51 | god's plan

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Inzwischen ist es wieder etwas wärmer geworden,
der Schnee draußen verwandelt sich in dunklen Matsch.
Der Himmel bleibt grau,
düster.
Ich sitze am Fenster,
schaue auf die Straße runter.
Mein Vater streut mit unserem Nachbar Salz auf die Einfahrt,
Mama bringt ihnen gerade zwei dampfende Kaffeetassen.
Ich habe seit drei Tagen nichts mehr genommen,
gar nichts.
Ich bin gerade hundert Prozent clean.
Und ich fühle mich so grässlich.
Ich sehe schrecklich aus,
mir ist die ganze Zeit schlecht und ich könnte jeden Moment losheulen.
Ich habe die letzten Plastiktütchen mit Stoff drin in meine chaotische Kleinkram Kiste reingeworfen.
Wenn ich sie wieder haben wollen würde,
müsste ich die gesamte riesige Kiste auskippen und alles durchwühlen.
Eigentlich ja ein kluger Trick.
Aber nicht gerade.
Ich könnte jetzt jeden Moment sogar die Kiste im Wohnzimmer meiner Eltern auskippen wenn es sein müsste.
Es ist als würde mir eine kleine Stimme im Kopf zuflüstern.
Geh zur Kiste.
Geh zur Kiste.
Danach geht es dir wieder gut.
Geh zur Kiste.
Zainab kommt ins Zimmer rein.
Sie war gerade in der Schule,
wirft ihren Vans Rucksack in die Ecke und lässt sich auf mein Bett fallen.
"Ist dir nicht kalt?"
Fragt sie, ich sitze wie schon erwähnt auf der Fensterbank und trage nur leichte Bekleidung.
"Nein"
Ich komme trotzdem heruntergeklettert und lege mich neben sie.
"Wie läufts eigentlich mit Artjom? Der russische Typ aus der Neunten?"
Frage ich sie und lächel etwas schief.
Zainab denkt nach.
"Ach, der muss jetzt vielleicht in den Jugendknast. Wurde von der Polizei erwischt. Ich konnte ihn eh nie wirklich leiden."
Sie streckt sich und schaut zufrieden auf die Decke.
"Aber dafür steht Emir auf mich, er ist in meiner Klasse."
Ich hebe eine Augenbraue.
"Und? Magst du ihn auch?"
Frage ich sie.
"Ich glaube schon irgendwie, ja. Obwohl er genauso groß ist wie ich und das ist voll komisch, aber naja."
Wir schweigen und starren an die Decke auf meine große, weiße Ikea Lampe.
"Ich vermisse ihn so sehr"
Sage ich leise.
Er und die Drogen sind das einzige woran ich denken kann.
Zainab dreht sich zu mir,
schaut mich an.
Dann setzt sie sich auf.
"Gib mal die Nummer von Alex' Studio"
Sagt sie.
"Baba hat doch alle Nummern gelöscht!"
Antworte ich daraufhin.
"Ich weiss, aber wenn er so ein erfolgreicher Produzent ist muss er seine Nummer doch irgendwo im Internet haben!"
Ich grinse,
check langsam was sie vorhat.
Wir finden tatsächlich Alex' Nummer und speichern sie auf Zainabs Handy unter dem Namen "Lisa" ein, sicher ist sicher.
Mit zittrigen Fingern nehme ich das Handy entgegen und rufe an.
Es dauert ein wenig.
"Hallo?"
"Alex bist du es?"
"Layla?! Hey, alles okay mit dir?"
Er weiss sicher schon über alles Bescheid und denkt wahrscheinlich ich werde hier zuhause jeden Tag verprügelt oder so.
"Ja, alles gut. Ich wollte nur fragen ob du mir bitte Capis Nummer aufsagen könntest. Ich habe sie nicht mehr..."
"Ja-äh-natürlich, er freut sich bestimmt mega."
"Wie geht es ihm? Ich hab das mit Anis und allem mitbekommen"
Alex hält inne.
"Ziemlich beschissen."
Er sagt mir schnell die Nummer auf und ich speicher sie als Kontakt auf Zainabs Handy ein.
Bedanke mich und lege auf.
"Meinst du er geht ran? Er kennt meine Nummer ja net und denkt sicher ich wäre irgendein Fan oder so"
Murmelt Zainab.
Ich zucke mit den Achseln und halte mit schwitzigen Händen das Handy an mein Ohr.
"Ich geh raus und sag Bescheid wenn Mama und Baba wiederkommen, ja?"
Zainab steht auf und verlässt mein Zimmer.
Ich warte.
Piepen.
Warten.
Piepen.
"Ja?"
Ich höre seine unverwechselbare, kratzige Stimme, er klingt verschlafen.
"I-Ich bins"
Sage ich mit zittriger Stimme und Tränen füllen meine Augen.
"L-Layla?! Was...gehts dir gut? Ist was passiert? Oh Gott...ich..."
Ich muss kurz lächeln.
"M-Mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe deine Nummer von Alex, mein Vater hat alles von meinem Handy gelöscht."
Sage ich leise, damit er nicht raushört dass ich gleich anfange zu weinen.
"Ich vermisse dich so sehr"
Sagt er mit verkrampfter Stimme.
"Ich hatte die ganze Zeit so eine Scheiss Angst. Ich will dich wieder sehen. Fuck..."
Er kämpft ebenfalls mit den Tränen,
das hört man deutlich.
"Ich habe das mit EGJ und allem gehört...ich wollte nur sagen...du bist nicht alleine, alles wird wieder okay. Irgendwie."
Sage ich beruhigend.
Er antwortet nicht.
Ich höre ihn nur schwer atmen.
Zainab schaut ins Zimmer rein.
"Mama und Baba kommen jeden Moment"
Zischt sie.
Ich drücke den Hörer fester an mein Ohr.
"I-Ich glaube Gott hat für jeden einen Plan, weisst du"
Keine Ahnung warum ich das sage.
Es ist eigentlich ein Spruch meines Vaters, den er mir immer gesagt hat als ich klein war.
"Nein"
Krächzt Capi leise.
"Nicht für mich."

"

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