Kapitel 15- 5. Regel

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Ich war erstaunt gewesen, als Liam mich wieder in das große Wohnzimmer trug. Es war noch hell, vermutlich später Nachmittag, obwohl sich die Zeit in seinem Spielzimmer viel länger angefühlt hatte.

Nachdem er gekommen war, hatte er die Fesseln gelöst und ich mir erleichtert über die Handgelenke gerieben. Ich war total erschöpft gewesen und meine Arme hatten sich angefühlt, als hätte ich mindestens 300 Liegestütze gemacht.

Er hatte mich in eine schwere Wolldecke gewickelt, welche schmerzhaft an meiner wunden Haut scheuerte und mich dann behutsam hochgehoben. Und jetzt saß ich vor dem großen Kamin und starrte in die Flammen.

Liam war irgendwo und machte Tee und trotz der Schmerzen und der Tatsache, dass ich nicht gekommen war, fühlte ich eine tiefe Zufriedenheit in mir. Die lodernden Flammen erinnerten mich an die goldenen Akzente in seinem Spielzimmer und ich musste leicht lächeln.

Plötzlich schoss ein hellbraunes Wollknäuel durch den Raum und landete auf meinem Schoss. Vor Schreck hätte ich fast aufgeschrien, aber jetzt war ich dankbar es nicht getan zu haben. An mich schmiegte sich ein kleines verstrubbeltest Etwas und schaute mich mit riesigen Knopfaugen an.

Sanft fuhr ich der kleinen Katze über das weiche Fell und sie presste mich noch näher an mich. Fasziniert starrte ich sie an. Gott war die niedlich.

„Schnitzel!"

Ich zuckte zusammen und sah in die Richtung aus welcher Liam mit zwei dampfenden Tassen trat. Sein Blick war jedoch auf die Katze fokussiert, welche zusammengeschreckt war und jetzt leise fauchte.

„Runter vom Sofa."

Das Bündel wollte gerade von der Coach und somit auch von mir runterspringen, als ich es fest in meine Arme schloss. Fassungslos sah ich ihn an.

„Schnitzel? Ernsthaft?"

Liam stellte die Teetassen ab und kratze sich verlegen hinterm Ohr. Liam Black war verlegen. Ich begann über das komplette Gesicht zu grinsen und die Katze kuschelte sich an mich. Abwesend begann ich sie hinterm Ohr zu kraulen und freute mich als sie unnatürlich laut zu schnurren begann.

„Ja Schnitzel. War eventuell eine Jugendsünde."

Voller Mitleid und mit umso mehr Hingabe begann ich Schnitzel noch inniger zu streicheln. Wer hätte gedacht, dass Liam eine Katze hat? Ich zumindest hatte nicht damit gerechnet. Ich lachte hell auf, als Schnitzel eine Öffnung in der Wolldecke fand und sofort in den Innenraum rein kroch.

Es kitzelte als sein weiches Fell über meinen nackten Körper fuhr, aber das Lachen verstummte sofort als er die geschundene Haut vorne berührte. Schnell zog ich die Katze wieder auf meinen Schoss und hielt sie ganz fest.

„Gott, jetzt bin ich neidisch auf meine blöde Katze."

Grinsend trank er einen Schluck und stand dann auf, nur um mit einer kleinen Tube wieder zu kommen. Draußen ging gerade die Sonne unter und die Flammen im Kamin erwärmten den Raum.

„Komm her Olivia."

Ein wenig wehmütig legte ich Schnitzel neben mir ab und krabbelte zu Liam rüber.

„Decke weg und leg dich mit dem Rücken nach unten auf meinen Schoss."

Ängstlich und fassungslos sah ich ihn an. War er wütend, weil ich die Katze nicht vom Sofa habe gehen lassen wollen, oder wollte er noch mehr? Ohne dass ich hätte fragen müssen, erklärte er sich.

„Keine Angst kleines, ich will nur ein wenig Schmerzsalbe auf deiner Haut verteilen."

Sein Blick war ehrlich und warm und ich legte mich in die von ihm gewünschte Position. Ich zuckte zusammen, als er die kühle Salbe auf meiner Haut auftrug, aber dann ging es allmählich. Das Brennen ließ nach und ich genoss die Berührungen von Liam.

Vielleicht ein wenig mehr als ich das hätte tun sollen. Meine Brustwarzen wurden erneut hart und als Liam das bemerkte hörte er auf. Ein wenig enttäuscht richtete ich mich wieder auf und verkroch mich in der Decke.

„Danke Herr."

Er grinste fies.

„Immerhin hast du sie nur wegen mir nötig gehabt."

Er hatte Recht, nur wegen ihm hatte sich meine Körper so angefühlt. Ich griff nach dem Tee und gab einen anerkennenden Laut von mir. Eine Kräutermischung, welche mich an kalte Winterabende erinnerte.

„Wie fühlst du dich Olivia?"

Ich sah ihn an, wie er da vom warmen Licht des Kamins beschienen mich aus unergründlichen Augen anblickte. Ich fühlte mich großartig. Naja, vielleicht ein wenig unbefriedigt, aber im Großen und Ganzen war ich schon lange nicht mehr so ruhig, innerlich ruhig meine ich.

„Das ist schwer in Worte zu fassen Herr, aber es sind überwiegend positive Empfindungen."

Er zog eine Augenbraue hoch.

„Überwiegend?"

„Ja, ich wäre gerne auch auf meine Kosten gekommen."

Beschämt sah ich auf einen bestimmten Fussel auf meiner Decke. Darüber zu reden fiel mir nicht leicht, aber es war nötig, wenn ich eine Erklärung, oder eine Änderung dieser Tatsache wollte.

„Regel Nummer fünf. Ein Orgasmus ist stets eine Belohnung. Du hast kein ein Recht darauf und wenn du einen hattest, bedankst du dich dafür."

Empört sah ich ihn an. Das war nicht fair. Ich holte tief Luft. Was hatte ich erwartet? Natürlich war das nicht fair. Eine derartige Regel gehörte in so eine Beziehung nun mal rein, weshalb ich beschloss mich zusammenzureißen.

„Wie sie wünschen Herr."

Ein wenig betreten sah ich nach unten. Das hier war demütigend und ich schaffte es nicht, diese Regel in einen klaren Gedanken zu fassen. Sanft drehte er meinen Kopf in seine Richtung.

„Du machst das bis jetzt gut Olivia, mach dir nicht zu viele Gedanken, die jetzt so oder so nicht mehr in deiner Hand liegen.

Außerdem ist es wichtig in so einer Beziehungsform besonders am Anfang zu reden. Also, wie kommst du mit dem Schmerz klar."

Ich schluckte. Ich machte das also gut. Sein Lob entlockte mir ein kleines Lächeln. Ich mochte wie sehr es ihn interessierte, wie ich mit dem was gerade gewesen war zurechtkam.

„Gut. Ich komme gut mit dem Schmerz klar Herr."

Lächelnd strich er über mein langes Haar, was mittlerweile ähnlich zerzaust sein musste, wie das von Schnitzel. Die kleine Katze war neben mir eingeschlafen und ich kam nicht darüber hinweg, wie süß der kleine Kater doch war.

Wie konnte man so etwas Schönes nur eine Jugendsünde nennen? 

RosegoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt