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Luke P.O.V

"Willst du nicht noch ein bisschen länger bleiben?" Die letzten Tage hatte ich jede Nacht eine Frau gefunden, die mir die ganzen Gedanken austreibt, aber sofort, als Markus mich angerufen hatte waren mir all die Frauen und die Nächte mit ihnen egal. "Hab noch zu tun." 

Markus hatte mir die Adresse geschickt, an der er sich treffen wollte, um alles weitere zu besprechen. Ich musste hinlaufen, war der einzige von uns, ohne Führerschein. Nach bestimmt zwanzig Minuten oder so kam ich an einem Park an. 

Aber nicht Markus wartete auf mich, sondern Sina. "Was ist los?" fragte ich leicht überrascht. Sina lehnte an einem Fahrradständer und sah mich mit so einem undefinierbaren Gesichtsausdruck an. "Mit wie vielen Frauen hast du dich diese Woche getroffen?" erwiderte Sina auf meine Frage. Auch wenn ich die Frage nicht verstand, ich legte den Kopf in den Nacken und zählte kurz nach. "Vier." Verstehend nickte Sina. 

"Luke, ich glaube du hast ein Problem. Ein Problem, über das du nicht sprichst. Vielleicht denkst du, es ist eigentlich gar kein Problem oder dass es nicht wichtig ist, aber du solltest darüber reden." meinte sie. Jetzt weiß ich, was das für ein Gesichtsausdruck ist, Scham. "Was soll ich für ein Problem haben? Mir geht's gut." schmunzelte ich. Sina schüttelte den Kopf, traurig blicken mich ihre Augen an.

"Du denkst, die ständig wechselnden Partner, deine Stimmungsschwankungen und deine ständigen Impulsreaktionen sind völlig normal?" fragte Sina. "Hey, du stellst mich ja hin, als wäre ich ein Monster." Die Rothaarige schüttelte den Kopf. "Luke, denkst du nicht, dass das einer Störung gleicht? Ich glaube, du leidest und vergräbst deine Sorgen im Sex" Ich hatte das Gefühl, als würde irgendwas durch meine Brust stechen. 

"Okay, ich hab vielleicht ein bisschen mehr Sex als andere, das heißt doch noch lange nicht, dass ich krank bin." Sina stieß sich von dem Fahrradständer ab und hielt sich mit beiden Händen an meinen Armen fest. "Du bist leicht reizbar, wenn du auch nur eine Woche lang keinen Sex hattest." merkte sie an. "Darf ich keine schlechten Tage haben? Wenn ich je ne Sexsucht habe ruf ich dich sicher an, bis dahin brauch ich keine Therapie von einer Studentin." 

Sina nickte erneut und ging an mir vorbei, drehte sich dann aber doch nochmal um. "Weißt du, eine Sache muss ich dir lassen, du bist wirklich ein guter Schauspieler. Du verkaufst dich als der freche, provokante Fuckboy, hältst ewig an dieser Performance fest und vergräbst dabei dein eigentliches Problem. Bist du nicht erschöpft davon, ständig so zu tun, als würde es dich nicht belasten?" fragte sie.

Ha, ich hasste es. Ich hasste es so sehr. Diese Gespräche, sie trafen jedes Gott verdammte mal irgendwas in mir. 

"Ich hab kein Recht, meine Probleme anderen aufzulegen." Meine Hand zitterte, warum zum Fick zitterte meine scheiß Hand? "Du bist ein Mensch Luke, das ist jedes Recht dafür, über deine Probleme zu reden." meinte Sina und kam auf mich zu, um mich zu umarmen. Mein ganzer Körper zitterte jetzt. "Die Jungs wissen es. Sie haben dir zu Liebe nichts gesagt, aber sie wissen, dass es dir nicht gut geht. Du brauchst Hilfe." 

Wann habe ich das letzte mal geheult? Ich weiß es gar nicht mehr. Kann wohl einfach heute als Datum annehmen. Ich klammerte mich an Sina fest wie ein Kind und heulte. "Du bist nicht alleine." Denkt sie, das wäre mein Problem? Dass ich einsam bin? "Dani muss sich um Leonard kümmern, Jan ist voll mit Davis beschäftigt, ich kann denen doch nicht noch mehr Stress geben." meinte ich, sprach richtig leise, weil sogar meine Stimme zitterte. "Sie würden immer Zeit für dich finden, immer. Jenny will zu Leonard ins Krankenhaus. Komm mit, dann kannst du mit Daniel reden. Er ist dein bester Freund, dein unbiologischer Bruder." 

Ich hörte auf Sina. Wie ein Hund nickte ich brav. "Eine Sache noch Luke." meinte Sina und löste sich aus der Umarmung. "Wenn du denkst, du hältst es nicht mehr aus, mit so vielen Partnern holst du dir irgendwann Geschlechtskrankheiten, das ist ein hohes Risiko!" tadelte sie. Ich schnaubte, während ich mir mit meinem Ärmel über die Augen wischte. "Was schlägst du vor? Soll ich ab sofort mit Max schlafen?" scherzte ich. "Nein, ich schlage dir einen Deal vor."

Abwartend sah ich Sina an. "Ich war nach Schichtende beim Arzt und hab dort sämtliche Proben abgegeben, die ich abgeben kann. Wenn alles okay ist, dann werde ich zu deinem festen Sexpartner, dafür stimmst du zu, eine Therapie zu machen." verkündete sie dann. "Was?" Ich hab mich doch verhört, ich muss mich verhört haben. 

"Wir spielen nach meinen Regeln, stopp heißt stopp und wenn ich merke, dass dich versteckst werde ich nichts mit dir machen außer reden und einen Film schauen. Mit Kranken verhandelt man nicht, also denk gar nicht daran, irgendetwas anderes vorzuschlagen." 

Wow.

Über die Jahre habe ich gar nicht mitbekommen, wie reif und entschlossen Sina geworden ist.

"Kennst du einen guten Therapeuten?" fragte ich mit einem leichten Schmunzeln. "Dann gib mir die Nummer und ich ruf da an." 

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt