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Daniel P.O.V

"Also, erzählst du mir, wie das passiert ist?" Mickey war fertig damit, meine Hand zu verarzten und verwischte jetzt seine Spuren. "Hab meine Hand gegen eine Mauer geschlagen." antwortete ich, versuchte währenddessen meine Finger in dem fetten Verband zu bewegen.

"Das klingt nach Verdrängung oder schlechtem Bewältigungsstrategien." meinte Mickey. "Du bist mein Arzt, nicht mein Therapeut." warnte ich genervt. "Jaja, Luke hat in der richtigen Sekunde reagiert, mich vor Sandro gerettet und dafür darf ich, der nicht einmal fertig ausgebildeter Rettungssanitäter ist, dir deinen Arsch retten."

Es war damals wirklich Luke gewesen, der gerochen hat, dass Sandro längst Bescheid wusste. Er hatte eine Krankenschwester bestochen, Mickey vorzeitig zu entlassen. Dann hat Markus in abgefangen und in ein Krankenhaus außerhalb der Stadt eingewiesen.

So hatten wir Mickey wahrscheinlich wirklich das Leben gerettet. Bis heute hatte Luke nicht verraten wollen, wie er überhaupt darauf gekommen war. Wahrscheinlich einfach Instinkt.

"Hier pennen kostet extra, nur zur Info. Ich kann Jenny nicht ewig von meiner Wohnung fernhalten." meinte Mickey und warf mir eine Flasche Wasser zu. "Ich hau gleich wieder ab, hab nur den Verband gebraucht." versicherte ich ihm.

Mickey zog seufzend einen Hocker ran und setzte sich vor mich. "Also, du und Leonard." fing er an. "Jenny hat dir davon erzählt." schlussfolgerte ich, seufzte danach genervt. "Hätte sie wahrscheinlich nicht einmal müssen. Dein Gesicht verrät dich, Füchschen. Es gibt Dinge, die sogar du nicht verstecken kannst."

Mein Blick ging zu dem Fenster direkt vor und ich schüttelte den Kopf. "Da ist nichts mehr. Leo fickt lieber irgendwelche seiner Kolleginnen und ich hab nicht mehr die Kraft, ihm hinterher zu rennen."

Mickey sah mich ungläubig an. "Kollegin? Also eine Frau?" fragte er. "Ich hab jetzt nicht nach ihrer Geschlechtsidentität gefragt." meinte ich und verdrehte die Augen. "Ich kenn den Kerl seit seinem Studium und er hat fast gekotzt, wenn ich auch nur Sex mit Frauen erwähnt habe. Kann mir nicht vorstellen, dass er sich jetzt eine abschleppt."

Eine schlechte Angewohnheit von Mickey, die sich ziemlich schnell gezeigt hatte war, dass er den ständigen Drang dazu verspürte, allen seine Meinung und Gedanken aufzudrücken.

"Nein, ehrlich man, der kommt noch nicht einmal auf Hetero-Porn klar." Wahrscheinlich war es ihm egal, ob tatsächlich jemand zuhörte.

"Ja, weil gerötete Stellen einfach Mal so auf dem Körper entstehen." murrte ich und legte den Kopf in den Nacken. Hätte Mickey nicht so viele Schmerzmittel in mich gedröhnt wäre ich wahrscheinlich abgehauen.

"Wer weiß, vielleicht eine Markierung von dir." grinste dieser Vollidiot. "Ich weiß, dass du durch deine Drogen impotent geworden bist, aber sogar du solltest wissen, dass erst sexueller Kontakt und danach die Spure kommen." merkte ich an. "Würdest du denn wollen?" fragte dieser Affe weiter. "Stell noch mehr solche beschissenen Fragen und du verlierst deinen Arm." Genervt schloss ich die Augen.

"Komm schon man. Als du die Zwei gesehen hast, dachtest du nicht daran, dass du ihn willst? Nicht einmal eine Sekunde?" Mickey bohrte weiter nach. "Man, was willst du von mir hören?" "Die Wahrheit wäre Mal eine spannende Abwechslung." Ich kam hier wahrscheinlich gar nicht mehr weg, wenn ich Mickey nicht antworte. "Er ist mein Ex, heiß, charmant und spielt, ohne es überhaupt zu checken 'hard to get'. Ja Mickey, wenn ich könnte, dann hätte ich mich sicher schon längst um seinen Hals geworfen." antwortete ich also, öffnete meine Augen langsam wieder.

Mickey sagte gar nichts mehr. Ich spürte seinen neugierigen Blick auf mir, aber er hielt endlich den Mund.

Die Stille war nur leider nicht ewig. "Jenny meinte, dass Leonard von dir geredet hat, also nicht einfach vor drei Jahren einmal, öfter." murmelte Mickey, wirkte fast schon unsicher bei seinen eigenen Worten. "Was für eine Antwort erwartest du von mir, du Birne?" murrte ich, fuhr mir mit beiden Händen übers Gesicht. "Du könntest dir ja die Nachricht anhören, die du von ihm bekommen hast." Dann darf ich also nicht Mal mehr auf mein Handy schauen, ohne dass er den Stalker in sich rausholt.

"Später, wenn du nicht alles, was ich mache, kontrollierst." Wieder kurze Stille, bis die Wohnungstür aufging. "Sie hatten deinen komischen Saft nicht, deswegen hab ich einfach Wasser mitgenommen." Jenny bemerkte mich erst, als sie ihre Einkaufstüte auf dem Tisch abgelegt hatte. "Mein Lieblingsproblemkind."

Gut, den Spruch hatte ich wahrscheinlich verdient.

"Du siehst weniger depressiv aus, dafür aggressiver." Den eher weniger. "Ich hab dich auch vermisst." meinte ich und stand auf, um sie kurz zu umarmen. "Ich will gar nicht erst wissen, was du mit deiner Hand gemacht hast. Sag mir einfach, ob du meine Hilfe willst oder nicht." bat sie.

So viel scheiße wie Jenny inzwischen schon durchgemacht hat war sie wohl inzwischen daran gewöhnt.

"Hilfe?" "Meinen idiotischen Bruder rumzukriegen. Ich hab heute Mittag noch telefoniert, hat mir erzählt, dass eine Arbeitskollegin darauf bestanden hat, ihn zu verarzten. Dein blonder Freund hat ihn ziemlich gut an der Schulter erwischt."

Noch nie hatte ich Mickey so stark lachen hören. Ja und ich, ich wollte am liebsten sterben.

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt