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Daniel P.O.V

Leo und ich redeten bestimmt über eine Stunde. Wir redeten über früher und heute und einfach alles, was passiert ist. Wir unterhielten uns solange, bis die Tür aufging und seine Schwester sich fast schon auf ihn drauf warf. "Du zerquetscht die wenigen Organe, die noch funktionieren. Was machst du überhaupt hier?" meinte Leo, brachte Jenny so dazu, sofort erschrocken zurück zu springen. "Freut mich auch, dich zu sehen. Frau Aston und Jan haben mich hergefahren, nachdem du dich ja nicht melden kannst."

Ich fühlte mich ein bisschen fehl am Platz. "Jan will bestimmt rede. Ich geh und besorg Kaffee, wenn ich schon dabei bin." meinte ich. "Warte." Leo streckte seinen Arm nach mir aus. Fragend sah ich ihn an und legte meine Hand in seine. Er verschränkte unsere Hände miteinander und lächelte sanft. "Renn bloß nicht weg." scherzte er. "Blödmann." 

Jan wartete vor dem Zimmer. "Deine Rettung in letzter Minute ist aufgetaucht." grinste er. "Das heißt, du bringst gute Nachrichten?" fragte ich. "Mehr als nur das. Davis wollte nie wirklich damit durchkommen, nur Psychoterror veranstalten." antwortete Jan. Erleichtert seufzte ich. "Klingt nach ihm." murmelte ich. "Ja, aber Carla hat sich darum gekümmert. Falls es dich interessiert, Markus musste zurück zur Arbeit, Max konnte nicht ewig seine Schicht covern, wenn er selbst arbeiten muss." 

Liebevoll schlug ich meinem Bruder gegen die Schulter. "Und Luke?" "Sina." Allein das reichte schon als vollständige Erklärung. "Viel wichtiger, wie steht es zwischen euch? Was denkst du?" fragte er. "Dass Leo sich für mich geopfert hat? Wir haben geredet, aber ich brauch noch mehr Zeit und er versteht das. Das heißt aber nicht, dass ich den Kontakt abbreche." erklärte ich. "Klingt doch gut." 

Jan ging gemeinsam mit mir in ein Café hier in der Nähe, wo wir Kaffee holten. "Carla kümmert sich darum, dem Anwalt von Davis zu sagen, dass er sich verpissen soll, wird aber sowieso genug Arbeit damit haben, Davis vor dem Knast zu retten." erzählte Jan, während wir zurück zum Krankenhaus liefen. "Hat die Schule was gesagt wegen der Schlägerei?" Ich wollte wirklich nicht, dass Leo wegen mir auf der Arbeit Probleme bekommt. "Wenn, dann hat Markus es nicht mitbekommen. Vielleicht wird es unter den Teppich gegraben, war schließlich kein Schüler." 

Einen Gedanken, denn man wahrscheinlich nicht oft hat, aber ich hoffe, der Pfeiffer hat sich nicht verändert. "Sollen wir noch warten?" Nach gerade mal einer halben Stunde standen wir schon wieder vor Leos Krankenzimmer. "Wenn es nicht passt schmeißen die uns raus, also passt." 

Jenny saß auf einem Stuhl neben Leos Bett und machte irgendwas am Handy. Dann hat die halbe Stunde wahrscheinlich gereicht. "Siehst ziemlich gut aus, dafür dass du verprügelt wurdest." bemerkte Jan. "Lass dir die Schadenfreude von mir nicht nehmen. Ohne die Schmerzmittel hätte ich sicher einen noch schöneren Anblick." antwortete Leo darauf. "Wenn du müde bist können wir gehen." 

Leo lachte auf meine Worte nur. "Ich bin vielleicht nicht in der besten Verfassung, aber sorg dich nicht zu sehr um mich. Das passt gar nicht zu deiner Art." scherzte er. "Sag doch gleich, dass du noch ein paar Schläge mehr möchtest." Amüsiert schnaubte er und nahm den Tee an, den ich ihm hinhielt. Ich war in medizinischen Grundkenntnissen so beschissen, dass ich nicht einmal wusste, ob Kaffee einen Effekt auf Medikamente hatte. 

Und Jan war auch keine Hilfe. Der hatte unseren Erste-Hilfe-Kurs in der Schule mit Vorliebe geschwänzt. 

Ich setzte mich auf die andere Seite von Leos Krankenbett und strich ihm durch die unordentlichen Haare. "Jenny, was hast du Thomas gesagt?" fragte Leo, sah trotzdem weiter zu mir. "Er hat es vom Lehrerzimmer aus gesehen. Wegen deinem Umfeld hat er nicht sofort die Polizei gerufen, wie es eigentlich richtig wäre, sondern wollte warten, was für eine Ausrede du bereit hast." 

Leo brummte bloß verstehend. "Besuchszeiten sind in einer Stunde rüber." bemerkte Jan. "Daniel kann sich im Bad verstecken, in der Dusche." schlug Jenny auf einmal vor. "Warum das?" fragten Jan und ich fast gleichzeitig. "Du hast ihm nie davon erzählt?" Jenny sah zu ihrem Bruder. Der zuckte mit den Schultern, sagte aber nichts. "Leo hat sich mit fünf den Arm gebrochen und musste die Nacht im Krankenhaus verbringe. Seitdem hasst er diese und vor allem die Nächte." 

Schätze, wir alle haben irgendwas, was wir nicht abkönnen. "Ist es okay für dich, wenn ich bleibe?" fragte ich an Leo gerichtet. "Du musst nicht." meinte der. "Ich will aber und ich frage dich, ob das okay ist." Er schmunzelte und nickte. "Wenn du wirklich willst." Jan fing plötzlich an, dreckig zu lachen. "Ich habe noch eine viel bessere Idee, die deutlich unauffälliger ist, als sich im Bad zu verstecken." 

Das geht doch wieder nicht gut für mich aus. "Aber ich kann mir nicht alle Lorbeeren geben, die Idee ist inspiriert von Lukes ständigen Einfällen." Ja, das geht absolut nicht gut für mich aus. 



Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt