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Jan P.O.V

"Gibt es einen Grund warum du für deinen Bruder herkommen musst?" fragte ich. Markus legte seine Hand an meinen Rücken, seine stumme Aufforderung, ruhig zu bleiben.

Wir werden ja sehen, wie lange ich ruhig bleibe.

"Frag doch deinen eigenen Bruder, wieso ich während der Arbeit zu Leo fahren musste, weil Daniel nichts besseres zu tun hat, als ihn anzuschnautzen." antwortete Jenny.

"Hat er etwa nicht allen Grund dafür?" Sie verschränkte jetzt ebenfalls ihre Arme vor der Brust. "Macht das Anschnautzen die Situation der beiden besser Jan? Lösen sich dadurch die Probleme?" erwiderte Jenny.

"Das einzige Problem ist, dass dein Bruder ein Feigling ist, der sich hinter allem versteckt, nur um sich keinen Problemen stellen zu müssen."

Sie holte aus. Ich sah bloß zu, wie Jenny ihre Hand hob, doch bevor sie mich treffen konnte wurde sie am Arm gepackt.

"Hey Jenny." murmelte Daniel. Er hatte den wohl größten Pulli den er besaß an, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.

"Hey mich nicht. Wegen dir hat Leo heute seine letzten Stunden an Thomas abgewälzt und sich in der Umkleide versteckt." zischte sie.

"Geht ihr rein?" fragte Daniel an uns gerichtet. Markus klopfte ihm auf die Schulter und ging nach drinnen, ich jedoch blieb stehen.

Daniel sah mich kurz an, wand sich dann aber doch wieder an Jenny.

"Danke, dass du den Helm vorbei gebracht hast." meinte er. "Ist das alles, was du zu sagen hast?" fragte sie.

"Ich bin nicht zu Leo gegangen mit dem Ziel ihn zu verletzen. Alles was ich wollte, war ihm seinen Geldbeutel zu bringen, danach wäre ich wieder weg gewesen." erklärte Daniel.

"Bei euch verhält sich einer beschissener als der andere." "Jenny!" warnte ich. "Jan! Siehst du nicht, dass die beiden Vollidioten sich mit ihrem Verhalten nur gegenseitig kaputt machen?" "Ich bin immer noch hier!"

Daniels plötzliches Brüllen ließ uns beide zusammen zucken.

"Habt ihr es dann bald? Scheiße, ist das meine Beziehung oder eure? Jenny, dein Bruder ist über dreißig, er wird es wohl schaffen, sich selbst zu verteidigen. Und Jan, als mein einziges biologisches Familienmitglied erwarte ich ein bisschen mehr Respekt mir Gegenüber. Ich bin kein Geisteskranker, ich bin dein Bruder!"

Mit den Worten ließ er uns beide draußen stehen und ging wieder rein.

"Glaubst du, wir mischen uns zu sehr ein?" fragte ich und sah meinem Bruder hinterher. "Ich weiß es nicht. Als ich Leo so am Boden gesehen hab ist wahrscheinlich einfach irgendwas in mir durchgebrannt." seufzte Jenny.

"Naja, raushalten werden wir uns wohl nie, zumindest Luke nicht. So wie ich ihn kenne hat er wahrscheinlich längst einen neuen Plan." murmelte ich.

"Funktionieren seine Pläne denn?" Ich schmunzelte. "Sag du es mir. Sein Plan hat deinem Freund das Leben gerettet."

Jenny klappte der Mund auf. "Der kleine Aston hat...?" "Das alles kommen sehen und deinen Freund in ein anderes Krankenhaus bringen lassen? Er ist nicht umsonst Daniels rechte Hand. Mehr als das, er ist unser zweiter Anführer."

Beeindruckt lächelte Jenny. "Weißt du, ich hab Leo gesagt, er soll bedenken, ob die beiden vielleicht loslassen sollten. Jetzt glaube ich aber, ich lag falsch. Ihr seid schon irgendwie besonders."

"Wenn Leonard und Daniel ihren Krieg überwinden können, dann sind wir fast sowas wie Geschwister, oder?" fragte ich.

Jenny hielt mir ihre Hand hin. "Ich wollte schon immer einen Bruder, der jünger ist als ich." Ebenfalls lächelnd schlug ich bei ihr ein. "Und ich wollte schon immer eine Schwester."

"Aber lass uns nicht auf die zwei Idioten verlassen, auch wenn sie es nicht schaffen..." "Wir können trotzdem Geschwister sein. Unterstützung von außen bei dem Haufen ist immer gut."

Auch wenn ich es nicht direkt zugab, es erleichterte mich, dass Jenny und ich uns irgendwie doch verstanden.

"Na dann, ich sollte langsam zurück, meine eigentliche Aufgabe war ja nur, diesen Helm abzugeben." meinte sie. "Weiß Leonard, dass du hier bist?" fragte ich.

"Er weiß, dass ich den Helm abgeben wollte, nicht dass ich seinen Ex zur Sau machen wollte." antwortete sie amüsiert.

"Daniel hat ja eher dich zur Sau gemacht." meinte ich, ebenfalls leicht belustigt. "Uns beide Jan, uns beide. Gute Nacht, Fast-Bruder."

Ich verabschiedete mich von ihr und ging wieder rein.

"Sie ist nett." Erschrocken machte ich einen Satz zur Seite. "Du bist Anwältin Carla, keine Geheimagentin." Lukes Mutter schmunzelte und nahm einen Schluck aus ihrem Weinglas.

"Sie ist also die kleine Schwester von dem Mann, der Daniels Herz beansprucht?" fragte sie. "Was für eine poetische Formulierungen. Du hättest Deutschlehrerin werden sollen."

Carla schlug mir gegen die Schulter. "Ja, das ist Leonards kleine Schwester." antwortete ich dann. Sie nickte nur, schon längst in Gedanken versunken.

Da Luke seine Züge definitiv zu neunzig Prozent von seiner Mutter hat wusste ich, dass auch sie inzwischen mindestens zwanzig Pläne im Kopf hatte, was sie machen kann, um potentiell zu helfen.

"Du kennst auch ihren Freund Carla, du hast ihn damals im Krankenhaus kennen gelernt."

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt