„Wo ist Maya eigentlich?"
Liam schaute von seinem Handy auf.
„Wieder in Deutschland. Sie ist vorgestern zurück gefahren."
„Haben Sie sie mal geliebt Herr?"
Liam schaltete das blinkende Display nun komplett aus und seine ganze Aufmerksamkeit galt nun mir. Nervös nestelte ich an der Decke rum. Ich konnte beim besten Willen nicht einschlafen. Nicht nur weil Liams Handy ein unangenehmes blaues Licht ausstrahlte, auch weil mir viel zu viel durch den Kopf ging.
Ich hatte die vergangenen Tage mir so viele Fragen gestellt und hatte immer noch keine einzige befriedigende Antwort.
Das Wiedersehen im LOWFIRE lag erst wenige Stunden zurück und ich hatte unsere Session zwar in vollen Zügen genossen, trotzdem brauchte ich Klarheit.
„Erstmal brauchst du mich nicht mehr zu siezen, wenn wir nicht spielen Olivia."
Was soll ich denn davon halten?
„Also schön. Hast du Maya geliebt Liam?"
„Das heißt aber nicht, dass du gleich frech werden darfst. Trotz allem was ich gesagt habe, hat sich an der Dynamik unserer Beziehung nichts geändert."
Er beugte sich vor und strich mir mein verfilztes Haar hinters Ohr. „Verstanden kleine Sklavin?" Eine Gänsehaut breitete sich in meinem Nacken aus und ich versuchte die Wirkung, die diese Worte auf mich hatten zu unterdrücken.
„Nein. Maya ist mir wichtig, als gute Freundin, aber geliebt habe ich sie nie."
Erleichtert atmete ich auf. Ich wusste, dass die Vergangenheit wenig an der Gegenwart ändern sollte, aber meine Eifersucht kannte was das anging keine Grenzen.
„Karl liebt Maya, oder?"
Liam sog scharf die Luft ein. Anscheinend hatte ich gerade einen wunden Punkt erwischt, aber es war mir egal. Ich wollte endlich verstehen, warum so viel so verkorkst war.
„Und Maya liebt Karl."
Was? Ich musste mich wohl verhört haben.
„Naja, zumindest hat sie ihn mal geliebt."
Seufzend holte er Luft und sah mich mit einem sanften Blick an. Ich spürte instinktiv, dass es hier um mehr ging, als nur um einen lapidaren Streit zwischen zwei Brüdern.
„Es gibt da ein paar Dinge, die du nicht weißt und vermutlich auch nicht verstehen kannst. Belass es doch einfach dabei."
„Nein. Ich war mehr als drei Tage bei Karl und der Mann hat ein verdammtes gebrochenes Herz. Und jetzt sagst du mir, dass Maya doch mal etwas für ihn empfunden hat, ich aber es dabei belassen soll?"
„Du würdest es nicht verstehen. Es geht dich nicht mal etwas an."
Liam zog mich näher zu sich ran und ich blickte auf die Matratze auf dem Boden, meinen eigentlichen Schlafplatz. Selbst diese kleine Entfernung wirkte auf mich schmerzhaft.
„Bitte. Erklär es mir." Flüsterte ich kaum hörbar und Liam begann kleine Küsse in meinem Nacken zu verteilen. Seine Arme lagen schützend um mir. Es war sicherlich schon nach drei Uhr morgens, aber ich war hellwach.
„Warum magst du es Schmerzen zu spüren petite lune? Warum genießt du es, wenn ich dich an deine Grenzen treibe. Warum kannst du Lustschmerz als solchen wahrnehmen?"
Ich brauchte einen Moment. Seine Frage hatte mich ein wenig aus dem Konzept gebracht und ich dachte ernsthaft über seine Worte nach.
Warum mochte ich zumindest einen gewissen Grad an Schmerz?
„Ich schätze es hat sich langsam entwickelt. Aus meiner Neugier wurde irgendwann dieses Verlangen. Und irgendwie war ich schon immer devot veranlagt. Zumindest hatte ich schon sehr früh gewisse Fantasien."
Liam brummte hinter mir und ich dachte daran, wie er auf BDSM gestoßen war.
Durch Maya.
„Das ist auch so ziemlich der Idealfall. Bei Maya war das leider nicht so. Für sie ist Schmerz nicht bloß ein Ventil, es ist mehr."
Ein bitterer Unterton schwang in seiner Stimme mit und ich drückte mich noch ein wenig fester an ihn.
„Als sie 17 war, hatte sie einen Freund, ihren ersten richtigen Freund. Es war diese Art Typ den man als Badboy bezeichnet. Ein mieses uns arrogantes Arschloch. Maya hatte zuvor noch nie Sex oder etwas Vergleichbares gehabt, was mit 17 auch ziemlich normal ist."
Ich ahnte worauf seine Erzählung hinausführte und schluckte schwer. Arme, arme Maya.
„Sie hatte ihm vertraut, ihn vielleicht sogar geliebt und er hat das schamlos ausgenutzt. Sie kann sich nur noch an das Gefühl danach erinnern, als sie mit höllischen Kopfschmerzen aufgewacht war. Der Typ hatte ihr ein Beruhigungsmittel in ihren Drink gemixt."
Unbändige Wut und Hass lagen in Liams Stimme. Ich konnte mich kaum an mein erstes Mal erinnern, aber das was Maya da angetan wurde...
Unvorstellbar.
„Sie hatte gespürt, dass etwas mit ihr nicht gestimmt hatte. Dann hat sie das Blut auf dem Laken gesehen und hatte einen Zusammenbruch. All die Antidepressiva halfen aber nichts, um zu vergessen. Es dauerte viel zu lange für sie, um darüber hinweg zu kommen."
Eine Träne löste sich von meinem Auge und kullerte über meine Wange.
Ich hatte ja keine Ahnung gehabt.
„Schmerz und Kontrolle haben für Maya eine viel tiefsinnigere Bedeutung. Egal ob sie toppt, oder Sub ist. Für sie ist das die Möglichkeit sich lebendig zu fühlen und damit klarzukommen. Ich wünschte es wäre anders, glaub mir.
Sie hat sich geschworen nie wieder jemanden so zu vertrauen. Viel mehr spielt sie ihre eigenen Gefühle runter und versucht stark zu wirken. Doch in Wahrheit ist sie schon zerbrochen."
Ein Schluchzer zerschnitt die Stille und ich verstand, dass ich dieses hilflose Geräusch von mir gegeben hatte. Mitleid und Trauer lösten einen weiteren Tränenschwall aus und das salzige Wasser tränkte den Bezug des Kopfkissens.
Es dauerte einen Moment, bis ich mich beruhigt hatte und Liam hielt mich die ganze Zeit fest, als hätte er Angst ich könne wieder verschwinden.
Was für eine verkorkste Welt.
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Bis jetzt wurden von Liam 96 🌟 gezählt, was ihn gereicht um Olivia bei sich schlafen zu lassen.
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Einen schönen Tag euch🦄
Eure Lady in red🌹
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Rosegold
RandomVorsicht: Dieses Buch beinhaltet detailliert beschriebene sexuelle Handlungen und thematisiert u.a. BDSM. •○•●•○• Schon früh musste Olivia lernen alleine klar zu kommen. Die junge Kellnerin hat ihr Leben im Griff, ist selbstbewusst und neugierig un...