Gehöre ich Liam, oder gehöre ich zu Liam?
„Ein kleines Wortspiel, was eher unbekannt ist. Ich staune, dass Sie es kennen."
Kai sah Karl erneut mit freundlichem Blick an und führte seine Erläuterung dann Gott sei Dank fort.
„Der Unterschied, den das kleine Wörtchen zu macht, beschreibt das Verhältnis zwischen Top und Bottom. Gehört die Sub zu dem Dom, handelt es sich meistens nur um eine Spielbeziehung. Wie diese dann definiert ist, ist völlig individuell. Meist werden liebevolle Gefühle ausgeschlossen, oder sogar untersagt."
„Was passiert, wenn sich einer der beiden trotzdem verliebt, oder in irgendeiner anderen Form etwas für den anderen empfindet?" Fragte Sarah und in ihrer Stimme schwang ein aufrichtiges Interesse mit.
„Naja, manchmal einigt man sich, dann die Beziehung zu beenden, oder es ist eine polygames Beziehungsmodell vereinbart wurden. Das kann total unterschiedlich sein.
Wenn aber die Sub dem Dom gehört, ist sie sein. Auch hier wird wieder viel individuell ausgebaut. Ich verbinde mit einem „Du gehörst mir" absolute Hingabe, oder sogar Liebe. Meist sind Dom und Sub in diesem Fall liiert.
Aber das ist das schwierige im BDSM. Es gibt nicht die eine richte Lösung. Jeder lebt sich so aus, wie er will."
Die Zahnräder in meinem Kopf begannen zu rattern und mein Herz begann unnatürlich schnell und hektisch zu schlagen. Ich gehörte zu Liam. Nur zu ihm. Hieß das, dass wir keine wirkliche Beziehung hatten? Dass er mich nicht als seine Freundin ansah und er sich selbst nicht als mein Freund? Und hieß es, dass er es von vorn herein ausschloss mich zu lieben?
Ich wandte mich ihm zu und nun trug er diese Maske. Er hatte seine Fassung also wieder, jetzt wo ich ihm gegenübersaß?
Bedeute ich ihm denn so wenig, dass es ihm leichtfiel, sich vor mir zu verschließen?
„Ich gehöre zu dir? Warum?"
Ich sah wie Karl sich gespannt nach vorne lehnte, die anderen löcherte Kai weiter mit Fragen, doch meine Konzentration galt nur Liam. Gespannt und ängstlich wartete ich auf seine Antwort.
„Weil ich für meine Subs keine Liebe empfinde!"
Autsch, das hatte gesessen. Meine Kehle schnürte sich zu und mein Puls stieg, als wäre ich gerade vor etwas weggerannt.
Du bist vor der Wahrheit weggerannt, Olivia!
Nein, nein, nein, nein. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein.
„Warum?"
Sein Gesicht spiegelte nur Distanz wieder. War er sich denn nicht bewusst, wie sehr er mir gerade weh tat? Wie sehr es mich zerriss, das aus seinem Mund zu hören?
„Weil mich romantische Gefühle nur einschränken Olivia. Verdammt ich bin Sadist. Ich genieße es Frauen weh zu tun und Liebe würde mich da nur zweifeln lassen. Mich verunsichern und etwas kaputt machen, was ich verdammt nochmal brauche.
Liebe verliert immer. Zumindest bei mir und ich bin nicht bereit, das was ich habe für Schmetterlinge im Bauch aufzugeben."
Ich wandte mich von ihm ab. Ich konnte das nicht länger hören und ich konnte nicht länger in sein Gesicht sehen. Stattdessen begegneten mir nun Karls Augen. Als hätte er es die ganze Zeit darauf angelegt gehabt, mit mir Augenkontakt aufzunehmen.
Er hatte erreicht, was er erreichen wollte.
Mit zittrigen Beinen stand ich auf und faselte was von, ich muss mal auf die Toilette... komme gleich wieder.
Orientierungslos taumelte ich den Gang lang, der gesäumt von neumodischer Kunst war. Ich brauchte Luft.
Meine Beine trugen mich nach draußen in den unscheinbaren Hinterhof des Restaurants und endlich brachen sich die Tränen ihre Bahnen. Ich begann hemmungslos zu weinen. Mein Körper rutschte erschöpft an der kalten Wand runter und ich spürte wie die dünne Schneeschicht unter mir schmolz und meine Strumpfhose durchnässte.
Durch den Tränenschleier konnte ich nur die scheinbaren Umrisse von Mülltonnen und Stapeln von Pappkartons ausmachen. Dieser Ort passte perfekt zu meinem Zustand.
Meine Schluchzer übertönten die gedämpften Laute der feiernden Leute drinnen. Ich presste meine Hände auf mein klopfendes Herz. Es tat so verdammt weh. Der Schmerz in mir ebbte nicht ab, eher stieg er zu einer unaufhaltsamen Woge an und nahm mir die eiskalte Luft zum Atmen.
Weil mich romantische Gefühle nur einschränken Olivia. Verdammt ich bin Sadist. Ich genieße es Frauen weh zu tun und Liebe würde mich da nur zweifeln lassen. Mich verunsichern und etwas kaputt machen, was ich verdammt nochmal brauche.
Wie konnte ich nur so blind gewesen sein. Ich hatte mich in diese Stadt, zu diesem Mann begeben, in der festen Annahme, er könne mir geben, wonach ich suchte. Dabei hatte ich ja keine Ahnung.
Liebe verliert immer.
Fühlte sich so Verlieren an? War es das? Das große Ende von einem kurzen Traum. Erneut schüttelte mich ein Schluchzer und weitere Tränen ergossen sich über meine Wangen. Mir war so kalt, aber das zeigte mir, dass ich noch etwas fühlen konnte. Dass mich mein innerer Schmerz noch nicht überwältigt hatte.
Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir. Langsam gingen meine Tränen aus und ich weinte, ohne auch nur einen Laut von mir zu geben. Von weit her hörte ich Rufe, aber ich schaffte es sie auszublenden.
Meine Finger begannen Abdrücke in dem Schnee zu pressen, bis ich irgendwann meine Hände nicht mehr spürte. Alles war besser als dieser innere Schmerz, also machte ich weiter.
Endlich beruhigte ich mich. Meine Atmung wurde langsamer und meine Augenlieder schwer. Ich dachte an mein Zuhause, an Ben und an Amelie und an Tony. Sie waren so weit weg. Ich war alleine, aber es war egal.
Müdigkeit machte sich in mir breit. Wie lange ich wohl schon hier saß? Ich hob meinen Kopf und schaute in den bewölkten Nachthimmel. Kleine Schneeflocken tanzen auf die Erde setzten sich auf mein schönes Kleid.
Mein letzter Gedanke galt Liam. Seine Distanz war sogar noch kälter als der Schnee. Mit einer gewissen Bitterkeit über diesen Gedanken fielen meine Augenlieder zu und eine beruhigende Dunkelheit umfing mich.
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Ohh Oliva, was tut dir diese blöde Autorin nur an?😈
Unten links🌟 könnt ihr eine kleine Spende für unseren Mond loswerden^^
Eure Lady in red🌹
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Rosegold
SonstigesVorsicht: Dieses Buch beinhaltet detailliert beschriebene sexuelle Handlungen und thematisiert u.a. BDSM. •○•●•○• Schon früh musste Olivia lernen alleine klar zu kommen. Die junge Kellnerin hat ihr Leben im Griff, ist selbstbewusst und neugierig un...