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Leonard P.O.V

"Wie lange kann das denn bitte dauern?" Gestresst fuhr ich mir durch die Haare. Als hätte ich nichts besseres zu tun, als ständig die gleiche Frage zu beantworten. "Ich bin auch ungern immer noch hier, aber wir können nicht zurück ins Schulgebäude, bis die Gefahr gelegt ist." antwortete ich, wahrscheinlich bald zum vierten Mal. "Wir wollen nur unsere Rucksäcke holen und gehen."

"Habt ihr nicht zugehört? Herr Schilf kann schlecht selbst rein und das Feuer löschen." Julian stellte sich an meine Seite und legte seine Hand auf meine Schulter. "Geht auf den Hof und wartet, bis der Direktor euch mehr Info geben kann." Die Schüler, die sich vor uns versammelt hatten zogen langsam ab. "Danke." seufzte ich, massierte mir dabei die Stirn.

Wegen dem ganzen Trubel hatte ich nicht einmal die Chance gehabt, Daniel überhaupt zu schreiben. Er muss denken, ich wollte mich drücken. "Hast du noch einen Termin?" fragte Julian. "Du starrst die ganze Zeit auf deine Uhr." Ein lauter Motor hielt mich davon ab, zu antworten. "Hoher Besuch?"

Ich erkannte das Motorrad allein schon vom Klang inzwischen. Wahrscheinlich wurde ich damit zu oft verfolgt. "Entschuldige mich." murmelte ich und ging nach vorne zum Schultor. Einige neugierige Schüler hatten sich schon vorne versammelt. Es war wirklich das Gefühl, als wäre der König zurück gekehrt. Sie machten ihm sofort Platz, damit er vom Motorrad steigen und seinen Helm abziehen konnte. "Dachte schon, du kratzt ab, bevor du mir wenigstens eine Frage beantwortet hast." Mit seinem trockenen Ton und dem Kinn oben passte er wirklich in das Bild eines zurückgekehrten Königs.

"Entschuldige, dass ich dir nicht geschrieben habe." Daniel sah kurz um sich und verdrehte genervt die Augen. "Meinetwegen setz ich mich auch ins Feuer, aber gibt es hier auch Orte, wo dich nicht alle angaffen?" Ich musste wegen seiner trockenen Frage schmunzeln. "Komm." bat ich und hielt Daniel meine Hand hin.

Wir gingen hinter die Turnhalle, ich ging noch einmal sicher, dass wirklich keiner der Schüler uns gefolgt war. "Du weißt wirklich, wie man Aufsehen erregt." merkte ich an, als ich sicher war, dass Daniel und ich alleine waren. "Lustige Formulierung für, danke, dass du gekommen bist, obwohl du mich eigentlich hättest im Feuer verbrennen lassen sollen." Er war also wirklich sauer. "Tut mir leid. Ich hätte dir schreiben sollen."

Schnaubend schüttelte Daniel den Kopf. "Nein, wäre dumm gewesen, mittendrin sein Handy rauszuholen. Ich bin bloß angepisst, weil ich nicht wusste, was ich machen soll, wenn wirklich was passiert wär." murmelte und sah an mir vorbei auf den Boden. "Mir geht es gut. Das Feuer ist ein Stockwerk über meinem Unterrichtsraum ausgebrochen. Woher wusstest du es?" "Kollege von Max halt, geht hier zu Schule."

Ich legte meine Hand auf Daniels Kopf. "Danke, dass du gekommen bist." lächelte ich. Allein seine Anwesenheit machte mich so ruhig. "Wolltest doch reden, außerdem..." Daniel stoppte sich selbst und sah mir jetzt direkt in die Augen. "Außerdem sollte ich nochmal sorry sagen, ich hab, das was ich da gesagt hab, als ich bei dir war, also sorry."

Dass ich tatsächlich den Tag erleben darf, an dem Daniel mir seine verlegene Seite zeigt. "Ich versteh es, alles in Ordnung. Mit Sicherheit hätte ich genau das gleiche geglaubt." meinte ich und strich ihm durch die Haare.

"Trotzdem, ich hab dir voll eine reingeschlagen, zum zweiten Mal. Du solltest eigentlich total sauer sein." Wenn Daniel verlegen wurde sprach er, als wäre er wieder siebzehn.

Ich konnte es nicht erklären, aber ich fand das irgendwie süß.

"Wieso machst du es dann nicht wieder gut?" fragte ich. Meine offensichtliche Manipulation, wenn man das überhaupt so nennen konnte brachte Daniel dazu, mich überrascht anzusehen.

"Du würdest wollen?" fragte er. "Ist da irgendwas falsches dran?" erwiderte ich, verstand nicht ganz, warum Daniel auf einmal so gegen eine Umarmung war. Er zuckte auf meine Frage hin mit den Schultern.

Ich spürte die Wand an meinen Rücken, als Daniel seine Hände an meine Schultern legte und mich so nach hinten drückte.

"Fick dich Schilf." flüsterte Daniel, fixierte mich mit seinem Blick. Auch wenn ich andere Intentionen hatte, jetzt verstand ich seine und es war mir gänzlich egal, dass ich etwas anderes gemeint hatte.

Nein, ich war froh, dass Daniel an etwas anderes gedacht hatte. Ich legte meine Hand an seine Wange, strich mit meinem Daumen über seine blasse Haut.

Daniel lehnte sich nach vorne, bis sich unsere Lippen fast berührten. "Spiel nicht mit mir." bat ich leise. "Du hast die letzten vier Jahre nur mit mir gespielt Leonard."

Bevor ich etwas darauf sagen konnte hatte Daniel schon seine Lippen auf meine gelegt. Fast schon automatisch legte ich meinen anderen Arm um Daniels Hüfte, zog ihn so näher an mich heran.

"Leo, die Feuerwehrleute haben ihr Okay gegeben, wir können unser Zeug holen."

Ha, manchmal kann ich dich wirklich nicht ausstehen Julian.

Daniel löste sich von mir, bevor Julian um die Ecke kam.

"Man sieht sich." murmelte Daniel noch, bevor er ging.

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt