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Leonard P.O.V

Ich hatte die Nacht über kaum geschlafen. Daniel hatte zwar noch ziemlich früh aufgelegt, aber danach war mein Kopf nur noch ein einzelnes Durcheinander.

"Hast du meinen Geldbeutel irgendwo gesehen?" fragte ich am Morgen Thomas. "Woher soll ich wissen, wo dein Geldbeutel steckt?" erwiderte er bloß.

In meiner Tasche war er nicht, genauso wenig in meiner Jacke oder am Schreibtisch. "Hast du ihn irgendwo liegen lassen?" fragte er, als ich ins Wohnzimmer kam. "Möglich, ich hab ihn den ganzen Sonntag über selbstverständlich nicht gebraucht und am Freitag hab ich damit noch die Getränke bezahlt."

Ich seufzte. "Luke." murmelte ich dann. "Wer war das nochmal? Der Blondschopf?" fragte Thomas. "Man könnte meinen, du hast Alzheimer. Der Schüler, über den du dich damals am meisten beschwert hast."

Man könnte meinen, es sei eine böse Unterstellung, aber wir redeten hier immerhin von Luke.

"Wenn der Junge deinen Geldbeutel hat wirst du wohl bei mir mitfahren müssen. Auch wenn es nur eine kurze Strecke ist, ohne Führerschein fahren kommt als Lehrer nicht gut."

Thomas war ein lausiger Autofahrer, aber er hatte leider Recht. "Jetzt hast du deinen seltsamen Krieg mit den Fünftklässlern und auch noch einen ehemaligen Schüler, der deine Wertsachen stiehlt." bemerkte Thomas

"Er hat es nicht getan um mir Geld abzunehmen oder sowas. Wahrscheinlich will er mich einfach nur nochmal in dieses Café locken, damit Daniel und ich reden." meinte ich.

"Bist du sicher, dass du wieder zurück rudern willst?" Fragend sah ich zu Thomas. "Ich mein ja nur. Du hast für diesen Jungen dein eigenes Leben aufs Spiel gesetzt und wirklich gut lief es bei euch dennoch nicht." "Wenn du etwas sagen willst, dann sag es." verlangte ich.

"Gut, wie du willst. Ich glaube nicht, dass er gut für dich ist, geschweigedenn dass eine Beziehung zwischen euch funktioniert. Willst du wissen warum? Weil ihr beide dumm seid." erklärte er trocken.

"Was soll das denn bitte heißen?" fragte ich deutlich angekratzt. "Du siehst ihn einmal nach wie vielen? Zwei, drei Jahren? Sofort bist du wieder voll auf diesen Jungen eingestellt, telefonierst mit ihm, lässt dich von seinen Freunden beklauen."

Wir waren an der Schule angekommen, weswegen ich Thomas im Auto sitzen ließ und einfach ausstieg. "Leonard, verdammt!" Er stieg ebenfalls aus.

"Thomas, ich will nicht mehr davor weglaufen. Meine Gefühle für Daniel sind echt, auch wenn du es vielleicht nicht so möchtest. Ja, auch nach drei Jahren liebe ich ihn noch immer. Ich habe nie damit aufgehört, ich habe meine Gefühle nie vergessen." meinte ich und blieb stehen.

"Vielleicht hast du deine Gefühle nicht vergessen, dafür aber wer ihr beide seid!" Thomas kam zu mir und riss mich am Arm zur Seite.

"Was, wenn das rauskommt? Und diesmal meine ich wirklich rauskommt. Davor konnte alles vielleicht noch als ein Scherz oder Sabotage abgetan werden, aber was, wenn wirklich jemand dahinter kommt, dass du bereits eine Beziehung mit ihm hattest, als er noch dein Schüler war?" zischte er mit gesenkter Stimme.

"Und wer sagt, dass er dir überhaupt verziehen hat? Ich an seiner Stelle würde es nicht tun, sag ich dir ganz ehrlich. Du kannst nicht alles aufgeben, ohne dir sicher zu sein, dass es überhaupt für einen Sinn ist."

Seine Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Doch, seine nächsten Worte waren dann doch das, was meinen gesamten Geduldsfaden zerriss.

"Muss es denn wirklich er sein? Ein vorbestrafter Jugendlicher, der wahrscheinlich bis heute in irgendwelche Geschäfte verwickelt ist?"

Ich packte Thomas an seinem Arm, der bis eben noch auf meiner Schulter gelegen hatte. "Vorsicht!" warnte ich. "Siehst du? Sobald es um ihn geht hast du deine Wut inzwischen auch nicht mehr unter Kontrolle."

Stumm ließ ich ihn wieder los. Das Streitgespräch mit Thomas reichte ja noch nicht für einen Montagmorgen. Nein, sofort als ich das Gebäude betrat kam mir Andrea entgegen.

"Du hast nicht auf meine Nachrichten geantwortet, ich hab mir Sorgen gemacht." erklärte sie leicht lächelnd. "Entschuldige, muss ich wohl übersehen haben." murmelte ich. Tatsächlich hatte ich sie nicht absichtlich ignoriert. Ich hatte einfach meine Nachrichten nicht gecheckt.

"Wieso machst du es dann nicht mit einem Mittagessen wieder gut?" schlug Andrea vor. "Entschuldige, heute ist wirklich kein guter Tag dafür." seufzte ich, fuhr mir mit der Hand über die Stirn.

"Leonard, was ist los? Du bist seit diesem... Treffen so angespannt." Ihre Hand strich über meinen Arm. "Steckst du in Schwierigkeiten? Brauchst du Hilfe?"

Ich konnte förmlich sehen, wie sich in ihrem Kopf die wildesten Theorien zusammen stellten und wie keine einzige davon auch nur in der Nähe der Wahrheit war.

"Nein, Andrea, es ist alles in Ordnung. Dass auf dieser Feier war einfach eine schlechte Begegnung." versicherte ich ihr. "Aber etwas bedrückt dich. Keine Wiederrede! Ich warte in deiner Mittagspause vor dem Gebäude auf dich. Wenn du bis dahin immer noch 'so' sein willst musst du nicht kommen."

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt