⏯: Sia-Broken Glass (Live from the Village/spotify sessions)
Ich lasse mich neben das Krankenbett sinken, schaue auf den Boden. Er nimmt meine Hand, ich merke wie schwach er ist. Dann kann ich nicht mehr, breche total zusammen. Ich heule, schnappe nach Luft. Es ist als würde alles auf einmal auf mich zusammenbrechen. Die Sache mit meinen Eltern, die Drogen, sein Suizidversuch. Der ganze Scheiss der letzten Wochen, Monate, alles überkommt mich auf einmal. Capi drückt mich noch fester an sich, ich merke wie er irgendwas leise auf Russisch sagt. "I-Ich habe dich so vermisst, meine Kleine" Sagt er leise, seine Stimme ist rau. Irgendwie fremd, gleichzeitig so vertraut. Ich schniefe, kralle mich förmlich an ihn. Weine noch heftiger, alle verdrängten Emotionen kommen hoch. Ich bin auf einmal unfassbar wütend. "Wie konntest du mir das antun" Zische ich japsend hervor. "W-Wie konntest du..." Es tut so weh. Alles. Meine Sucht, mein kaputtes Leben, aber am meisten schmerzt die Vorstellung dass ich ihn beinahe verloren hätte. Dass er sich dazu entschieden hat. Ganz bewusst. Dass wir vor Wochen uns noch geschworen hatten clean zu werden, dass alles gut werden würde. Aber nichts ist gut. "L-Layla...es tut mir so schrecklich Leid..." Tränen laufen ihm übers Gesicht, er weiss nicht was er sagen soll. Irgendwie ja auch verständlich. "I-Ich hatte so eine Scheiss Angst!" Schreie ich und stoße mich weg. "I-Ich...I-Ich.." Ich stammel vor mich hin, vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Die Wut lässt nach, ganz langsam. Verwandelt sich in Erleichterung, Trauer. Capi wischt sich schniefend einige Tränen weg, er kann mir nicht in die Augen schauen. Ich spüre dass er sich schämt, dass er verzweifelt ist. Das er wahrscheinlich hundert Mal mehr leidet als ich gerade. Ich kralle mich wieder an sein Hemd, wimmere. Kann ihm ebenfalls nicht in die Augen gucken. Alles im Raum ist weiß. Die Wand, die Möbel, selbst die kleinen Infusionsbeutel sind weiß. Vielleicht soll es beruhigend wirken, für genau solche Situationen. Wir sagen nichts, schweigen nur. "Ich hab dich auch vermisst" Flüstere ich irgendwann. Ich höre die Uhr ticken, Schritte auf dem Flur. Von draußen erklingen die Sirenen von Krankenwagen. Aber hier ist es still. Ganz still. "Ich hab es nicht mehr ausgehalten" Murmelt er. Mit leeren Augen blickt er geradeaus auf die weiße Wand. "Du warst irgendwie noch das letzte was mir geblieben ist...und du warst weg. Alle waren weg." Er nimmt den Blick nicht von der Wand ab. "So geht es schon seit mehreren Jahren...ich hab das Gefühl ich dreh immer mehr durch, alles wird immer abgefuckter...ich komme auf alles nicht mehr klar" Seine Stimme ist ernst. Kühl. Ohne Emotionen. "Ich kann nicht mehr ohne den ganzen Stoff, ich fühl mich so eklig, weisst du" Er schluckt. "Ich kann einfach nicht mehr" Sagt er leise, fast schon flüsternd. Ich drücke mich noch fester an ihn, atme schwer. Schließe die Augen. "Ich liebe dich, Layla" "Ich dich auch" Es war das erste Mal dass wir uns das sagten.
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