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Leonard P.O.V

Nach meiner Nachricht hatte ich nur noch Tabletten gegen die Schmerzen genommen und war schlafen gegangen. Ich war Daniel nicht böse, jeder hätte dasselbe gedacht wie er, wenn er den Raum betreten hätte. Andrea, die direkt neben mir auf meinem Bett sitzt und meine Schulter einsalbt. Mit Sicherheit hätte ich nicht anders reagiert.

Eine andere Sache machte mir viel mehr Sorgen. Daniels Augen. Dieser starke Blick, er wurde von den dunklen Augenringen inzwischen förmlich überdeckt. Es war mir schon öfter aufgefallen und auch seine Bewegungen wirkten träge.

Meine Gedanken bereiteten mir irgendwann solche Migräne, dass ich gar nicht anders konnte, als während meiner Pause nach meinem Handy zu greifen.

Auch wenn das mit Sicherheit schiefgehen wird.

"Jan Hampton?" "Entschuldige, Leonard hier." Ich hörte ihn ziemlich laut ausatmend. "Ja, Daniel war heute morgen Zuhause. Ja, er hatte eine Verletzung an der Hand, hat die aber schon verarzten lassen." meinte Jan ziemlich trocken. "Das ist beruhigend, aber nicht der Grund, weswegen ich anrufe." meinte ich, sah wie Julian auf mich zu kam und sich neben mir auf den Stuhl fallen ließ.

"Ich hab noch vier Minuten Pause." meinte Jan. Ich bat Julian an, kurz zu warten, obwohl er jetzt schon völlig hibbelig auf seinem Stuhl wippte.

"Es ist eine seltsame Frage, nur, weißt du, ob er genug schläft?" fragte ich, zog so Julians neugierigen Blick auf mich. "Daniel? Ich wüsste nicht, wann er das jemals getan hat. Mal sind es seine Alpträume, Mal seine Schulter."

Ich hatte diese Antwort zwar schon erwartet, aber trotzdem war es ein schweres Gewicht, was sich auf meine Schultern legte.

"Bei dir schläft er besser." meinte Jan. "Ich weiß wirklich absolut nicht, was mein Bruder an dir findet, aber deine Nähe scheint ihn wohl irgendwie zu beruhigen." fügte er seinen Worten hinzu.

"Ich muss zurück zur Arbeit. Und, fürs Protokoll, egal was da passiert ist, ich hätte dich längst ins Krankenhaus geprügelt, würde mein Bruder nicht so sehr an dir hängen." Damit legte Jan auch schon auf.

Seufzend legte ich mein Handy beiseite. "Stress im Hause Schilf?" fragte Julian. "So ähnlich. Erzähl mir lieber, wieso du aussiehst als hättest du Mal wieder eine Überdosis an Kaffee in dir." bat ich.

Ein breites Grinsen legte sich sofort auf Julians Lippen. Auch wenn er ein Quälgeist war, genauso war er auch gutherzig und ich fand es sympathisch, dass er sehr stark fühlte. Das machte ihn zu einem guten Lehrer.

"Ich hab das Café, in dem wir waren heute morgen angerufen, wegen den beiden Sängern. Hab dir doch erzählt, dass ich die echt gut fand." Das hatte er zwar nie, aber ich ließ ihm die Warnvorstellung, damit er schnell auf den Punkt kam.

"Die haben mir dann die Telefonnummer von den Jungs gegeben. Ich musste zur Arbeit, also hat Chrisy angerufen." Christiane oder Chrisy, wie Julian seine Verlobte nannte arbeitete von Zuhause aus, wieso oder was sie überhaupt beruflich machte hatte ich nie erfragt.

"Du möchtest sie für die Hochzeit casten, die erst in neun Monaten statt findet?" fragte ich. "Acht und nicht ich, sondern wir."

Was davon mein Geist aufnahm war klar. Mit Daniel wieder in einem Raum. Würde er das überhaupt wollen? Wir hatten seit gestern Nacht weder miteinander geredet, noch geschrieben. Meine Nachricht hatte er wahrscheinlich auch noch nicht abgehört.

"Leonard?" Julian fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht. "Entschuldige." murmelte ich. "Alles okay? Du bist schon seit letzter Zeit so still." fragte er, bewies mir damit immerhin, dass Andrea ihm nichts von der Zusammenkunft mit Luke erzählt hat.

"Ich bin nur in Gedanken." "Über?" Neugierig stützte er seine Hände auf den Knien ab und lehnte sich weiter nach vorne.

"Die Zwillinge, die sich um dein Auto gekümmert haben sind nicht die einzigen, die ich einst unterrichtet hatte. Sie sind sogar nur die Hälfte der gesamten Gruppe." erzählte ich also. "Du meinst die zwei Sänger sind sich ehemalige Schüler von dir?" Stumm nickte ich.

"Wie cool ist das denn?" grinste Julian zu meiner Überraschung. "Dann musst du unbedingt mit mir mit und die Jungs dazu überreden! Der Termin steht schon, ein Nein gibt es nicht!"

Nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte. "Julian, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Die Jungs sind nicht gut auf mich zu sprechen." Geschweige denn könnte ich meine Konzentration in Daniels Nähe aufrecht erhalten.

"Ach komm, du hast niemanden umgebracht also wie schlimm kann es sein? Bitte Leo!" Julian faltete die Hände ineinander, sah mich flehend an. Ich seufzte und massierte mir die Stirn.

"Wenn ich zustimme, wirst du dann endlich aufhören, mich mit diesem Spitznamen anzusprechen?" fragte ich. Eifrig nickte er. "Gut, dann sag mir, wann ich wo sein soll."

"Das weiß ich selbst noch nicht, sie haben noch gar nicht zurückgerufen."

...

"Weißt du eigentlich, dass ich bei aller Liebe nicht nachvollziehen kann, warum Christiane dich tatsächlich heiraten will?"

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt