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Leonard P.O.V

Thomas hatte uns die Wohnung überlassen. Als ich ihn vorwarnen wollte, dass ich mit Daniel nach Hause kommen würde schrieb er mir, dass ich fünf Minuten später kommen solle, dann könnte Thomas kurz eine Tasche packen und zu seinem Vater verschwinden.

'Versau es dir nicht.' hatte er dann noch geschrieben, offensichtlich wissend, dass der Weg von Daniel und mir direkt ins Schlafzimmer führte.

Fast direkt danach wurde Daniel angerufen und verschwand nach draußen auf den Balkon.

Ich blieb alleine im Bett zurück. War es ein Fehler gewesen? Wie dachte Daniel darüber, dass wir wieder miteinander geschlafen hatten? Was mache ich, wenn es ihm nicht gefallen hat?

Meine Gedanken machen mich irre. So sehr, dass ich ebenfalls nach draußen auf den Balkon ging. Davor versicherte ich mich aber, dass Daniel mit seinem Telefonat fertig war. "Ist alles in Ordnung?"

Eine Frage, die für viele leicht gewesen wäre, nicht aber für Daniel.

Nur in Boxershorts lehnte er am Geländer und sah vor sich auf die kleine Wiese und die daneben liegenden Straßen. Daniels ganze Ausstrahlung war so verdammt traurig.

Anstatt mir zu antworten ließ er seufzend den Kopf auf die Arme sinken. "Fuck." war das Einzige, was Daniel von sich gab. "Hey." Ich legte beide Hände an seine Wangen und zog sein Gesicht so sanft nach oben. "Was ist passiert?"

"Als würde es nicht schon reichen, dass mein letzter Ex mich nicht in Ruhe lässt kommt jetzt auch noch mein schlimmster Ex und will mir ans Bein pissen." erzählte Daniel schließlich. "Schlimmster Ex? Ich verstehe nicht." gab ich zu.

"Du erinnerst dich an das Video? Hab dir nie erzählt, dass ich mit dem Kerl, der mir meine Schulter ausgekugelt hat vorher ne ganze Weile lang geschlafen hab." Er redete, als würde er einen uniteressanten Fakt am Rande erwähnen. "Carla hat eine einstweilige Verfügung gegen ihn durchgebracht aber laut seinem Bruder will Davis die wieder rückgängig machen. Heißt, wenn er es hinkriegt darf ich wieder mit dem Kerl, der mich fast umgebracht hat kuscheln."

Seine monotone Art, dieses Desinteresse, es war so falsch. "Das lasse ich nicht zu!" meinte ich, merkte, wie ich meinen Körper anspannte. "In jeder anderen Situation hätte ich deine Fürsorge oder Eifersucht oder was auch immer das ist heiß gefunden, aber Davis ist nicht einfach ein nerviger Ex, er ist psychisch gestört und dich sollte das eigentlich gar nichts mehr angehen."

Ich hasste es, wenn Daniel so wurde. Wenn er so tat, als wäre alles so simpel aber gerade Daniel zerbrach sich am meisten den Kopf.

"Weil ich dich verlassen habe darf ich mir keine Sorgen mehr um dich machen?" fragte ich. "Er ist mein Ex." meinte Daniel. "Ich bin das auch und ob es dir gefällt oder nicht, ich sorge mich um dich. Ich habe Gefühle für dich Daniel."

Wir wichen beide voneinander zurück. Ich drehte meinen Körper zum Geländer und Daniel seinen zur Wand. Diese Worte waren wirklich nicht geplant gewesen. "Wenn du wegen mir verletzt wirst kann ich mir das nicht verzeihen, das habe ich damals gedacht, als du von Sandro erfahren hast." murmelte Daniel auf einmal.

"Als ich erfahren hab, dass er anfing, in deine Richtung zu arbeiten bin ich ausgerastet. Ich wollte dich beschützen." erzählte er. "Genauso wie ich dich beschützen wollte, als ich gegangen bin." meinte ich darauf leise.

Der Braunhaarige schnaubte amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sind wohl beide ziemlich beschissen darin, die richtigen Entscheidungen zu treffen." stellte er fest. "Scheint so."

Ich bewunderte Daniel. Die letzten Jahre waren sicher nicht leicht für ihn gewesen und jetzt wieder Zeit mit mir zu verbringen war keine Selbstverständlichkeit. Er war ja schon immer so stark gewesen.

"Möchtest du, dass ich dich nach Hause bringe oder möchtest du hier bleiben?" fragte ich und streckte meine Hand nach Daniel aus. Er folgte meinen Bewegungen mit den Augen.

Vorsichtig fuhr ich mit meinen Fingern durch seine Haarspitzen. "Wenn ich jetzt nach Hause gehe darf ich mich sechs Nervensägen stellen, die mir Löcher in den Bauch fragen." Das nehme ich dann als hierbleiben.

"Wieso denn sechs? Vermehrt ihr euch inzwischen?" Auf meinen schlechten Witze hin schlug Daniel sanft meine Hand weg und schmunzelte leicht. "Die Jungs sind vier, dann Sina und Carla sind sechs. Dachte, du warst Mal Mathelehrer."

Es tat gut, sich diesen lieb gemeinten, verbalen Schlagaustausch zu geben. "Da wir ja jetzt nach Berufung gehen hast du dich soeben freiwillig gemeldet, zu kochen."

Daniel lächelte und das erleichterte mich tief in die Knochen. "Wenn du mir hilfst, kein Problem." Wir gingen gemeinsam wieder rein. Von uns beiden hatte keiner bemerkt, dass es mit der Zeit immer kälter draußen geworden ist.

Naja, wir hatten ja auch kaum was an.

"Ach so und Leo." Fragend sah ich den Jüngeren an. "Danke." Auch wenn ich mir bei besten Willen nicht zusammen reimen konnte, wofür Daniel sich bedankt, ich lächelte und legte meinen Arm um seine Schultern.

"Ich bin für dich da, auch wenn ich ein ziemlicher Feigling sein kann."

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt