Daniel P.O.V
Bis Sonntag ließ mich Luke in Ruhe und auch die anderen hielten sich zurück. Naja, die Zwillinge waren von der Arbeit so erschöpft, dass sie sobald sie Zuhause waren auch sofort schon pennten.
Luke gab ich nach Feierabend noch mein Okay, dass er bei diesem Paar anrufen soll, damit wir darüber reden können, ob die uns wirklich bei ihrer Hochzeit haben wollen.
Meine Schulter nervte mich schon wieder den Tag über. Ich versuchte mich etwas mit Arbeit fürs Studium abzulenken, auch wenn das nicht wirklich half.
Ich arbeitete mich durch meinen bisherigen Stoff, bis es an meiner Tür klopfte. "Was?" rief ich. Kurz passierte gar nichts, aber dann öffnete sich die Tür wirklich sehr langsam.
Gar nicht gruselig oder so, gleicht kommt irgendein widerlicher Arm und packte mich.
Der widerliche Arm kam zwar nicht, dafür betrat Carla mein Zimmer und setzte sich auf mein Bett.
"Daniel." Allein meinen Namen sprach sie mit so viel mütterlicher Besorgnis aus. Klar, immerhin leb ich seit zehn Jahren oder noch länger unter ihrem Dach. Ich klappte meinen Laptop zu und drehte meinen Stuhl zu ihr um.
"Es ist nichts, worin ich mich einmischen möchte. Ich möchte nur sicher gehen, dass es dir gut geht." erklärte sie ihr Erscheinen und faltete besorgt die Hände ineinander.
Muss schon scheiße sein, fünf Kinder und keine Ahnung, wie die alle drauf sind.
"Mir geht's gut Carla." versicherte ich ihr. "Wieso war dann Herr Schilf heute bei meiner Kanzlei, um mir das zu geben?" fragte sie und holte aus dem Nichts einen Brief hervor.
Die Frage, wie und wo sie den bis eben versteckt hatte ersparte ich mir, nahm stattdessen bloß den Brief an und legte es auf den Tisch.
"Du warst doch diejenige, die ihm mein Notizbuch gegeben hat." antwortete ich, zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht, warum Leo mir jetzt plötzlich Briefe schrieb und ob ich ihn überhaupt lesen sollte.
"Doch nicht um dir zu Schaden, Daniel." meinte Carla, streckte ihre Hand aus, zögerte dann aber, ob sie mich wirklich versuchen sollte, mit Berührungen zu beruhigen. "Hab ich auch nicht gesagt."
Sie seufzte. Es war kein genervtes oder verzweifeltes Seufzen. Vielmehr klang es besorgt, hilflos. Ich machte es ihr auch nicht unbedingt einfacher. "Weißt du, wieso ich Davis nie versucht habe hinter Gitter zu bringen?"
Über den Sinn der Frage dachte ich erst gar nicht nach. "Weil er so getan hat, als wäre er ein ganz guter Kerl und du ihm die Show abgekauft hast?" schlug ich in trockener Tonlage vor. Mit einem traurigen Lächeln auf ihren Lippen schüttelte Carla den Kopf.
"Nein, es war nicht, dass er ein guter Schauspieler war, ich wusste, dass es dir ebenfalls weh tun würde, weil du den Jungen, der dich so sehr verletzt hat trotz allem geliebt hast." antwortete sie. "Eine lange Zeit habe ich mich täglich gefragt, ob es die richtige Entscheidung war."
Ich nahm ihre Hände in meine, wissend, dass Carla eine sehr emotionale Person war und es ihr schwer fiel, darüber zu reden.
"Warum erzählst du mir das auf einmal?" fragte ich. "Luke hat mir erzählt, was ihr im Café besprochen habt. Es bedrückt ihn, dass Luke nicht weiß, wie er dir helfen kann." Jetzt war ich derjenige der seufzte.
"Carla, ich brauch keine Hilfe. Ich komm klar." "Wir wissen beide, dass das nicht stimmt. Dass du immer noch nicht verarbeitet hast, wie dir damals weh getan wurde und du deswegen lieber die, die dir helfen könnten von dir abstößt."
Sauer stand ich auf, wobei der Stuhl gegen meinen Tisch knallte. "Ich war nicht der, der von heute auf morgen den Kontakt abgebrochen hat und lieber weggerannt ist!" rief ich, verlor die Kontrolle über die Lautstärke meiner eigenen Stimme.
"Dieses eine Mal wollte ich nicht weglaufen und was hat es mir gebracht?" Carla sah mich an, mit Tränen in den Augen und die Hände erschrocken vor dem Mund zusammen gefaltet.
Ich fing selber schon wieder fast an zu heulen. "Jedes Mal, wenn ich Leo nur sehe will ich all den Schmerz vergessen, aber es geht eben einfach nicht. Er hat es einmal schon geschafft mich hinter sich zu lassen und ich habe keine Garantie darauf, dass er es nicht auch ein zweites Mal schafft."
Carla stand auf und legte ihre Arme um meine Schultern. "Sag so etwas nicht." bat sie. "Ist doch wahr."
"Du wirst niemals glücklich werden, wenn du dich hinter deinem Schmerz versteckst Daniel. Gib nicht einfach auf. Ihr beide habt noch eine Chance, glücklich miteinander zu werden."
Das klang ja schon wie ein schlechter Spotify Podcast.
"Ist gut, ich werde mit ihm reden, sobald ich kann." Und kann muss nicht meine Arbeitszeit bedeuten.
"Daniel, ich kann dich zu nichts zwingen, ich möchte dir dennoch sagen, dass als ich mit Herrn Schilf gesprochen habe, er gab mir nie das Gefühl, dass er stolz auf ehemalige Entscheidungen war."
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Vergessene Liebe | ManXMan
Teen FictionDrei Jahre vergingen in denen Daniel auf ein Zeichen von Leonard wartete. Wartete er überhaupt noch oder hatte Daniel die Hoffnung längst selbst aufgegeben? Egal was es war, eine Nachricht, ein Anruf oder sonst etwas kam nie. Bis Daniels Kumpel ihm...