45 | exhausted

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⏯: Fard-Peter Pan

Es ist mal wieder tief in der Nacht.
Langsam habe ich das Gefühl ich lebe nur noch in der Nacht,
schlafe tagsüber bis die Sonne wieder untergeht und stehe dann abends auf.
Genau wie er.
Capi ist fast jede Nacht ein paar Stunden mit mir im Studio, dann gehen wir raus und machen irgendwas. Alleine oder mit den anderen.
Morgens kommen wir zu ihm nachhause und fallen total kaputt ins Bett.
Meistens muss er nur wenige Stunden später wieder raus,
Geschäftliches erledigen und sowas.
Dann werde ich meistens auch wach und kann nicht mehr wieder einpennen.
Manchmal macht er die ganze Nacht im Studio durch,
dann penne ich dort auf der Couch oder bin ausnahmsweise mal wieder zuhause.

Unsere Beziehung ist irgendwie nicht gerade gewöhnlich,
naja was heisst auch gewöhnlich?
Aber trotzdem.
Wir reden nie direkt über uns,
ernste, romantische  Gespräche über unsere Liebe zueinander sind Fehlanzeige.
Trotzdem können wir nicht ohne einander und jedes Mal wenn er unterwegs ist oder ich zuhause bin könnte ich durchdrehen.
Wir sagen uns das nie direkt,
dennoch weiss es der andere.
Wir verstehen uns einfach irgendwie.

Es ist einer der wenigen Nächte in denen wir mal bei ihm sind und nicht im Studio.
Ihm ging es nicht wirklich gut am Abend,
er wollte zuhause bleiben.
Wirkte irgendwie komisch,
inzwischen war ich das Ganze Hin und Her schon gewohnt.
Irgendwann wachte er dann ganz plötzlich auf,
schrie und schlug um sich,
traf mich beinahe aus Versehen.
Ich zerrte ihn wie schon die unzähligen Male vorher ins Bad und stellte ihn unter die Dusche,
kaltes Wasser,
so wie er es bei mir auch mindestens genauso oft getan hat.
Irgendwann beruhigte er sich wieder,
verkroch sich auf dem Balkon.

Ich setze mich zu ihm.
Es ist arschkalt,
bestimmt Minusgrade.
"Ich muss weg von hier"
Nuschelt er.
"Lass uns bitte irgendwo hin, ich dreh sonst durch."
Ich sagte nichts,
schaute ihn nur mit großen Augen an.
Schlaf brauchte ich sowieso nicht mehr.
"Samra und paar Jungs müssten noch in ner Shisha Lounge sein, alles chillig"
Alles chillig, schon klar.
Seine Finger zittern,
er hat Mühe sein Handy zu halten.
Er bemerkt meinen apathischen Blick.
"He, wenn du schlafen willst kannst du ruhig hier bleiben. In paar Stunden bin ich wieder bei dir"
Ich winke ab.
"Schon gut, bin dabei"
Er lächelt matt und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Stirn,
ich muss ebenfalls lächeln.
Wenig später sitzen wir im Auto,
Capi telefoniert mit Samra und geht sicher ob alle noch wirklich in der Shisha Bar sind.
Wir fahren wie so oft durch die nächtlichen Straßen Berlins.
Der Verkehr ist wesentlich mehr zurückgegangen als noch am frühen Abend,
aber ganz aufhören tut er hier wohl nie.
Berlin kommt nie runter.
Genau wie wir.
Wie ein endloser, langer Trip in dem sich Traum und Realität vermischen.
Ich halte meinen Joint an meinen Mundwinkel,
ziehe den Rauch ein und beobachte die Leute die noch um diese Uhrzeit unterwegs sind.
Hauptsächlich Penner, Nutten und irgendwelche Teenies die besoffen mit ihren anderen Teeniefreunden Spaß haben.
Sie stehen neben uns an der Ampel und lachen,
fallen sich in die Arme,
schauen ab und zu auf ihre Handys um nicht zu spät zu ihren wohlhabenden Spießer Eltern nachhause zurückzukehren.
Im selben Moment bereue ich es so abfällig über die zu denken,
ich bin ja selber noch irgendwie ein Teenie.
Sollte ich nicht auch mit meinen 15 Freunden und paar Bier ganz unschuldig irgendwo ganz normal Spaß haben und feiern gehen?
Ich nehme Capis freie Hand,
drücke sie fest.
4 Uhr Morgens.

Als wir in die Shisha Bar eintreten,
legt er entspannt einen Arm um mich.
Alles ist in einem dunklen violetten Neonlicht beleuchtet,
fast schon wie in dem VIP Club.
Capi klatscht jeden zweiten von den Typen ab die noch da sind,
jeder kennt ihn und er kennt jeden.
Mich grüßen alle bedächtig, fast schon etwas vorsichtig.
Als wüssten sie jetzt nicht direkt ob ich nur irgendeine Hoe bin oder wirklich seine feste Freundin.
"Was geht"
Sagt er in die Runde als wir endlich an unserem Tisch angelangen,
den Arm immer noch um mich.
Samra, Erion und noch einige fremde Typen sitzen nebeneinander und klatschen ihn der Reihe nach ab.
Ich schaue mir jeden an.
Sehe auch Adelina, Samras Frau.
Freue mich kurz.
Neben ihr sitzt noch ein Mädchen.
Ich schaue genauer hin.
Zoey.

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