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Leonard P.O.V

Daniel hatte mich an der Stelle getroffen, an der auch schon Luke mich gerammt hatte. Sein Griff war fest genug gewesen, dass ich kurz das Gesicht verzogen hatte. Danach war er einfach aus dem Raum gestürmt. Den Motorradhelm hatte er zurück gelassen, genauso war er mit seiner nassen Kleidung nach draußen verschwunden.

Ich ließ mich an der Wand hinter mir auf den Boden gleiten. Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus der Hosentasche. Ich schaffte es kaum, die richtigen Tasten zu drücken, so stark zitterte ich schon.

"Thomas, kannst du bitte meine Stunden übernehmen, ausfallen lassen, was auch immer. Ich erklär dir Zuhause warum. Bitte, tu mir den Gefallen." murmelte ich und legte sofort wieder auf.

Die nächste, die ich Anruf war meine Schwester. "Ich brauche dich, Jenny." Ab da hatte ich es kaum mehr geschafft, meine Stimme unter Kontrolle zu halten.

Nicht nur meine Hände, meine Stimme zitterte und ich blinzelte immer wieder Tränen aus meinen Augen.

Meine Schwester brauchte keine zwanzig Minuten, bis sie hier war. Sie kam zur Sporthalle, wahrscheinlich aus Instinkt oder weil sie irgendwen gefragt hat, ich weiß es nicht.

Aber ich war ihr dankbar dafür, dass sie sich neben mich auf den Boden setzte und mich in den Arm nahm.

"Denkst du, ich bin ein schlechter Mensch?" fragte ich, einige Zeit, nachdem wir stumm auf dem Boden gesessen haben. "Was? Wie kommst du darauf?" erwiderte Jenny.

"Ich hab mich drei Jahre lang nicht bei ihm gemeldet und erwarte jetzt von Daniel, dass er mich sofort zurück nimmt, mir verzeiht." Sie setzte sich etwas auf.

"Leonard Maurice Schilf, du hast dein Leben lang dafür gearbeitet, anderen eine bessere Chance auf Lernen zu geben als du sie je hattest. Du hast für diesen einen Jungen deine Karriere aufs Spiel gesetzt und sie dabei wirklich fast verloren. Wenn du meine Meinung willst, ich finde, er hatte von Anfang an kein Recht, überhaupt sauer zu sein."

Ich stand auf und rammte meine Arme gegen die Wand.

"Er hat mich beschützt, Jenny. Uns beide und Thomas nicht weniger. Dafür hat er mehr Schläge eingesteckt als er hätte müssen." meinte ich.

"Wir wären überhaupt nicht in Gefahr gewesen, wenn dein Freund uns da gar nicht erst rein gezogen hätte." erwiderte sie. "Es war nicht mein Freund, der dich in Gefahr gebracht hat Jenny, sondern deiner. Und wer ist zu dir gekommen und hat dir die Wahrheit gesagt?" fragte ich.

"Leo, du hast mich angerufen, weil du wolltest, dass ich für dich da bin. Ich bin aber nicht dein persönlicher Boxsack. Dass Daniel dir nicht verzeiht ist nicht meine Schuld." warnte Jenny und stand ebenfalls auf.

"Entschuldige." seufzte ich. "Erzählst du mir jetzt, was passiert ist oder sollen wir uns weiter streiten?" fragte sie, setzte sich diesmal auf die Bank und klopfte neben sich.

"Wir hatten fast schon ein normales Gespräch angefangen und dann hat er mich vor einem Streich meiner Schüler gerettet. Wir haben uns gestritten, weil er den Eindruck hatte, für mich wären die letzten Jahre leicht gewesen." erzählte ich und setzte mich neben sie.

"Ich liebe diesen Jungen immer noch Jenny. Vielleicht können du und Thomas es nicht gut heißen, aber ich kann mir selbst nicht das Gegenteil einreden. Ich liebe Daniel." Jenny legte ihre Hand auf meine Schulter.

"Ich hätte den Kontakt zu Daniel abgebrochen, wenn ich glauben würde, ihr seid nicht gut füreinander, Leo. Was ich mit meinen Worten meinte war, du hast dich aus einem Grund für deinen Kontaktabbruch entschieden und ich will nicht, dass du diesen Grund vergisst, nur weil ihr euch wieder gesehen habt." erklärte sie.

"Was ihr beide braucht ist Mal ein ordentliches Gespräch, in dem ihr eure Differenzen klären könnt und was ihr überhaupt wollt." fügte Jenny ihren Worten hinzu.

"Was, wenn es zu spät ist?" fragte ich. "Wenn zwei Menschen sich lieben, dann finden sie auch einen Weg. Geh Nachhause Leo, ruh dich aus, überdenk alles nochmal in Ruhe." bat Jenny.

"Ich muss den Helm noch zu den Zwillingen bringen. Daniel hat ihn hier vergessen." meinte ich und deutete rüber auf die Ecke des Raumes.

"Mach dir darum keine Sorgen. Ich bring ihn nach meiner Schicht vorbei. Schick mir einfach die Adresse, wo sie wohnen und ich fahr nach der Arbeit kurz vorbei."

"Jenny, das musst du nicht." "Ich tue es aber. Du brauchst Ruhe und Zeit nachzudenken. Und, ich weiß du willst es nicht hören, trotzdem will ich nicht, dass du den Gedanken abwirfst, weiter zu machen, ohne Daniel."

Ich sagte zu diesen Worten nichts, wollte nicht ein weiteres Streitgespräch anfangen.

"Soll ich dich noch Nachhause fahren?" fragte meine kleine Schwester.

"Nein, ich werde laufen. Frische Luft wird mir sicher gut tun."

"Wirst du okay sein?" fragte Jenny dann. "Ich find schon einen Weg." war meine knappe Antwort.

Sie gab mir noch einen Kuss auf den Scheitel, bevor sie mich in der Umkleide alleine ließ.

Ha, das ist also Herzschmerz, wenn man Mal genauso abserviert wurde, wie man es selbst gesehen hat.

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt