Kapitel 18

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Ich lief durch die volle und aufgedrehte Stadt. Meinen Wintermantel hatte ich fest um mich gezogen und meine Schuhe hinterließen saugende Geräusche bei jedem Schritt. Wenn hier Schnee gelegen hatte, dann ist er sicherlich zu diesem Überrest an schmutzigem, halb flüssigem Matsch geworden.

Meine Gedanken wollten sich einfach nicht auf das schöne Stadtbild konzentrieren. Immer wieder spielte sich das heutige Szenario in meinem Kopf ab. Es war auf eine Art und Weise demütigend gewesen und trotzdem hatte sich jede Sekunde die Erregung in mir angestaut.

Diese Bilder, wie er Blickkontakt mit mir gehalten hatte und meine zitternden Hände seine Hose geöffnet hatten, wie er seine Hand in meinen Haaren verkrallt hatte und jede meine Bewegungen genau kontrolliert hatte und wie er kam.

Den Zettel mit den Aufgaben hatte ich schnell abgearbeitet. Er war simpel und da ich keinen Partner hatte, kam das Maß an Arbeit was er mir aufgetischt hatte nicht an meins zu Hause ran.

Das kleine Buch schaukelte bei jedem Schritt in meiner Tasche. Die Regeln, ich sollte sie auswendig lernen, was kaum nötig war. Jede einzelne Regel hatte sich mit der dazugehörigen Situation fest in meine Gedanken eingebrannt.

Gelangweilt starrte ich auf den Triumphbogen vor mir. Heute war mein Geist einfach nicht bereit sich auf ein üppiges Kulturprogramm zu konzentrieren. Dafür pochte das Verlangen schmerzhaft im Takte meines Pulses und die Vorfreude und Angst duellierten sich in einem stetigen Kampf um die Oberhand.

Ein Blick auf meine kleine Armbanduhr verriet mir, dass ich dringend dem Heimweg antreten sollte und ich beschleunigte meine Schritte. Mein Herz raste, ich durfte nicht zu spät kommen. Nicht heute nachdem Liam so oder so wütend auf mich war.

Mein Orientierungssinn ließ mich nicht im Stich und ich atmete erleichtert ein, als ich Liams Haus erblickte. Das schicke Viertel protzte nur so von schicken Villen und Liams Haus wirkte nahezu unscheinbar zwischen all den Bauten, zumindest wenn man vom äußeren ausging...

Als mich die wohlige Wärme umfing atmete ich erleichtert aus. Keine Spur von Liam. Ich begann mich bis auf den Slip eilig auszuziehen und nahm eine kniende Haltung neben der Tür ein. So stand es auf dem kleinen Zettel der ebenfalls in meinem Roten Buch lag.

Ich versuchte meine Haltung zu perfektionieren, die Beine noch weiter zu spreizen und den Rücken noch mehr durchzudrücken. Ich musste nicht lange warten und innerlich hatte ich das Bedürfnis meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen.

Wäre ich nur fünf Minuten später gekommen, hätte das ein böses Ende nehmen können. Liam zog sich in einer raschen Bewegung aus und kam dann entschlossen auf mich zu. Grob packte er meine Haare und zog mich an diesen hoch.

Ich wimmerte und sah in seine kalten Augen, bevor er mich an die raue Wand presste und unsere Lippen hart aufeinandertrafen. Er saugte meine Unterlippe zwischen seine Zähne und biss fest zu. Ich konnte nicht ausweichen, zu stark war sein Griff und zu hart die Wand.

Der Schmerz fuhr mir direkt zwischen die Beine und steigerte mein Verlangen, doch Liam hörte auf.

„Zieh dich an, ich warte draußen auf dich. Du hast zwei Minuten und für jede Minute die du zu spät kommst bestrafe ich dich."

Er ließ mich alleine zurück und ich beeilte mich, meine Sachen über zu streifen und meine Handtasche, welche noch auf dem Boden stand über meine Schultern zu werfen.

„Glück gehabt."

Knurrte der Mann vor mir. Wie setzten uns in Bewegung und ich hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten.

„Herr? Wohin gehen wir?"

„Wirst du noch früh genug sehen. Komm her."

Liam legte seinen Arm um meinen Körper und wir entfernten uns vom Zentrum von Paris. Sein Griff war fest und wie ein Einkaufswagen lenkte er mich durch das rege Treiben der Stadt. Vor einem unscheinbaren Laden hielten wir schließlich und dank einer nahe gelegenen Metrostation schlussfolgerte ich, dass mir in der Nähe von Moulin Rouge waren.

Im Schaufenster waren lediglich zwei Schaufensterpuppen, welche aufreizende Unterwäsche trugen. Ich verdrehte die Augen. Männer waren doch alle gleich.

Ich hatte keine Ahnung wie lange wir bereits gelaufen waren, aber meine Beine schmerzten und mein Atem bildete kleine weiße Wölkchen in der Luft. Liam dagegen wirkte absolut entspannt und machte keine Anstalten zu warten, bis ich Luft geholt hatte.

Wir traten ein und ein Duft von Zimt und Tee umfing mich. Ich staunte, da der Laden um einiges stilvoller war, als es draußen den Anschein gehabt hatte. Die Tapete schien aus der Rokokozeit zu stammen, mit den geschwungenen Blumenmustern und eine große rote Coach dominierte den Raum.

Eher unauffällig fügten sich Kleiderständer in das Ambiente. Eine junge Frau mit hellen Haaren und vermutlich aufgespritzten Lippen kam auf uns zu. Mit schwingenden Hüften und einem silbernen Halsband und obwohl sie Liam auf Französisch begrüßte, hörte ich deutlich ihren russischen Akzent.

Mein Französisch war trotz meiner zweisprachigen Erziehung ein wenig eingerostet, aber ich verstand, dass Liam gerne mit einem gewissen Monsieur Martin reden würde und dass sie mich einkleiden sollte. Ernsthaft?

Mit den Worten „Benimm dich" ließ er mich und die Frau alleine, welche eifrig Korsagen, Strumpfhalter und anderes Zeug aus Spitze raussuchte. Als wir wieder zu dem Sofa zurückkehrten, hatte sich ein zweiter Mann zu Liam hinzugesellt. Beide unterhielten sich angeregt, während die Frau mich und eine Unmenge an Reizwäsche in die Umkleide zog, schaute ich verunsichert zu Liam.

Auf gebrochenem Englisch versuchte sie mir zu erklären, dass ich mich ausziehen musste, bis ich ihr in ebenso gebrochenem Französisch erklärte, dass sie sich nicht die Mühe machen musste.

Energisch hielt sie mir ein Bordeaux-farbenes Set hin und ich ergab mich resigniert. Es war mir ein wenig unangenehm mich vor der fremden Frau umzuziehen, aber sie ließ sich auch von mir nicht vertreiben. Nun stand ich in einem roten, fast durchsichtigem Spitzen-BH, dazu passenden Strapsen und einen Slip der aus so wenig Stoff bestehen zu schien, dass er den Namen Slip nicht verdient hatte vor der kritisch schauenden Blondine.

Noch ehe ich mich betrachten konnte, schob das blonde Biest mich raus und ich stand zitternd vor einem grinsenden Liam und dem anderen Herrn. Meine Haut wurde sicherlich so rot wie der BH.

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