Kapitel 8

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Liam POV

Ich hasste Verzögerungen. Ich stand in dem Foyer des Hotels und hörte ungeduldig dem Typen zu, der es doch geschafft hatte 400 000 Exemplare zu erstellen. Ich war zwar erleichtert, dass unser Zeitplan nicht komplett verrutschte dadurch, trotzdem nervte mich jetzt der selbstsichere Ton von meinem Mitarbeiter.

Er hatte einen Fehler gemacht, nun stand es ihm nicht mehr zu sich selbst zu loben. Ich beendetet das Telefonat und lief zu den Aufzügen. Mein Herz klopfte schnell, jedoch wahrte ich ein ruhiges Gesicht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass Olivia bereits da sein müsste.

Die Türen des Aufzuges gingen leise auf und sofort sah ich mich suchend um. Das Restaurant war heute Abend gut besucht, alle Tische waren besetzt und sehr viele junge Frauen waren hier. Ein wenig genervt scannte ich all die ausladenden Kleider in allen möglichen absurdesten Farben.

Meine Augen weiteten sich, als ich Olivia erblickte. Sie saß mit dem Rücken zu mir und schaute in den Sternenhimmel. Ihre helle Haut, wirkte makellos in dem schummrigen Licht und ihre aufwändig hochgesteckten Haare glänzten leicht rot.

Ich betrachtete sie ausgiebig, dankbar noch nicht von ihr bemerkt wurden zu sein. Sie trug eines der schlichtesten Kleider hier, fiel aber am meisten auf. Der Barkeeper konnte kaum die Augen von ihr nehmen, was mich wütend werden ließ.

Zum ersten mal, ließ sich ihre grobe Statur erahnen und ich musste mich sehr kontrollieren, um sie mir nicht nackt vorzustellen. Okay, ich stellte sie mir nackt vor. Scheiße.

Als hätte sie meine bohrenden Blicke gespürt, drehte sie sich zu mir um und auch ihre Augen weiteten sich. Doch dieser Moment der Verunsicherung hielt nicht lange bei ihr an und sie erhob sich elegant und kam mit schwingenden Hüften und schüchternen Lächeln auf mich zu.

Olivia Rose Herbst war bezaubernd.

Bei mir angekommen blieb sie zögernd stehen und sah mir direkt in die Augen. Fuck. Ich hätte sie nur aufgrund dieses Blickes hier flachlegen können. Gerne auch vor all den Leuten. Ihre Augen strahlten gerade zu in einer höchst ungewöhnlichen Farbe. 

"Herr Black, es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen."

Ohh mir auch Kleines. Sie schien unschlüssig, ob sie mir die Hand geben sollte, aber ich legte ihr einfach stumm die Hand in den Nacken und schob sie zu unserem Sitzplatz. Sie schnappte nach Luft, als ich sie aufgrund des gewagten Rückenausschnittes meine kalte Hand auf ihrer glühenden Haut spürte.

Wir setzten uns, neben uns der wunderschöne Ausblick auf das Leuchten und Funkeln der vielen kleinen Lichter unter uns und dem Mond über unsren Köpfen. 

Okay Liam du hast das arme Ding genug angestarrt. Olivia wurde nervöser mit jeder Sekunde mehr die ich schwieg und langsam wich die selbstbewusste und eleganten Frau und wurde zu dem schüchternen Etwas mit ängstlichen und großen Augen.

"Olivia."

Sie hob den Kopf und sah mich erwartungsvoll an. Alles an ihr wirkte angespannt und trotzdem senkte sie nicht ihren Blick. Ich war beeindruckt. 

"Du siehst atemberaubend schön heut Abend aus."

Skepsis mischte sich in ihren Blick mit ein und ich realisierte, wie ihr Blick wie beiläufig all die Möchtegernprinzessinen taxierte. Auch wenn ich Selbstvertrauen als essentiell ansah, gefiel mir, dass sie vermutlich gar nicht wusste wie schön sie war.

