23 | nur chillen

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⏯: Capital Bra-Mademoiselle

Nur in seinem weiten Balenciaga T-Shirt bekleidet (auf dem ein riesiger Ketchupfleck drauf ist) liege ich auf der überdimensional großen, grauen Couch.
Dadrunter trage ich nix.
In der ganzen Wohnung herrscht ein schreckliches Chaos. Es wirkt fast schon so als würde ein pubertierender Teenie Junge hier hausen und kein 24 jähriger Millionär.
Auf dem Boden liegen meine Unterwäsche, halb ausgetrunkene Pfandflaschen, Aschenbecher und versiffte Pizzakartons die mindestens eine Woche alt sind.
Wir sind seit mehreren Stunden bereits abwechselnd mit Fifa 18 und diversen anderen Dingen beschäftigt.
Nur in einer grauen, ebenfalls wahrscheinlich nicht gerade frisch gewaschenen, Nike Jogginghose bekleidet wirbelt Capi durch die Küche, singt dabei die ganze Zeit dezent gestört vor sich hin.
Laut klirrend fällt ein Teller aus dem Schrank.
Ich setze mich auf.
"Was wird das wenns fertig ist?"
Rufe ich ihm zu.
"Ich koche!"
Krächzt er und lacht.
In Gedanken überlege ich schon mal wo ich einen Feuerlöscher herbekomme.
Es ist früher Abend, der Himmel ist in ein schönes Gelb Orange getaucht und ich habe vor einigen Stunden vermutlich aus reiner Einsamkeit das erste mal Initiative ergriffen und ihn spontan besucht.
Die Adresse habe ich mir vom letzten Mal noch gemerkt, bin daraufhin aufgeregt in die U-Bahn gestiegen und ihn aus dem Tiefschlaf geklingelt.
Er war die ganze Nacht im Studio.
Dementsprechend sieht er auch aus.
Tiefe Augenringe, ein ausgeprägter Dreitagebart und eine heisere Stimme. Er war die ganze Nacht komplett drauf, dass merke ich natürlich auch.
Aber mir ist es egal.
Vorsichtig stehe ich auf und nähere mich ihm in die Küche.
Er steht am Herd, kippt ziemlich rabiat eine Packung Nudeln in den Wassertopf.
Ich umarme ihn leicht von hinten. Ich spüre seine warme Haut an mir, schließe die Augen.
"Alles gut bei dir?"
Kichert Capi, offenbar sehr verwundert von meiner ungewohnten Zärtlichkeit.
Peinlich berührt zucke ich zurück und bin selber etwas irritiert von mir. Das war jetzt echt dezent unnötig.
"Komm zurück" Murmel ich und ziehe ihn wieder aufs Sofa. Ohne Widerrede kommt er mit und wir werfen uns nebeneinander auf die weichen Kissen. Er seufzt zufrieden und baut sich einen Joint,
ich hebe das Feuerzeug vom Boden auf und zünde ihn an.
"Nimm"
Sagt er grinsend und ich ziehe tief auf Lunge.
Ich möchte dass es wieder so einen Effekt wie letztes Mal auf mich hat, einfach loslassen.
Nicht mehr nachdenken.
Dann schnappt er sich den Ps4 Controller vom Tisch und wählt irgendwas in Fifa aus.
"Machst du meine Packs auf?"
Fragt er ein paar Minuten später. Seine Stimme hört sich bereits deutlich benebelt an.
"Lieber nicht, ich habe immer Pech bei so Sachen"
Debil grinsend guckt er mir in die Augen.
"Das glaub ich dir nicht"
Ebenfalls grinsend nehme ich den Controller entgegen und muss tief seufzen.
Es ist wieder als wäre mein Kopf in den Wolken oder so.
Die leise Rap Musik im Hintergrund hört sich auf einmal mega laut an und Capis eigentlich dezentes Rasierwasser benebelt auf einmal den ganzen Raum. Ich bemühe mich, mich zu konzentrieren und die Packs zu öffnen.
"Wow du hast echt Pech bei sowas"
Capi lacht, alle von mir gezogenen Spieler sind komplett scheiße.
Ich muss die ganze Zeit trotzdem grinsen.
"Hab ich doch gesagt"
Er nimmt mich in den Arm, etwas unbeholfen und nicht gerade auf die emotionalste Art.
Aber er drückt mich an sich und ich starre ihm in seine glasigen Augen, er nimmt noch einen Zug.
"Scheiss aufs Geschäft"
Murmel ich ohne meinen Blick abzuwenden.
"Was laberst du"
"Hör nich auf diesen komischen Bushido, der hat dir nix zu sagen"
Ich strecke mich müde und schließe die Augen.
Wow fühlt sich das geil an.
"Wie kommste drauf" Fragt Capi.
"Ihr habt ja letztens geredet und da dachte ich mir genau das, wollte es aber nicht sagen"
Nuschel ich.
"Und jetzt schon oder was?"
"Joa"
Wir lachen beide los. Ich kuschel mich noch mehr an seinen unbekleideten Oberkörper. Ich höre sein Herz pochen. Ganz laut und deutlich.
"Aber ich hab doch Recht, scheiss auf alles und chill den ganzen Tag! Wir können doch wegfahren, ganz weit weg und schließen uns dann drei Monate in ein kleines Ferienhaus ein...und machen den ganzen Tag nichts...gar nichts..."
Fasel ich vor mich hin. Oh Gott was erzähl ich da.
"Geil"
Er grinst breit und wir schließen unsere Augen.
Ich atme tief aus, alles dreht sich.
Ich setze mich auf ihn drauf und seine Hände fahren automatisch unter das Shirt.
Ich keuche, er lächelt.
Viel zu high für alles lasse ich mich nach vorne auf seine Brust sinken. Mein Shirt ist bis zur Hälfte hochgezogen, seine sehnigen Hände liegen auf meinem blanken Rücken.
Ich habe die Augen halb geöffnet.
Spüre seinen warmen Atem. Er hustet kurz.
Auf einmal klingelt mein Handy.
"Mmmh" Murre ich genervt.
Wortlos greift er nach meinem Handy und blickt drauf.
"Zoey"

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