Kapitel 13

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Ich hatte einen unruhigen Schlaf. Mein sich immer wiederholender Traum verfolgte mich schon wieder, nur, dass ich jetzt die Zeichen deuten konnte. "Evan!" Eine weibliche Stimme rief nach mir, doch es war nicht Lous. Ich spürte eine Berührung auf meiner Schulter. Ein Klopfen und dann ein Rütteln. Ich schreckte auf und packte die Person grob, die mich berührte. Meine Sicht war verschwommen und die Person die ich fest im Griff hatte, wehrte sich.

Ich schaute in ein schmerzverzerrtes Gesicht und ließ die Person sofort los als ich erkannte, dass es Thea war. "Verdammt, Evan!" Entrüstet richtete sie sich die Haare, und wüsste ich nicht, dass ich ihr gerade weh getan hatte, würde ich über ihr Nest auf dem Kopf lachen. "Wieso wolltest du mich ausmurksen?" Das fragte sie noch? "Du hast mich verdammt noch mal erschreckt, Thea! Du hättest wissen müssen, dass ich mich wehre!"

Ich vernahm ein böses Schnauben. Es war noch dunkel und ich konnte lediglich ihr Gesicht erkennen – und das auch nur, weil sie mir so nah war. "Was weckst du mich auch so früh?" Ich spürte einen Schlag auf meine Brust. "Ich wollte nur ein Glas Wasser holen, du Genie. Da habe ich gesehen, wie du dich im Schlaf gedreht und Lous nahmen gesagt hast." Der Traum. Ich erinnerte mich wieder. Plötzlich spürte ich auch, dass mein T-Shirt wieder nass war. "Tut mir leid", nuschelte ich verschlafen. "Den Fehler mache ich mit Sicherheit nicht
nochmal. Du hast mich beinahe erwürgt." Sie fuhr sich über den Hals.

"Leider kann ich im Schlaf nicht riechen, ob es gerade du bist, die wie eine Verrückte an mir rüttelt, oder jemand, der mich erwürgen will", feuerte ich ihr entgegen, obwohl es mir dennoch leidtat. "Nächstes Mal haue ich dir einfach eins mit dem Kissen über und renne weg." Ich konnte ihr Grinsen sogar in der Dunkelheit erkennen. "Klingt nach einem guten Plan." Ich schmunzelte. "Du solltest dich wieder schlafen legen." Ich schüttelte den Kopf. "Nicht nur du hast gute Pläne."

Äußerst genervt stöhnte Thea auf. "Was hast du jetzt schon wieder vor, Evan?" Das Grinsen auf meinen Lippen wurde breiter. "Ich steige in den Palast der lieben Wesleys ein", höhnte ich. Ein erneuter Schlag traf meine Brust. "Bist du lebensmüde, du Schwachkopf?" Sie holte nach immer mehr Schlägen aus und es dauerte, bis ich ihre Hand zu greifen bekam. "Ich muss es tun, Thea. Ich habe gestern die Angestellten belauscht. Karen Wesley ist so verzweifelt, dass sie vorhat Elenor wegzuschicken. Ich werde es wie einen Einbruch aussehen lassen und schon, wird Mrs Wesley mich doch wieder brauchen. Außerdem bekomme ich die Chance, in ihrem Büro herumzuwühlen."

Thea wirkte immer entsetzter. "Glaubst du nicht, dass diese Wesley ihre Nichte dann erst recht wegschicken wird?" Natürlich hatte ich auch darüber nachgedacht. "Vielleicht. Aber dann wird sie Elenor ganz sicher nicht ohne Bodyguard gehen lassen. Es wird schon alles gut gehen", versuchte ich sie zu beruhigen. "Ach ja sicher. Ist ja nicht so, dass bestimmt an jedem Eingang irgendwelche Leute nur darauf warten, einem Einbrecher mal ordentlich eine auf die Schnauze zu hauen." Mit jedem Wort wirkte Thea nur noch aufgebrachter.

"Falsch und falsch. Mrs Wesley hat nur einen Bodyguard und dem vertraut sich blind. Und wenn sie doch noch irgendwelche Leute angeheuert hat, muss es mich nicht interessieren. Ich steige nämlich durch Elenors Fenster." Ein leiser, spitzer Schrei entfuhr Theas Kehle. "Er hat sie nicht mehr alle", murmelte sie. "Weißt du, was passiert, wenn du erwischt wirst?"
"Na was schon. Wenn Elenor mich erwischt, komme ich mit einer Notlüge. Dass Mrs Wesleys Bodyguard sich einen Spaß erlaubt hat und mich nicht reinlassen wollte. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er immer noch beleidigt ist, weil ich ihn im Zweikampf geschlagen habe."

Ich griff nach meinen Schuhen, dem Jackett und dem zerrissenen Hemd, dass ich unter meinem Kissen versteckt hatte und jetzt so verkrumpelt aussah, dass ich auch mit einer wilden Partygeschichte davonkommen würde. "Wenn das schiefgeht, bringe ich dich um." Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich glaube, da musst du dich hinter Wesley anstellen." Ich zog mir das Hemd über und anschließend noch das Jackett. "Warte", hielt mich Thea auf. Sie öffnete den Schrank unter der Spüle und streckte mir Gummihandschuhe entgegen. Wenn dann schon richtig. Sie kramt in einer weiteren Schublade und zog eine kleine Taschenlampe heraus.
"Danke. Wir sehen uns nächsten Sonntag."
"Und wehe du kommst nicht heil zurück", drohte sie mit erhobenem Finger.

Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt