Es ist super lang geworden, also habt viel Spaß dabei. Bin gespannt, was ihr sagt.
„Du denkst ja wohl nicht ernsthaft darüber nach, ihm zu antworten!", platzte es fassungslos aus Willow heraus, als sie Cassies unsicheren Blick sah.
„Ich weiß es nicht", räumte sie ehrlich ein.
„Bist du auf den Kopf gefallen oder so?", wollte Willow wissen. „Er hat sich nie für uns interessiert. Hast du vergessen, was das letzte Mal passiert ist, als er auf einmal den Wunsch verspürt hat, sich um seine verlorenen Töchter zu kümmern?"
„Wie sollte ich?", fragte Cassie enttäuscht. „Es war bis heute das schlimmste Weihnachtsfest für mich."
„Warum also spielst du jetzt überhaupt mit dem Gedanken, dich mit ihm zu treffen?", gab Willow kopfschüttelnd zurück, als Cassie den Blinker für die nächste Autobahnausfahrt setzte. Die wenigen stressfreien Tage hatten ihr tatsächlich geholfen, abzuschalten und sich zu entspannen. Lediglich ihre Diskussion über die plötzliche Nachricht ihres Vaters von vor einigen Tagen überschattete die harmonische Rückfahrt nach Hamburg. Sie atmete tief durch, ehe sie antwortete.
„Das Leben kann von heute auf morgen einfach so vorbei sein", erklärte Cassie ihren Standpunkt. „Ich habe mich schon mit Paola nicht ausgesprochen und es am Ende bereut. Ich möchte nicht, dass mir dasselbe bei unserem Vater passiert."
Willow verdrehte die Augen.
„Bei allem Verständnis für deine Beweggründe, aber der verdient es noch weniger als Paola, sich auszusprechen. Er hat uns verlassen, als wir kleine Mädchen gewesen sind, und sich seitdem nicht um uns gekümmert. Ich habe nicht mal irgendeine Art von Bindung zu ihm. Ich kenne ihn praktisch kaum", vertrat Willow energisch ihre Meinung.
„Ich erinnere mich noch sehr gut an ihn und bin der Meinung, dass er zumindest die Gelegenheit verdient, angehört zu werden", erwiderte Cassie entschieden.
„Dann kannst du das ja machen", sagte Willow kühl. „Aber erwarte nicht von mir, dass ich dich begleite."
„Komm schon, Willow. Lass uns wenigstens herausfinden, wieso er sich auf einmal nach all den Jahren wieder gemeldet hat. Vielleicht hat er sich weiterentwickelt und merkt, dass er einen riesigen Fehler gemacht hat", mutmaßte Cassie.
„Vielleicht sind wir ihm aber auch nach wie vor egal und er sagt das Treffen wieder eine Stunde vorher ab, weil ihm was dazwischengekommen ist", konterte Willow eisern.
Cassie schüttelte den Kopf.
„Und selbst, wenn es so kommt – dann haben wir es wenigstens probiert", sagte sie.
„Man kann sich natürlich auch immer wieder von derselben Person demütigen lassen", kommentierte Willow trocken.
„So würde ich das nicht nennen", erwiderte Cassie und bog von der lang gezogenen Ausfahrt auf eine viel befahrene Umgehungsstraße ab.
„Sondern?", fragte Willow mürrisch.
„Eine zweite Chance", räumte Cassie ein. „Jeder macht Fehler im Leben, und wir wünschen uns in dem Fall auch nichts sehnlicher, als dass uns verziehen wird."
„Warst du deshalb so konsequent darin, Paola zu ignorieren, als sie damals versucht hat, mit dir zu sprechen?", fragte Willow provokant. Cassie seufzte.
„Wieso wirst du jetzt so gemein, Will? Ich versuche nur, das Gute in der Sache zu sehen. Du bist immer so negativ – das macht mich wahnsinnig", sagte sie enttäuscht.
„Ich bin nicht negativ, sondern realistisch, und möchte uns beiden einfach nur eine weitere Enttäuschung auf der langen Liste ersparen, die wir nur seinetwegen überhaupt anlegen mussten", probierte Willow erneut, ihrer Schwester ihre Motive klarzumachen.
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Started from the Bottom 1 & 2 & 3
ChickLit„Verdammt, bleib stehen!", forderte er energisch, umfasste ihren Oberarm und wirbelte sie zu sich herum. Sie musterte ihn angriffslustig. „Ach, du hast deine Eifersucht nicht im Griff, aber mir steht das nicht?", fragte sie und machte sich los. Joh...