Kapitel 6

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Liam POV

Sie war schön. Wirklich schön. Damit meinte ich nicht dieses typische schön, welches in der Gemeinheit für Frauen mit aufgespritzten Lippen und wasserstoffblonden Haaren stand. Nein, Olivia war einzigartig schön.

Leider trug sie auf dem Bild einen Mantel, welcher ihren zierlichen Körper komplett verhüllte, aber das machte es für mich nur reizender. Frauen neigten dazu auf Bilder alles zu präsentieren was sie hatten und alles andere zu kaschieren.

Olivia scheinbar nicht.

Ich wollte sie sehen. Im echten Leben und zwar bald. Während ich überlegte in welches Restaurant ich sie ausführen würde, antwortete sie mir schon.

Herr Black, 

Ich komme nicht zur Ruhe und schlafen scheint im Moment für mich unmöglich. 

Ihre Einladung nehme ich dankend an und ich freue mich auf diesen Abend. 

Was ihre Antwort zu meiner Frage angeht, muss ich gestehen, dass diese wieder unzählige neue Fragen aufgeworfen hat, aber ich halte mich ihnen zu Liebe zurück. 

O.R.H.

Ich überflog die Zeilen und musste lächeln. Dieses Mädchen faszinierte mich bereits und wir hatten erst ein paar Mails hin und her geschrieben. Ich konnte den Montag jetzt schon kaum erwarten und es war erst Freitagnacht oder Samstagfrüh. Je nach dem.

Olivia konnte also auch nicht schlafen. Irgend wie machte sie mir das sympathisch. Wir könnten die Nächte zusammen durchmachen. Ich musste über meine eigenen schmutzigen Gedanken schmunzeln.

Ich war stolzer Besitzer eines Spielzimmers und bei dem Gedanken es wieder nutzen zu können, kam mein Blut in Wallung. Bis zum Montag musste ich zwangsläufig noch ein paar Dinge einkaufen gehen.

Ich sah durch mein großen Fenster auf den großen und fast vollen Mond. Olivias Haut war fast so strahlend hell wie er. Okay, was war los mit mir? Amüsiert über mich selbst schüttelte ich den Kopf. La lune.

Trotzdem musste ich langsam mal ins Bett. Mein Körper brauchte den Schlaf dringend und ich hatte morgen einen anstrengenden Tag vor mir. Mir sträubten sich jetzt schon alle Haare, als ich an unsere laufende Produktion dachte. Ich antwortete.

Olivia,

Mir ist klar, dass das alles neu für dich ist, aber ich gebe dir den gut gemeinten Tipp: nicht zu viel nachzudenken. Auch wenn du mich nicht kennst bitte ich dich mir zu vertrauen.

Ich kann dir eine Welt zeigen, voller Leidenschaft, von welcher du im Moment nur eine wage Vorstellung zu haben vermagst.

Schlaf jetzt. Ich will dich nicht übermüdet in meiner Gegenwart haben, also gewöhne dir das Nachtwandeln ab ma petite lune.

L.B.

Ich legte meinen PC bei Seite und trottete ins Schlafzimmer. Ich hasste es auf etwas warten zu müssen. Egal auf was. Momente in welchen ich das Voranschreiten von etwas nicht beeinflussen konnte, kamen für mich einer geistigen Folter nahe. Ich atmete schneller als sonst und meine Gedanken wollten einfach nicht von Olivia Herbst weg.

Ein wenig wütend über meine mangelnde Selbstbeherrschung schüttelte ich den Kopf über mich selbst, fand aber dann doch noch in einen unruhigen Schlaf.

Ich brauchte dringend einen Ausgleich in meinem monotonem Leben. Meine Nächte wurden immer kürzer und ich fühlte mich von Morgen zu Morgen immer weniger ausgeruht. Mürrisch stand ich auf und blinzelte gegen das Licht der grellen Morgendämmerung an.

Noch bevor ich mich anzog, oder was aß, rief ich im Büro an und erkundigte mich nach dem laufenden Bestand. Die Ergebnisse waren befriedigend, was mich überraschte. Ich durchlief also meine übliche Morgenroutine und schaute immer wieder zu dem leeren Platz neben dem großen Glastisch.

Hätte ich zur Zeit eine Sub, würde sie jetzt dort knien. Nackt, oder nur in einer eleganten Reizunterwäsche. Gott... ich war wirklich untervögelt. 

Die Straßen von Paris waren frühs noch leer, weshalb ich mich entschloss die paar Meter bis zu la  Défense zu Laufen. Die kalte trockene Winterluft strömte in meine Lungen und mein Atem bildete eine weiße Wolke vor mir.

Ein weiterer monotoner Tag stand mir bevor. Ich trat in einer der riesigen Bürogebäude ein und wurde von der makellos gestylten Blondine am Empfang begrüßt. Sie lächelte mich aufreizend an, wobei sie ihre gebleichten Zähne entblößte. 

Ohne ihr Beachtung zu schenken, lief ich den den Aufzügen. Durch die verglasten Wände konnte ich sehen, wie die Stadt immer kleiner wurde. Ein atemberaubender Anblick der mich mittlerweile jedoch kalt ließ.

Ich setzte mich in mein geräumiges Büro und startete meinen Computer. Nebenbei ließ ich die Börsennachichten laufen. Als mein Computer an war, rief ich zuerst meine Mails ab und siehe da, Olivia hatte mir geschrieben.

Lächelnd klickte ich ihre Mail an. Sie hatte nicht viel geschrieben, was mich ein wenig wütend machte, aber dafür hatte sie im Anhang die Formulare als gescanntes Format eingefügt. Ich schmunzelte, sie hatte also ihre Hausaufgaben gemacht.

Ich zog die Dateien auf einen Stick und druckte sie kurzerhand aus. Olivia hatte die einzelnen leeren Felder in einer ordentlichen und femininen Handschrift ausgefüllt und ich begann zu lesen.

Die Eckdaten kannte ich schon großteils. So wie es aussah waren die Eltern des Mädchens Franzosen, sie selbst wurde aber in Deutschland in der Nähe von Chemnitz geboren. Sie wohnte in einer schicken Gegend, welche ich gleich mal mit Hilfe einer Ortungsapp ansah.

Interessant wurde es erst bei der zweiten Seite und ich musste mir schon bei der zweiten Frage eine Anmerkung machen. Olivia verhütete, was mich insgeheim aufatmen ließ, denn Frauenarztbesuche hatte ich nicht eingeplant gehabt.

Bei ihrem Hard Limit schüttelte ich den Kopf. Ich wettete, dass sie noch nie in ihrem Leben Analverkehr hatte und diesen als Limit aufgrund von Angst genannt hatte. Vielleicht Angst vor Schmerzen oder peinlichen Momenten. Dieses Denken würde ich ihr austreiben müssen, wenn sie mit mir nach Paris kommen würde.

Ihre Antworten stimmten mich allesamt zufrieden. Einen Vertrag hatte ich zwar einmal vor vielen Jahren erstellt, aber ich merkte schnell, dass dieses System nicht wirklich zu meinem Lebensstil passte. Ich mochte es lieber individuelle Regeln spontan aufzustellen.

Noch zwei verdammte Tage bis ich sie endlich persönlich kennen lernte. Ich verstaute die Dokumente in meiner Aktentasche und wandte mich den geschäftlichen Dingen zu. Ich musste es irgendwie schaffen, diese 48 Stunden zu überbrücken.



















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