Kapitel 45

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Karl POV

Dame auf D5. Ich atmete hörbar aus und wartete bis das Handy seinen Zug tätigte. Turm auf E1. Wieder musste ich warten und sah für einen kurzen Moment nach oben. Mein Büro war genauso groß wie das von Liam, es war genauso modern eingerichtet und es war mit genau den selben Medien ausgestattet.

Ich hätte arbeiten sollen. Meine Mails waren nicht mehr zählbar und zudem musste ich dringend unsere Aktien überprüfen und gegebenenfalls optimieren. Doch ich schaffte es einfach nicht mich zu konzentrieren.

Und je länger ich auf meinem Handy langweilige Spiele gegen eine künstliche Intelligenz spielte, umso mehr wurde mir bewusst, warum ich das tat.

Vor nun mehr als fünf Stunden hatte ich in Mayas Facebookprofil eine Mitteilung entdeckt, dass sie das Wochenende nach Paris kommen würde. Seitdem rasten meine Gedanken und all meine schwer kontrollierten Emotionen drohten sich Bahn zu brechen.

Mittlerweile war ich zu einem regelrechten Stalker mutiert und hatte in nur wenigen Minuten rausgefunden, warum Maya gerade dieses Wochenende gewählt hatte. Frustriert setzte ich meinen vorletzten Bauern auf D3.

Eine wage Erinnerung schlich sich in meinen Kopf. Ein Bild von einer Zeit in welcher ich und Liam noch gut miteinander ausgekommen waren und wie betrunkene Teenager um die Straßen gezogen waren. Der Moment als Maya meinen Bruder und mich in eine schicke Kneipe geschleift hatte und uns ein Paar Freunde vorgestellt hatte.

Erst Tage später hatte sie mir erzählt, dass das Treffen nicht nur eine Zusammenkunft von Freunden gewesen war, sondern ein Stammtisch. Resigniert dachte ich an die Zeit, in welcher ich ihr noch nah war. Nah genug, dass sie mir ihr Geheimnis verriet, aber nicht nah genug um sich auf mich einzulassen.

König auf F6. Ich schloss meine Augen. Meine Stimme der Vernunft war schon längst verstummt. Kurzerhand beschloss ich, dass mein Handy nicht genug Ablenkung bot. Ich brauchte mehr. Ich stand auf und goss mir einen Gin ein und ließ die brennende Flüssigkeit meine Kehle runter rinnen.

Ich griff nach dem Telefon und rief bei der Rezeption an. Es war erst um fünf, was bedeutete, dass Lisa noch nicht Feierabend hatte. Eine monotone Stimme meldete sich und ich schloss meine Augen. Der Alkohol stieg mir zu Kopf und verdrängte zumindest einen Teil des Schmerzes. Den restlichen würde Lisa nehmen. Auch wenn nur für ein paar wenige Sekunden.

„Kommst hoch."

Meine Stimme klang bereits ein wenig lallend und kalt, aber es war mir egal. Wenige Minuten später klopfte es bereits und meine Sekretärin trat ein. Ich musterte sie und stellte belustigt fest, dass sie die ersten Knöpfe ihrer Bluse aufgeknöpft hatte. Aber selbst das machte die künstliche Frau mir gegenüber nicht wertvoller.

Sie war eine Ablenkung, mehr nicht.

„Komm her."

Sie schlenderte lasziv auf mich zu und ich roch ihr Parfum, was ein unangenehmes Stechen in meiner Nase verursachte. Maya hatte immer nach Waschmittel und Wiese gerochen. Ein sauberer und natürlicher Duft.

Ich zwang meine Gedanken sich wieder auf Lisa zu fokussieren und zog sie an ihren viel zu schmalen Hüften zu mir, doch sie wich zurück. Verwundert zog ich meine Augenbraue in die Höhe und sah sie fragend an.

„Was?"

„Es ist nur... die Freundin von ihrem Bruder meinte vor einigen Tagen, dass..."

Meine Augenbraue schoss noch weiter in die Höhe. Meinte sie Olivia?

„Sie meinte was Lisa?"

„Nun ja, dass du mich hochschlafen würde und mit wem auch immer ich Sex hätte, diesem jemand nichts an mir läge."

Das erklärte zumindest, warum sie an diesem Tag so aufgelöst gewesen war. Hatte Olivia einfach nur geraten? Das Mädchen war mir gar nicht so hinterlistig vorgekommen, doch scheinbar hatte sie mit ihrer kleinen Stichelei bei meiner Sekretärin einen wunden Punkt erwischt.

„Ja und? Ich hatte von Anfang an klargestellt, dass ich keine Gefühle will. Und du warst einverstanden damit gewesen."

„Es ist nur Karl... Ich..."

„Was?"

Meine Stimme- immer noch kalt und ein wenig beeinträchtigt vom Gin.

„Nichts."

Ohne weiter darauf einzugehen zog ich sie auf meinen Schoß und diesmal ließ sie es zu. Sie presste ihre bemalten Lippen auf meine und ich zwang meinen Körper den Kuss zu erwidern. Meine Hände wanderten zu ihrer Bluse und ich riss die restlichen Knöpfe auf, bis sich mir Lisas Pushup offenbarte.

In einer Schwungvollen Bewegung warf sie ihre Haare nach hinten und schaute mich gierig an. Mir entging nicht, dass ihre Finger leicht zitterten, als sie an meiner Hose rumnestelte und mir raschen Bewegungen entledigte ich mich meinen Boxershorts.

Lisa senkte ihren Kopf und hauchte Küsse auf meinen Schwanz. Ich lehnte mich zurück und schloss meine Augen. Meine Hände wanderten wie automatisch zu ihren Haaren und verkrallten sich in ihnen.

Ich zog ihren Kopf näher hin und sie öffnete bereitwillig ihre Lippen. Ich dirigierte jede ihrer Bewegungen und spürte wie mein Blut in Wallung geriet. Der Alkohol in meinen Adern sorgte für den Rest.

Meine Augen hielt ich geschlossen. Ich wollte ihr nicht ins Gesicht sehen, denn sofort hätte ich dann wieder ein schlechtes Gewissen bekommen. Sie war eine Ablenkung von meinen schlummernden Dämonen, mehr nicht.

Ich spürte wie mein Körper ohne mein Zutun sich verkrampfte und ich spannte kurz meine Gliedmaßen an. Dann kam ich.

Mein Atem ging nur noch stoßweise und die Frau zu meinen Füßen sah mich erneut mit diesem lasziven Lächeln an. Die Befriedigung, welche ich für einen kurzen Moment verspürte, hielt nur wenige Sekunden an. Dann verließ mich das wohlige Gefühl und machte dieser Leere wieder Platz.

Ein flüchtiges Bild von Maya schlich sich in meine düsteren Gedanken und ich hörte wieder und wieder ihre Worte.

Ich kann es nicht gut erklären, vor allem weil das eine andere Welt für dich ist, aber ich bin Masochistin. Ich mag es Schmerzen zu spüren und ich mag es unterworfen zu werden. Ich brauche das und du kannst es mir nicht geben Karl. Es tut mir so leid. Frag deinen Bruder, vielleicht kann er es besser erklären...

Keine Ablenkung dieser Welt konnte die Leere in mir füllen, welche sie hinterlassen hatte.

Ich war Schach Matt.

RosegoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt