Meine Faust traf die Wand. Immer wieder schlug ich zu, bis das schmerzhafte Ziehen meiner Knöchel, den Schmerz in meiner Brust linderte. Ich stürmte hinaus ins Freie. Die Freiheit, die Lou nicht hatte. Ich riss die Autotür auf und kümmerte mich einen Dreck darum, ob ich Isaacs Eigentum beschädigte. In mir tobten Enttäuschung und Wut zur gleichen Zeit. Eine gefährliche Mischung. Meine Hände schmerzten und ich krallte sie fest in das Lenkrad. Sie waren aufgeschürft und bluteten, doch sie schmerzten nicht stark genug. Ich schlug gegen das Lenkrad. Einmal. Zweimal. Mein Herz raste, während ich festsaß. Festsaß in einem Karussell, das sich nicht drehte und mir dennoch unglaublich schlecht wurde. Ich ließ meinen Kopf auf das Lenkrad sinken. Augenblicklich schossen mir grausame Bilder durch den Kopf und ich konnte es nicht verhindern. Ich war ein Versager.
Ich fuhr so schnell, dass es ein Wunder war, dass ich keinen Unfall baute. Ich parkte das Auto vor dem Gebäude in dem Thea wohnte und stieg aus. Es war nicht überraschend, dass Thea mich gehört hatte und die Eingangstür eilig öffnete. Ich wollte nicht mit ihr sprechen. Ich wollte nicht, dass sie mich ansah. Ich lief mit schnellen Schritten davon, war aber nicht schnell genug. "Evan!" Theas Hand griff unsanft nach mir und ich kämpfte mich ohne große Mühe aus ihrer Umklammerung frei. Ich lief einfach weiter, wie betäubt und plötzlich doch schrecklich müde. In einer Hand hielt ich Lous Plüschtier.
"Evan, jetzt warte doch!" Ihre Hände griffen erneut nach mir, nur dieses Mal fester, und ich war zu müde, um mich zu wehren. "Lass mich los, Thea", sagte ich harsch und trotzdem nur ganz leise. Sie hörte nicht auf mich, wenn sie mich überhaupt gehört hatte, sondern griff noch fester nach mir und zog mich in ihre Arme, bevor ich auch nur die Chance dazu hatte, sie fortzustoßen. Ihre Arme schlangen sich um meinen Oberkörper und sie drückte mich fest an sich. Sie strich mir über den Rücken und schaute erschrocken zu mir auf, als eine Träne auf ihre Bluse tropfte.
Es tat gut zu wissen, dass es so jemanden wie Thea gab. Und auch wenn ich es nie zugegeben hätte, war ich unglaublich froh, in diesem Moment nicht alleine zu sein und endlich wieder menschliche Nähe zu verspüren. Ihr Blick fiel auf meine wunden Hände. "Was ist passiert?" Sie schaute mir in die Augen. Ich zeigte ihr das Plüschtier. Sie erkannte es. "Ich war zu spät. Sie war nicht mehr dort", wisperte ich. "Du findest sie." Ich hielt sie von weiteren Worten ab. "Du verstehst nicht, Thea. Dort war überall Blut. Sie haben sie angekettet wie ein Tier." Ich stotterte zum allerersten Mal in meinem Leben. Ich fand keine Worte mehr. Mein Kopf war wie leergefegt.
Sie entfernte sich ein Stückchen von mir und packte meine Schultern. "Seit wann gibt ein Standlers auf? Du hast immer daran geglaubt, dass Lou noch lebt. Hast dich immer gegen Rider gestellt. Du wirst nicht aufgegeben." In Theas Blick lag eine Überzeugung, die mir eine Gänsehaut bescherte. Ihr Blick fiel wieder auf meine aufgeschürften Hände. Sie fragte nicht weiter nach, sondern zog mich an der Hand die Treppen hinauf in den zweiten Stock, bis in ihre Wohnung. Ich wehrte mich nicht. Ich ließ sie schweigend meine Hände verbinden und verzog keine Miene, als das Desinfektionsmittel auf meiner Haut brannte. Wie oft hatte ich schon dagesessen und meine eigenen Wunden verbunden, als mein Vater wieder zu hart mit mir umgegangen war? Ich räusperte mich, um wieder die Stärke meiner Stimme zu finden, die sonst immer da war und andere um mich herum einschüchterte.
"Du musst doch bestimmt zur Arbeit, Thea." Ich entriss ihr meine Hände, auch wenn ich wusste, dass sie es nur gut meinte. Ich wollte den weißen Verband am liebsten von den Händen reißen, aber ich ließ es. "Der Stapel an Arbeit läuft mir schon nicht davon. Du solltest dich ein wenig ausruhen. Du darfst in meinem Bett schlafen, also komm." Ich schüttelte den Kopf. Ich musste zurück, bevor Dominic bemerkte, dass ich weg war. "Keine Widerrede." Mit Thea war nicht zu spaßen, wenn sie etwas wollte, und doch musste ich gehen.
"Ich muss, Thea. Bevor dieser Dominic, der mich sowieso nicht leiden kann, einen Grund findet, seiner Hoheit etwas zu petzen." Thea zuckte unmerklich zusammen und fuhr sich über die Arme, als fröstelte sie. Misstrauisch blickte ich ihr entgegen. "Alles okay?" Sie lachte auf. "Du frägst mich, ob bei mir alles okay ist? Alles gut. Mir geht es gut, Evan. Mir würde es noch bessergehen, wenn du diesen Mistkerl endlich schnappen und Lou zurückbekommen würdest." Sie sprach mir aus der Seele. In meinen Gedanken malte ich mir aus, wie ich Wesley und seine Männer dafür büßen ließ, was sie meiner Familie angetan hatten. Es war der Wille, dass ich sie alle in die Finger bekommen würde, der mich nicht aufgeben ließ.
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Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit
غموض / إثارةBAND 1 Seine Schwester entführt von dem meist gejagten Verbrecher Amerikas. Seine Eltern vor seinen Augen ermordet. Evan will nur noch eins: Seine Schwester aus den Fängen der Dunkelheit befreien und Rache nehmen. Er hat nur eine Chance. Doch wird e...