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Daniel P.O.V

Carla bestand darauf, mich das ganze Wochenende darauf vorzubereiten, falls die meine Aussage vor Gericht wollen. Man konnte sich vorstellen, wie viel Spaß mir der Scheiß machte.

"Gibt es etwas, was du ihm sagen wollen würdest?" fragte Carla plötzlich. "Denk nicht, dass die das von mir wissen wollen." antwortete ich darauf bloß. "Sicher wissen kannst du es nicht und ich will nicht das Risiko eingehen, dass du losgehst." Ernst sah sie mich an.

Genervt seufzend strich ich mir durch die Haare. "Meine Eltern haben mich verstoßen, da war ich nicht einmal in der Grundschule. Mein Adoptivvater hat mich benutzt, damit ich die Drecksarbeit für ihn mache und mein erster Freund hat mir meine Schulter ausgekugelt. Wenn ich etwas sagen wollte würde ich nicht beim kleinsten Übel anfangen."

Jetzt war Carla diejenige, die seufzte. "Okay, kurz Pause. Wie geht es Leonard?" fragte sie dann. Stumm zuckte ich mit den Schultern. "Frag ihn doch selbst." "Deine 'Leck-mich-am-Arsch'-Einstellung wird dich noch vor Davis in den Knast bringen." warnte Carla, doch wieder so ernst.

"Dann will ich vorher selbst was wissen. Fragst du nach Leonard als meine Adoptivmutter oder als meine Anwältin?" Carla legte ihre Hand auf meinen Kopf. "Als jemanden, der dich liebt, als hätte ich dich selbst auf die Welt gebracht. Habt ihr miteinander geredet?"

Diese ewige hin und her Fragen machte mir Kopfschmerzen, weswegen ich aufgab. "Donnerstag." Carla nickte, bevor sie irgendwas sagen konnte klingelte ihr Handy. "Sekunde."

Irgendwie wirkte sie als Anwältin so ganz anders als wenn sie gechillt ist. "Aston? Markus, von wo aus rufst du an?" Alarmiert sah ich auf. "Ich bin sofort da." Carla legte auf, sah mich eine Sekunde stumm an und fischte dann ihre Schlüssel aus der Tasche, bevor sie mir die in die Hand drückte.

"Fahr zum Krankenhaus, ich nehme mir ein Taxi und gehe zur Polizei. Davis ist festgenommen worden, als er auf einen Lehrer losgegangen ist."

Bevor ich gefragt hatte wusste ich es schon. Damit war meine größte Angst wahr geworden.

"Welcher Lehrer?" "Er unterrichtet den Bruder von Davis, Leonard Schilf."

Ich bring ihn um. Sobald ich Davis sehe drehe ich ihm die Luft ab.

"Fahr schon, ich kümmer mich um den Rest."

Fuck, Wut brachte mir nichts. Nicht jetzt. Ich nickte, bedankte mich damit stumm bei Carla und stürmte aus dem Haus. Geschwindigkeitsbegrenzungen waren mir wirklich sowas von egal. Ich fuhr in niemanden rein, also war ja alles gut.

Sofort, als ich ihm Krankenhaus ankam erwartete Markus mich schon. Ich riss ihn an seinem Kragen gegen die Wand. "Hast du ihn dazu angestiftet? Wolltest du so gleich beide loswerden?" brüllte ich.

"Es war seine Idee, nicht meine. Ich hab ihm sogar noch versucht, den Scheiß auszureden, aber Leonard hatte nur dich im Hirn." verteidigte sich Markus. Ein paar Krankenschwestern zogen uns auseinander. "Wo ist Leo?" fragte ich ungeduldig.

"Pennt. Wurde mit Schmerzmitteln ausgenockt, aber er ist okay." Um mich selbst zu beruhigen fuhr ich mir durch die Haare, zog an den Haarspitzen und atmete tief aus.

Markus brachte die Krankenschwestern dazu, von uns abzulassen und stellte sich neben mich. "Das Zimmer da vorne, das ist Leonards. Jennifer weiß noch nichts und er wollte auch, dass es so bleibt." erklärte Markus dann.

"Warum das?" murmelte ich. "Warum wohl? Damit deine Hackfresse das Erste ist, was der Typ sieht, wenn er aufwacht." Schmunzelnd schlug er mir gegen den Rücken. "Du verarschst mich." Genervt verdrehte ich die Augen.

"Nein, das hat Leonard gesagt, als er gerade hier ankam. Ich hab mir dann hier ein Telefon ausgeliehen und Carla angerufen. Und Daniel..."

Markus zog mich am Arm ein Stück zur Seite. "Davis wurde verhaftet. Wenn Leonard Anzeige erstattet musst du keine Angst davor haben, dass er seinen Antrag durchkriegt." erklärte Markus mit leiser Stimme. "Das war es trotzdem nicht wert, dass Leo im Krankenhaus landet." "Verstehst du nicht? Man, Leonard liebt dich. So sehr, dass er für dich sein Leben aufs Spiel setzt." meinte Markus. "Und genau das will ich nicht! Er hat mich verlassen, um mich zu schützen und jetzt wird er verletzt, um mich zu beschützen. Ich will nicht, dass Leo sich selbst wegen mir vernachlässigt!" zischte ich. 

"Weißt du warum? Weil du ihn genauso liebst, wie er dich. Man, ich bin der, der von uns allem am beschissensten mit sowas ist und trotzdem stellst du dich so dumm an." Seufzend ließ ich mich mit dem Rücken gegen die Wand fallen. "Das ist nicht so einfach." murmelte ich. "Warum nicht? Weil er eine falsche Entscheidung vor drei Jahren gemacht hat? Komm schon, du bist nicht so nachtragend." meinte Markus ungläubig. 

"Bin ich auch nicht. Das Problem ist, dass ich, wenn es um Leo geht, überhaupt nicht nachtragend sein kann. Ich kann nicht sauer auf ihn sein und das macht mir Angst." flüsterte ich. "Geh zu ihm. Ich halt die Jungs auf und sag der Polizei, sie sollen später nach einer Aussage fragen." 

Nach all dem, was Leo für mich getan hat und ich hab ihn bisher nur scheiße behandelt. 

Fuck, hab ich ihn überhaupt verdient?

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt