*47*

229 18 0
                                    

Daniel P.O.V

Leo und ich hatten uns noch ein paar Mal getroffen, bei ihm Filme geschaut oder uns irgendwie die Zeit vertrieben. Seit wir von dem Datum dieses Castings wussten war ich aber eigentlich die ganze Zeit mit Proben beschäftigt. 

"Warum machst du dir so viel Stress, wenn du weißt, wie gut du eigentlich bist?" hatte Luke dann während einer Probe gefragt. Ich lehnte meine Stirn gegen den Hals meiner Gitarre. "Ich hab die letzten drei Nächte kaum geschlafen." murmelte ich. "Schulter?" Jan musterte mich besorgt. Ich schüttelte den Kopf. "Entzugserscheinungen oder so. Sieben Monate reichen wohl nicht aus, damit ich es vergesse." erklärte ich dann. "Da kenn ich 'ne Lösung." 

Luke sah mich mit seinem dämlichen Grinsen an und formte ein Herz mit beiden Händen. "Verpiss dich." Genervt strich ich mir mit der Hand über die Stirn. "Du wirst es mir nicht glauben, aber das ist mein Ernst."  meinte er. "Leonard tut dir gut." Klar tut er mit gut, aber ich bin nicht sein Freund. Ich kann nicht einfach anrufen, wann ich will und sagen 'Hey Leonard, lass alles liegen, was du gerade tust und komm her'." meinte ich. "Kannst du nicht?" 

Er grinste noch breiter als vorher und hielt sein Handy hoch. "Du verdammter Bastard." Er hatte meine Worte aufgenommen, mitten während unserem Gespräch. "Wenn du ihm das schickst, ich schwöre dir, ich geb dir einen Grund für deine Therapie." warnte ich. Bevor ich aufstehen konnte war Luke schon aus dem Raum gerannt. 

"Darf ich dich mal was fragen, Bruder?" Jan wischte etwas Staub von einer seiner Trommeln. "Warum willst du nicht mit Leonard in einer Beziehung sein?" fragte er. "Das Problem ist doch nicht das wollen, ich weiß nicht, wie ich es überhaupt aussprechen soll. Eigentlich, weiß ich nicht mal, ob ich das überhaupt verdient habe." murmelte ich. 

Leo tauchte nach nicht einmal einer halben Stunde auf. Auch wenn er versuchte es zu verstecken, er war leicht außer Atem. "Ich lass euch zwei mal alleine." Jan hatte während der Zeit sein Schlagzeug poliert, stand jetzt aber auf und verließ das Zimmer. "Du hättest nicht extra kommen müssen." Leo kniete sich vor mich, wodurch wir beide auf Augenhöhe waren. "Ich hab mir Sorgen gemacht." erklärte er und umarmte mich.

Die Kälte, die sich zuvor durch meinen Körper gebissen hatte verschwand. "Nach der Nachricht, die mir Luke geschickt hat dachte ich, irgendwas ist passiert." gab Leo zu. "Sorry." murmelte ich gegen seine Schulter. "Entschuldige dich nicht, bitte. Nur, damit du es weißt, ich bin für dich jederzeit erreichbar.  Auch, wenn wir gerade vielleicht nicht in der besten Position sind." versicherte er mir. "Warum bist du immer so nett zu mir?" fragte ich. 

"Weißt du das denn wirklich nicht?" Ich sah sein Gesicht nicht, aber trotzdem spürte ich das Lächeln förmlich in seiner Stimme. "Weil ich dich liebe, Wölfchen. Über all die Jahre hat sich das nie verändert." meinte er. Ich sah auf. "Ich liebe dich Daniel." lächelte Leo. "Bastard." flüsterte ich. "Normale Menschen würden so etwas antworten wie 'Ich dich auch'." Leo strich mir durch die Haare.

"Ich hasse dich." Tränen traten aus meinen Augen. Ich war erleichtert, so erleichtert, dass ich schon heulte. "Das reicht mir auch." schmunzelte Leo und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ich zog sein Gesicht zu mir und küsste ihn. Es fühlte sich noch besser an als der Kuss im Krankenhaus. Jetzt gerade wirkte es viel ehrlicher, realer. So nah wie nur möglich presste ich meinen Körper gegen seinen. Leo drückte mich an meinen Schultern leicht nach hinten, folgte aber sofort, wodurch wir beide auf der kleinen Bühne lagen. 

"Geht es dir besser?" fragte er. "Mhm." Sein Arm lag unter meinem Kopf, weswegen ich nicht auf dem harten Laminat liegen musste. "Hab ich dich von irgendwas weggezogen?" Leo schüttelte sanft lächelnd den Kopf. "Nichts ist wichtiger als du." Ich lächelte leicht und fing an, sanfte Linien mit meinen Finger an seinen Hals zu zeichnen. "Ich find es beruhigend, dass du hier immer noch so empfindlich bist." gab ich zu. "Wieso das?" Leo hatte seine Augen geschlossen und den Kopf auf der Hand abgestützt. 

"Kommt mir so vor, als wäre es eine Stelle, die nur ich kenne, was besonderes." murmelte ich. "Ist mir egal, ob es auch andere wissen. Ich find es bloß gut, dass nur ich dir so nahe kommen kann." fügte ich hinzu. Leo lächelte zufrieden. "Weißt du, wie man so etwas nennt Wölfchen? Besitzergreifend." meinte er. "Ist das schlimm?" "Absolut nicht." Leo öffnete seine Augen wieder und küsste mich kurz. "Mich beruhigt es genauso, dass ich derjenige bin, an den du denkst, wenn du dich nicht gut fühlst. So weiß ich, dass du mir genug vertraust, um dich mir auch in schwächerer Verfassung zu zeigen." erklärte er dann. 

"Das klingt wie eine Beleidigung." merkte ich an. "Niemand hat gesagt, dass Liebe höfflich ist." Leise lachend beugte sich Leo wieder ein Stück zu mir und küsste mich erneut. 


Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt