Leonard P.O.V
Die nächsten Tage wurden ziemlich stressig. Zum einen hatten Julian und ich alle Hände voll zu tun mit der Hochzeit, gleichzeitig musste ich aber auch den Unterricht voran bringen. Zumal dieser Streichekampf der fünften Klasse nach wie vor lief.
In meiner letzten Stunde, Physik mit ihnen entschieden sie sich dieses Mal für einen sehr schlechten Scherz. Sämtliche Gerätschaften, die für heute Experimente benutzt wurden ließen sie einfach stehen und rannten allesamt nach draußen, sobald das Klingeln ertönte.
Also lag es an mir, alles aufzuräumen. Ich versank in den Aufräumarbeiten, bis es irgendwann an der Tür klopfte. "Hast du grad Zeit?" Markus lehnte im Türrahmen. "Äh, natürlich, was gibt es?" fragte ich sichtlich überrascht und legte meine Sachen beiseite.
Markus kam und sah sich in dem Raum um. "Hier war ich das letzte Mal vor sieben oder acht Jahren drin." murmelte er. "Physik?" fragte ich, nutzte es ein wenig, dass er so ruhig ist um ein Gespräch aufzubauen.
"Chemie, bei der Böckel. An sich ganz ertragbar, ich war nur viel zu dumm dafür." Kurz schmunzelte er.
Die Tür sprang auf und drei meiner Schüler rannten rein. "Die Herren haben sich an ihre Jacken erinnert, leider etwas zu spät." meinte ich amüsiert und deutete auf die hinteren Sitzplätze.
Beim vorbeilaufen sahen sie mit kritischem Blick zu Markus, der nur monoton zurück sah. "Ein bisschen schneller wenn es möglich ist." bat ich. "Sind Sie auch ein Lehrer?" fragte einer der Jungen ganz mutig.
"Im Leben nicht." antwortete Markus trocken. "Er ist ein Bekannter von mir, habt ihr eure Jacken?" fragte ich, um sie möglichst schnell wieder loszuwerden. "Ja, eine Sekunde."
Meiner Meinung nach viel zu langsam griffen sie nach ihren Jacken und verschwanden wieder, machten dabei nicht einmal richtig die Tür zu. "Ich nehme an, du bist nicht hier, weil du mich vermisst hast." Markus schmunzelte und lehnte sich gegen den Tisch hinter ihm.
"Fast. Tatsächlich hab ich mich darauf gefreut, die Schläge zu sehen, die du einstecken musstest, aber leider hat Daniel dein Gesicht verfehlt." Derselbe trockene, provokante Ton wie damals. Nostalgisch. "Zur Zeit kommandiert Luke uns herum. Ich hab massig Überstunden wegen letzter Woche und darf deswegen Kurier spielen." Ich fühlte mich schlecht, als würde ich Daniel hintergehen.
"Luke hat einen Brief geschrieben, unter deinem Namen. Deine Verabredung mit Daniel steht." erklärte Markus und reichte mir einen Zettel. "Bist du sicher, dass Daniel kommen wird?" "Klar kommt er. Es geht hier schließlich um dich. Weißt du, ich glaube, dass du noch gar nicht ganz kapiert hast, wie sehr unser Alpha an dir hängt."
Gerade von Markus diese Worte zu hören machte es mir wahrscheinlich noch schwerer, es einfach hinzunehmen.
"Nur, ist es auch wirklich das richtige? Ich habe mich von ihm abgewandt und doch..." Mein Blick ging zum Fenster nach draußen. "Und doch klebt ihr beide genauso stark wie früher zusammen. Du musst nicht kommen, wenn du nicht willst. Luke hat ein Backup, falls du kalte Füße kriegst. Trotzdem werde ich dir den Druck nicht nehmen. Wenn du nicht hingehst, dann denk gar nicht erst daran, dass du noch eine Chance bekommst." Verstehend nickte ich.
"Danke, für die Hilfe." murmelte ich. Markus schnaubte und vergrub die Hände in den Jackentaschen. "Jan ist nicht wirklich begeistert davon, ihn zu überzeugen wird am schwierigsten." Das glaubte ich ihm aufs Wort.
"Mal was ganz anderes, die Kinder tanzen dir ja voll auf der Nase rum. Wie kamst du auf die Idee mit dem Streichekrieg?" fragte Markus. "Die Idee stammte mit Sicherheit nicht von mir. Julian, ein Lehrer, der hier seit circa einem Jahr arbeitet. Er hat den Kindern den Floh ins Ohr gesetzt, auf meine Zustimmung wollten sie dann gar nicht mehr warten." erzählte ich.
"Klingt, als hättest du den Löwen in dir verloren." meinte Markus. "Du bist nicht der Erste, der mir das sagt." "Wahrscheinlich, weil es die Wahrheit ist. Früher hatten wir so Schiss, dass du uns auf die Schliche kommst. Das war das erste Mal, dass ein Lehrer sich nicht einfach hat abwürgen lassen. Ich versteh, warum Daniel dich damals wollte."
Seufzend ließ ich mich nun ebenfalls gegen einen der Tische fallen, da ich mir nicht sicher war, wie lange mein Körper mich noch halten würde.
"Hör Mal alter, ich hör auf Daniel zu erwähnen, sobald du mir sagst, ich soll aufhören, aber bis dahin wirst du mich nicht los." meinte Markus. "Seit wann bist du denn so fürsorglich Markus? Das passt doch gar nicht zu dir." schmunzelte ich. "Vielleicht färbt deine Weichheit auf mich ab. Lass dich nicht von deinen Schülern ins Grab bringen, bevor du nicht nochmal mit Daniel geredet hast. Ich muss zurück, Jan kocht."
Markus war schon an der Tür als ich noch "Wer von uns ist jetzt weich?" rief. "Du wurdest von deinem Ex verprügelt und rennst ihm trotzdem hinterher."
Stimmt wohl, auch wenn ich bei keinem anderen so handeln würde, wie ich es bei Daniel tue.
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Vergessene Liebe | ManXMan
Novela JuvenilDrei Jahre vergingen in denen Daniel auf ein Zeichen von Leonard wartete. Wartete er überhaupt noch oder hatte Daniel die Hoffnung längst selbst aufgegeben? Egal was es war, eine Nachricht, ein Anruf oder sonst etwas kam nie. Bis Daniels Kumpel ihm...