Heartbreak.
2012.
John nahm einen tiefen Zug von seinem Joint und schloss seine Augen, so, als könne er sich so vor seinem Problem verschließen, davor davonlaufen und es einfach abschütteln. Doch das konnte er nicht. Es war inzwischen jeden Tag präsent.
Er wusste noch nicht einmal mehr, wann genau es ihm das erste Mal so richtig bewusst geworden war. Vor ein paar Monaten noch war alles in Ordnung gewesen. Es musste irgendwann passiert sein, nachdem er Cassies Nachbarn krankenhausreif geschlagen und Cassie sofort zugesagt hatte, mit ihr zusammenzuziehen. Seine grenzenlose Wut hatte ihm vor Augen geführt, wie sehr er Cassie liebte und dass er dazu bereit war, einen Schritt weiter mit ihr zu gehen.
Doch seit sie zusammenwohnten, schien sich ihre Beziehung unbemerkt verändert zu haben. Jetzt war er seit Anfang November mit den Jungs auf der großen Free-Gzuz-Tour unterwegs und es fühlte sich an wie Urlaub. Schlimmer noch; er vermisste Cassie nicht einmal.
Erst hatte er geglaubt, dass er gar nicht dazu kam, weil er momentan so viele Eindrücke sammelte und sie gar nicht sortieren, aufnehmen und begreifen konnte. Die Resonanz war unglaublich und er hatte nicht damit gerechnet, dass die Leute derart ausrasten würden.
Zu Beginn der Tour hatte er Cassie noch jeden Tag geschrieben und sie angerufen, so oft es ging, doch inzwischen fehlte ihm nicht einmal mehr ihre Stimme; im Gegenteil, es fiel ihm nicht einmal mehr auf, wenn sie länger nicht auf seine Nachrichten reagierte.
Oder war das vielleicht normal, wenn man so lang in einer Beziehung war?
Hatte er sich einfach an sie gewöhnt?
John zog ein weiteres Mal an seinem Joint und wischte über seine Augen.
Er hatte sich den gesamten Tag über nicht ein einziges Mal gefragt, was Cassie überhaupt machte. Sie hatte ihm eine Nachricht geschickt, in der sie schrieb, dass sie im Laufe des Tages einen Workshop in einer Tanzschule geben würde und er hatte bis jetzt nicht darauf reagiert. Sein Blick fiel auf die Uhr an seinem Handgelenk. Ob er ihr jetzt noch antworten sollte? Sie schlief vermutlich sowieso schon.
Einen Moment lang schaute er gedankenverloren auf das Display seines Handys und versuchte zu verstehen, was mit ihnen passiert war und an wem es lag.
Cassie war ein hübsches Mädchen und hatte einen tollen Charakter; eigentlich eine Frau, wie er sie sich an seiner Seite immer gewünscht hatte. Sie war in den vergangenen dreieinhalb Jahren mit ihm durch Höhen und Tiefen gegangen, hatte ihn immer in allem unterstützt und war nie von seiner Seite gewichen, selbst dann nicht, wenn es mal schwierig geworden war.
Natürlich hatten sie sich auch oft gestritten, doch das lag einfach daran, dass Cassie nur schwer damit umgehen konnte, dass er seine Karriere so stark fokussiert und sie deshalb oft vernachlässigt hatte. Selbst der längste Geduldsfaden erreichte eben irgendwann mal sein Ende. Auch, dass sie jetzt zusammenwohnten, änderte nichts daran, dass er zu wenig Zeit mit ihr verbrachte. Er verstand das auch, schließlich hatte sie jedes Recht, Ansprüche an ihn als ihren Freund zu stellen.
Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hatte sie ihn in den letzten Monaten mehr unterstützt als er sie; statt sie zu den letzten zwei wichtigen Battles zu begleiten, hatte er lieber Videos gedreht und die ersten Auftritte der Tour auf eines der Tanz-Wochenenden gelegt.
Er sah einfach, dass es endlich gut lief und sich alles in die richtige Richtung bewegte. Doch er wusste auch, dass Cassie dabei auf der Strecke blieb. Gerade ihr gegenüber, die immer hinter ihm gestanden hatte, war das nicht fair.
DU LIEST GERADE
Started from the Bottom 1 & 2 & 3
ChickLit„Verdammt, bleib stehen!", forderte er energisch, umfasste ihren Oberarm und wirbelte sie zu sich herum. Sie musterte ihn angriffslustig. „Ach, du hast deine Eifersucht nicht im Griff, aber mir steht das nicht?", fragte sie und machte sich los. Joh...