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Leonard P.O.V

"Daniel!" Ich wollte ihm hinterher, aber meine Schmerzen und Andrea hielten mich zurück. "Wer war das?" fragte sie. "Ich sehe ihn nicht zum ersten Mal an deiner Seite. Er war doch auch schon an der Schule." fügte Andrea ihrer Frage hinzu. Seufzend gab ich meinen Versuch auf, aufzustehen und lehnte mich gegen die Wand hinter mir.

"Daniel." murmelte ich. "Er ist- er war mein Partner. Ich habe ihn vor etwa drei Jahren verlassen." Erschrocken hielt Andre sich eine Hand vor den Mund. "Dann dachte er... Oh Gott! Leonard, das tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass er den falschen Eindruck erhält." meinte sie sofort.

Warum auch immer, ich musste sogar schmunzeln. "Keine Sorge, es ist nicht deine Schuld. Daniel ist impulsiv und er tut sich schwer damit, schnell jemandem zu vertrauen. Ich habe ihn unbewusst provoziert." Langsam richtete ich mich vom Boden auf. Andrea stellte sich sofort an meine Seite und stützte mich. "Er ist stark." bemerkte sie. Amüsiert schnaubend sah ich auf die Stelle an meinem Bauch, an dem sich die Stelle bereits leicht lila färbte. "Oh ja, das ist er."

Thomas kam und lehnte sich an den Türrahmen. "Er ist nach draußen gerannt, hat nicht einmal die Tür hinter sich geschlossen." meinte mein Mitbewohner, klang dabei fast schon amüsiert. "Wie schön, dass du dich über diese Situation freuen kannst."

Andrea unterbrach uns beide, indem sie ihre Hand vorsichtig gegen meinen Bauch presste. Zischend wich ich zur Seite. "Das wird einen blauen Fleck hinterlassen. Willst du nicht vielleicht zu einem Arzt gehen?" fragte sie besorgt. "Nein, eine Runde Schlaf wird mir schon ausreichen." lehnte ich ab.

"Stimmt, wie könntest du einem Arzt die Verletzung erklären, ohne deinen Kriminellen anzuschwärzen?" warf Thomas ein. "Andrea, ich danke dir für deine Sorge, aber es ist besser, wenn du jetzt gehst und Thomas, geh eine Runde spazieren." bat ich ernst.

Mein Ton reichte aus, um beiden zu zeigen, dass ich wirklich alleine sein wollte. "Ich bring dir noch ein Wasser, danach wollte ich sowieso Mal meinen Vater anrufen, ich kann ja auch gleich zu ihm fahren." schlug Thomas vor.

Andrea sagte gar nichts mehr, stand stumm auf, schenkte mir einen letzten, bemitleidenden Blick, bevor sie, gemeinsam mit Thomas, das Zimmer verließ. Mit Sicherheit würde sie noch einmal nachfragen, aber für den Moment war ich dankbar, dass sie es nicht tat.

Tief ausatmend ließ ich mich nach hinten in die Matratze fallen, machte mir damit erneut meine Schmerzen bewusst. Dachte Daniel wirklich, ich würde mit meiner Arbeitskollegin schlafen wollen? Ich muss das klar stellen.

Nein, wenn Daniel gar nicht erst mit mir reden möchte kann ich ihn nicht dazu zwingen.

Aber ich könnte ihn doch wenigstens fragen, oder? Ihn bitten, mit mir zu reden und wenn er es dann nicht will, dann kann ich wirklich nichts mehr tun.

Blind, weil ich mich nicht noch einmal aufsetzen wollte tastete ich nach meinem Handy. Irgendwo neben mich aufs Bett hatte ich es geworfen.

Mit leichten Schwierigkeiten schaffte ich es, danach zu greifen. Diese Situation hatte ich ja schon mehrmals. Wie ich wieder und wieder die Ziffern eintippte, sie löschte und darüber nachdachte, ob ich die richtige Entscheidung traf. Ob ich es nicht einfach lassen sollte, Daniel endlich Frieden geben würde.

Ich konnte einfach nicht loslassen. Wieso nicht? Es war meine Entscheidung, die Beziehung so abrupt zu beenden und dennoch lebe ich jeden Tag in Reue über diese Entscheidung.

Als ich mich endlich dazu überwunden hatte dröhnte das Klingeln förmlich in meinen Ohren. Es machte mich nervös.

Mailbox. Ob mich das ärgern oder erleichtern sollte wusste ich nicht. Mein Déjà Vu hielt sich weiterhin.

"Danke, dass du heute hier warst, aber ich hätte dir das Buch auch bringen können, dann hättest du dir den Weg gespart. Das, was du heute gesehen hast, diese Situation, bitte lass sie mich erklären. Viel eher, bitte lass uns reden Daniel. Ich-" Nein.

Bevor ich meine nächsten Worte aussprechen konnte stoppte ich mich selbst. Ich war gerade kurz davor, ihm das einfach so wieder zu sagen.

"Schreib mir bitte oder ruf mich an. Irgendwas."

Seufzend warf ich mein Handy heute schon zum zweiten Mal neben mich. Ich konnte von Daniel nicht erwarten, dass er mir zuhört und mit Sicherheit habe ich auch nicht die richtigen Worte gewählt. Es muss bestimmt Millionen Möglichkeiten geben, das alles besser zu formulieren.

Das war meine Schwäche. Ich konnte nie die richtigen Worte finden, um zu beschreiben, was ich denke oder fühle. Vor allem nicht, wenn es um Daniel ging.

Thomas kam noch einmal, stellte mir ohne ein weiteres Wort eine Flasche Wasser auf meinen Schreibtisch und drehte sich sofort wieder zur Tür.

"Ich bin nicht gegen den Jungen, deinen Unruhestifter. Ich hab Jenny versprochen, auf dich aufzupassen und daran werde ich mich halten." murmelte er noch.

"Thomas, deine Fürsorge in allen Ehren, aber ich bin dreißig. Ich habe genug Lebenserfahrung, um dumme Entscheidungen treffen zu dürfen."

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt