für das war sie hatten und ich wünschte mir mit jeder Minute mehr etwas derartigen. Als es langsam dunkel wurde, verabschiedeten wir uns voneinander, wobei Ben nochmal mit eindringlichen Blick betonte, dass ich mir das sehr sehr sehr gut überlegen sollte.

Ich brannte darauf, den Inhalt dieser Mappe zu lesen und beeilte mich endlich nach Hause zu kommen.

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Guten Morgen^^

Das ging schnell oder? Kann mich bitte jemand loben?

Ich freue mich, dass diese Geschichte jetzt schon über 100 Reads hat! Danke❤.

Eure glückliche Lady in red🌹

RosegoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt