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Daniel P.O.V

Sofort, als ich Leos Nachricht abgehört hatte schnappte ich mir den Wagen. Ich hatte während der Arbeit mein Handy aus, deswegen bekam ich die Nachricht erst gegen Abend.

Leos Adresse kannte ich noch genau und was er da hatte, was mir gehören soll war mir längst klar. Schon als Carla heute morgen das Geschirr aus meinem Zimmer holte, was sie sonst wirklich nie macht.

Die untere Eingangstür war offen, deswegen musste ich nicht klingeln. Oben sah ich erst zu der Wohnung neben der von Leo und Thomas.

Der Kerl, der hier früher gewohnt hat war wohl ausgezogen, zumindest stand ein anderer Name am Schild. Wen wundert es?

Ich klingelte, fuhr mir mehrmals durch die Haare weil ich keine Ahnung hatte, was ich mit meinen Händen anstellen soll.

Menz war derjenige, der die Tür öffnete. "Wo ist Leonard?" fragte ich und schob Menz zur Seite. "Beschäftigt, du solltest ihn jetzt nicht stören." antwortete Leos Mitbewohner, stellte sich mir weiterhin in den Weg. "Ach ja? Davon überzeuge ich mich dann doch lieber selbst."

Vielleicht war ich so aggressiv, weil ich schon eine Vorahnung hatte, vielleicht war ich auch schon vorher gereizt.

Ich riss die Tür von Leos Zimmer auf. Es dauerte keine Sekunde, bis er von seinem Bett aufgesprungen war und mich erschrocken ansah. Wie ein kleiner Junge, der beim klauen erwischt wurde.

Sein weiblicher Besuch sah nicht weniger geschockt aus. Meine Hände ballte ich zu Fäusten, damit ich nicht auf Leo los ging.

Er ist nicht mit mir zusammen. Er kann ficken, wen er will.

Er kann ficken, wen er will.

Es ist mir egal.

"Daniel." Mit dem halb geöffneten Hemd kam er auf mich zu. "Herr Schilf, Sie haben etwas, das mir gehört."

Auf der rechten Seite, ziemlich nahe an seinem Hals hatte er einen blauen Fleck. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob der von mir kam.

"Es tut mir leid." flüsterte dieser Bastard. "Für was? Es hat nichts mit mir zu tun, wenn der ehemalige Lehrer meines Bruders fickt. Mein Buch, Herr Schilf."

Warum sieht er mich so verletzt an? Warum ist er derjenige, der verletzt ist? Er hat kein Recht dazu.

Leonard nickte langsam, ging zu seinem Schreibtisch und hielt mir mein Buch hin. "Wie geht es dir?" Der absolut beste Zeitpunkt, um mich das zu fragen. Er wollte wissen, wie es mir geht, während neben uns dieselbe Frau in seinem Bett liegt, die ihm schon die ganze Zeit wie ein Köter hinterher rennt.

"Fick dich Leonard. Oder sie, da warst du doch eh schon dabei." zischte ich und wollte das Zimmer damit verlassen, aber natürlich musste er nach meinem Arm greifen.

Es war mir nicht egal. Es war mir überhaupt nicht egal.

"Was? Daniel, wir sind-" Als Leo mich zurück zog brannte bei mir irgendeine Sicherung durch. Ich drehte mich um und rammte meine Faust in Leos Magen. "Fass mich nicht an!" zischte ich. Mein Adrenalin raste durch meinen Körper.

Ich hatte Leo geschlagen.

Ich hatte ihn wirklich geschlagen.

Diese Frau kniete sich sofort zu Leo, der auf den Boden geknallt war. "Fuck man." murmelte ich. Tränen brannten in meinen Augen und ich rannte aus dem Zimmer. Ohne jegliche Rücksicht rammte ich mich an Menz vorbei nach draußen.

"Fuck!" schreiend rammte ich meine Faust gegen die Mauer des Hauses. Dieselbe Faust, mit der ich eben Leo geschlagen habe. Ich rammte sie so oft gegen die Wand, bis ich sie nicht mehr spürte.

Das Adrenalin nahm mir nicht mehr die Schmerzen. Viel zu schnell hatte es sich in meinem abgenutzten Körper abgebaut und ich fühlte mich einfach nur noch scheiße.

Mit zitternden Händen zog ich mein Handy aus der Hand. "Ich brauch dich. Keine Fragen, einfach nur Behandlung. Du kriegst die Kohle sofort." murmelte ich. "Fraktur, Alkohol- oder Drogenvergiftung oder Schusswunde?"

Für sowas hat man wohl gute Kontakte. "Keine Ahnung, meine Hand blutet und schmerzt, du bist der Arzt." antwortete ich angepisst. "Okay, du hast Entzugserscheinungen." "Ich bin clean!" brüllte ich in mein Telefon. "Seit einem Monat wieder, ja. Das heißt nicht, dass Entzugserscheinungen nicht doch auftreten können. Kannst du herkommen oder soll ich zu dir?" fragte er.

"Ich komm zu dir." Am anderen Ende hörte ich ihn seufzen. "Piss dich nicht gleich ein. Sag Jenny, sie soll was aus dem Supermarkt holen, sobald ich dir schreibe. Hab nicht vor, bei dir einzuziehen, will nur einen Verband." meinte ich darauf genervt.

"Ich hab Jenny versprochen, sie nie wieder anzulügen." "Mhm, und ich hab ihrem Bruder gerade in den Magen geschlagen. Wollen wir jetzt Traumas vergleichen oder hilfst du mir?" fragte ich. "Luke hat mich gerettet und dafür spiel ich jetzt deinen privaten Arzt?" Man könnte förmlich hören, wie er schmunzelte.

"Mickey, wir hätten dich auch an Sandro abgeben können. Verarzte meine Hand und ich lass dich damit in Ruhe. Reicht mir schon, dass ich mich an dich wenden musst." "Beweg deinen Arsch hierher du Nervensäge."

Vergessene Liebe | ManXManWo Geschichten leben. Entdecke jetzt