Kapitel 74

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„Olivia, jetzt gib dir bitte einen Ruck. Du kannst doch nicht den ganzen Tag damit vergeuden Filme mit Jennifer Aniston zu glotzen und Chips in dich reinzuschaufeln."

Seufzend schaltete ich den Film auf lautlos und sah Amelie vorwurfsvoll an. Meine beste Freundin hatte die Hände in die Hüften gestemmt und deutete auf die leere Tüte meiner Lieblingschips. Sie sah bezaubernd aus, die Liebe stand ihr gut.

Wir hatten uns seit unserem Wiedersehen einiges zu erzählen gehabt und endlich hatte Amelie ihre Freundin zu ihrer festen Freundin gemacht. Und so sehr es mich auch für sie freute, dass sie so glücklich war, tat es weh das nicht mehr haben zu können.

Die letzten Tage hatte ich nur dank Sex and the City und einer Überdosis an Kalorien überstanden. Ich wollte nicht über meine Gefühle reden, nicht mal mit meiner besten Freundin. Ich wusste nicht mal ob ich dazu überhaupt in der Lage war, ohne gleich loszuheulen.

„Tue ich doch gar nicht."

Jetzt wanderten ihre Augenbrauen auch noch nach oben. Frustriert schaltete ich den Fernseher komplett aus und klopfte die Chipskrümel von meiner Joggingshose.

Hatte Karl Lagerfeld nicht mal gesagt, wer eine Joggingjose trägt, hätte die Kontrolle über sein Leben verloren? Wie Recht er doch hatte.

„Ich muss so oder so in einer Stunde zur Arbeit."

Das war nicht mal gelogen. Ben hatte mich mit Freude wieder bei sich eingestellt, vermutlich auch, weil er sich schuldig fühlte. Immerhin hatte ich nur durch ihn Liam kennengelernt und er ließ sich von mir nicht ausreden, dass ich ohne seine Hilfe jetzt nicht so traurig wäre.

Es waren nun genau sieben Tage vergangen, nachdem Liam zum zweiten Mal rot gesagt hatte. Ich erinnerte mich noch, wie ich in seinen Armen eingeschlafen war, nach unserer Session. Am Morgen drauf war ich alleine aufgewacht und hatte für mich den Beschluss gefasst, auf einen langen und gezwungenen Abschied zu verzichten.

Die Regeln waren eindeutig. Das Safeword durfte zweimal gesagt werden, dann war Schluss. Und so sinnvoll mir das zu Beginn auch vorgekommen war, zerbrach ich gerade innerlich. Alles in mir sehnte sich nach ihm.

Ohne jegliches Zutun löste sich eine Träne und kullerte mir über die Wange. Verärgert wischte ich sie weg. Ich hatte wirklich genug geheult die letzten Tage. Selbst im Schlaf weinte ich, falls ich denn überhaupt schlafen konnte.

Wortlos trat Amelie auf mich zu und schloss mich in eine feste Umarmung. Ich schniefte, als weitere Tränen ihr Shirt durchnässten. Zwar beteuerte Amelie immer und immer wieder, dass ich mich bald besser fühlen würde, aber der Schmerz nahm nicht ab. Nicht mal nach einer Woche.

Dagegen waren die Striemen auf meinen Rücken, die man immer noch sehen konnte nichts.

„Das erste Mal tut immer am meisten weh."

„Hm?"

„Das erste Mal Liebeskummer, glaub mir, ich weiß wie du dich fühlst."

„Quatsch, ich war schon ziemlich oft verliebt. Du kanntest doch so ziemlich alle meine Exfreunde."

Amelie lachte auf, ein Geräusch was in meinen Ohren in diesem Moment fast schon surreal klang. Ihre kurzen Haare kitzelten meine Nase, aber ich wollte sie nicht loslassen. Ich klammerte mich an ihre schlanke Geschalt, wie an einen Rettungsanker.

„Das war für dich doch nie mehr als nur ein Zeitvertreib. Sieh es doch einfach ein, du hast bis jetzt niemanden an dich rankommen lassen."

Ich wollte widersprechen, weil die Worte aus ihrem Mund scharf und fast schon anklagend klangen, aber sie hatte Recht. Ich hatte mich zuvor wirklich nie auf jemanden eingelassen gehabt. Ich hatte Beziehungen, ja und sicherlich nicht wenige, aber von Liebe konnte da nicht die Rede sein.

„Ach Livi, hast du ihm denn gesagt, dass du ihn liebst?"

Ich schüttelte meinen Kopf und auch wenn Amelie mich nicht sehen konnte, da ich mich nach wie vor an sie klammerte, deutete sie die Bewegung an ihrer Schulter richtig.

„Du bist wirklich nicht leicht."

Ich seufzte zustimmend und Amelie schob mich ein Stück von sich weg. Ihr Blick scannte mein Gesicht und sie verzog missbilligend die dunkel geschminkten Lippen.

„Sehe ich so schlimm aus?"

„Willst du die Wahrheit hören?"

Ich zuckte mit den Schultern. Ich konnte mir vorstellen, wie verquollen meine Augen sein mussten und wie zerzaust meine Haare wohl abstanden.

„Ganz ehrlich, Heidi Klumm hätte heute kein Foto für dich."

Ich seufzte und trottete ins Bad. Gleichgültig starrte ich in den großen Spiegel über dem Waschbecken. Nein, Heidi Klumm hätte mich schon vor dem Umstiling rausgeworfen.

„Lass mich dir helfen."

„Lass gut sein, das bringt doch so oder so nichts."

„Quatsch, ich hasse es dich so zu sehen Olivia."

Sie griff nach meiner Haarbürste und ich setze mich auf den kleinen Hocker, auf dem sonst immer Handtücher bereitlagen. Es war ungewohnt, wieder in meiner kleinen Wohnung zu leben, nachdem ich in Liams Bad ohne große Mühe eine Hüpfburg hätte aufstellen können. Aber irgendwie tat es auch gut wieder in meiner kleinen und überschaubaren Wohnung zu sein.

„Du wirst sehen, ich hole die alte Olivia wieder zurück."

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🦄Wir bei Fabletics lieben unsere Leggins. Weil sie sich genauso gut anfühlen wie sie aussehen.🦄

Wenn ich diese bescheuert Werbung noch einmal sehen muss, weil YouTube denkt, dass ich jemals so eine hässlich geblümte Hose tragen würde, drehe ich noch durch.🙄😢

Aber gut, es gibt Schlimmeres: Cliffhänger zum Beispiel. Falls ihr mir zustimmt, klickt auf den Stern🌟👈😥

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