Ich hasste Eitelkeit, vermutlich gerade so enorm weil sie in meinen Kreisen fast schon Normalität war. Der Kellner kam und ich bestellte für sie und mich einen Champagner, der ganz oben auf der Karte gestanden hatte.

Meinetwegen hätten wir den Abend komplett mir Anstarren verbringen können, aber ich merkte wie unbehaglich Olivia meine musternden Blicke wurden. Vermutlich ging sie gerade vom Schlimmsten aus und dachte, ich würde abwägen ob sie es wert war.

Der Champagner kam und ich hob provozierend das Glas. Olivias Augen begannen zu funkeln und sie drückte den Rücken durch. Noch bevor ich etwas hätte sagen können, ergriff sie dass Wort.

"Auf die Lichter der Nacht."

Ich lächelte sie warm an und meinte zum ersten mal an diesem Abend den Widerspruch, von welchem Ben so viel erzählt hatte, zu erfassen. Das Klirren der Gläser und das Prickeln des kalten Champagner sorgte für eine beschwingte Stimmung un wir kamen ins Gespräch.

Wir redeten über Paris und Berlin, über Ben und seine Frau und über die Triskele. Ich nutze geschickt dieses Thema als Einstieg, um unser Gespräch auf ein etwas heikleres Thema zu lenken.

"Wie kommt es, dass du dich in dieser Bar nie auf einen Dom eingelassen hast?"

Der Hauptgang wurde serviert, doch meine Aufmerksamkeit galt nur der Schönheit mir gegenüber. Ich merkte, wie Olivia die Stirn in Falten legte und nachdachte. Bis jetzt waren ihre Antworten höchst interessant und stets intelligent gewesen.

"Ich glaube ich war einfach zu unscheinbar für die meisten."

"Das glaube ich dir nicht."

Sie legte die Stirn erneut in Falten und blickte ein wenig verunsichert auf ihr nun fast leeres Glas. Ich atmete gepresst aus, doch als ich ansetzten wollte sie zu beruhigen, hatte sie bereits den Kopf gehoben und ein stechend goldener Blick begegnete meinem.

"Okay vielleicht habe ich mir in all den Jahren nie eingestanden wie ich war, was ich war. Es ist mir von Anfang an schwer gefallen, diese Seite an mir zu akzeptieren, so sehr ich sie auch lieben mag, aber es ist etwas völlig anderes dazu zu stehen."

Ich lächelte sie zufrieden an. Gut analysiert Kleine. Ich merkte wie sehr meine Frage sie aus dem Konzept gebracht hatte und wir aßen einen Moment still.

"Können Sie mir etwas über... ich weiß nicht... über ihre dominante Seite erzählen?"

Ich grinste ein wenig. Dieses Mädchen hatte ihre Neugier wirklich kaum in Griff, was ich irgendwie niedlich fand.

"Gerne doch Olivia, aber danach bist du dran."

Sie nickte entschlossen und ich holte Luft. 

"Als ich in deinem Alter war, also ungefähr vor sieben Jahren wurde ich zu einer ziemlich schicken Party eingeladen. Ich war damals noch nicht lange erfolgreich und für mich war alles noch unglaublich aufregend.

Naja zumindest war diese Party unglaublich formell und langweilig und als ich kurz raus ging lernte ich Maya kennen. Auch ihr war es zu langweilig unter all den alten Anzugträgern und wir kamen ins Gespräch.

Wir redeten über Gott und die Welt und diese Party rückte in den Hintergrund. Irgendwann erzählte Maja mir, dass sie eine Switcherin war. 

Bis dahin hatte ich noch keine Ahnung was BDSM war, aber das was Maya beschrieb und zwar aus devoter und dominanter Sicht, reizte mich.  Ich wurde neugierig und begann mich zu informieren, Szeneclubs zu besuchen und das eine führte zum anderen und nun sitze ich hier."

RosegoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt