Kapitel 47

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"Du glaubst wohl, dein Vater war ein anständiger Mann." Spöttisch reckte er den Kopf. Todd war sauer. Stinkwütend, und in mir wuchs die Neugierde mit jedem neuen Wort, das seinen Mund verließ. Er leckte sich das Blut von den Zähnen.

"Elenor. Ich bin froh, dass du deine Stimme wiedergefunden hast." Er wechselte das Thema, blickte zu seiner Tochter. Ich runzelte die Stirn, forderte ihn mit meinem Blick auf weiter zu sprechen. Elenor war wieder stumm geworden. Vielleicht wollte sie nicht mit ihrem Vater reden.

"Dein Vater und ich, wir waren Freunde. Vor langer Zeit. Wir kannten uns eine halbe Ewigkeit und waren kurz vor der Eröffnung unserer neuen Firma." Nie hatte mir mein Vater davon erzählt, dass er den meist gesuchten Verbrecher Amerikas kannte.

"Unsere Firma war noch ganz am Anfang. Dann eines Tages, bekam dein Vater mit, dass ich nebenbei auch noch illegale Dinge abzog. Das hat ihn wütend gemacht, Er warf mir vor, ich würde alles aufs Spiel setzen. Er hat mich einfach hintergangen", fauchte Todd. Er zitterte. Mein Vater hatte also herausgefunden, dass Todd nicht nur in der Firma arbeitete und Geld verdiente.

"Dein Vater war schon immer ein Angsthase gewesen. Immer darauf bedacht, alles genau richtig zu machen. Jedenfalls seit er deine Mutter kennengelernt hatte."
"Lass meine Mutter da raus!", drohte ich. Todd lachte auf.

"Das geht leider nicht."

Todd versuchte sich aufzusetzen und stöhnte auf, als er merkte, wie sehr sein Körper schmerzte.
Doch es könnte mich nicht weniger kümmern.

"Er hat unsere Firma aufgegeben, als er von meinen Geschäften erfuhr und sah, wie meine Verbrechen immer wichtiger für die Polizei wurde. Er hat einfach eine neue Firma gegründet. Unsere Freundschaft in den Dreck geworfen." Das was er sagte, passte nicht zusammen. Und doch wurde mir klar, wie wenig ich meinen Vater kannte. Elenor kam auf mich zu und schmiegte sich sanft an mich. Todd gefiel der Anblick nicht.

Elenor wollte bei mir sein und ich war ihr dankbar für den Halt und die Stütze die sie mir war. Ich sah sie an. Sie war so schön, wenn auch etwas schmutzig.

"Dann musst du wissen, dass deine Mutter nicht immer die war, die sie vorgegeben hat zu sein. Dein Vater hat also eine neue Firma gestartet. Doch anfangs lief die gar nicht gut. Er nahm kaum Geld ein, stürzte sich in Schulden, während bei mir das Geschäft boomte."

"Was hat das mit meiner Mutter zu tun?", fragte ich.
"Sie war krank. Drogenabhängig schon seit langer Zeit. Du warst noch nicht besonders alt zu diesem Zeitpunkt, Evan." Mein Körper schmerzte. Meine Schläfe pochte. Das konnte unmöglich war sein. Das hätte ich bemerkt. "Ich hätte es bemerkt."

"Wie denn? Du warst noch zu klein. Und deine Mutter brauchte Hilfe. Doch dein Vater war verzweifelt. Er konnte nicht mit ansehen, wie sie litt. Er wusste, dass mein Versteck nur so von Drogen voll war. Er verschaffte sich Zugang und klaute nicht nur Drogen für seine Frau, nein auch hat er sie verkauft, um Geld für Hilfe zu bekommen und um seine Firma zu finanzieren."

Unmöglich. War das mein Vater? Er hatte es für Mom getan, aber wer war Mom? Wer war diese Frau, die mich großgezogen hatte? Ihre liebevolle Art? Sie war Drogenabhängig gewesen?

"Du lügst", sagte ich. Ich wollte es nicht glauben. Ich war sauer, aber auch unendlich müde.

"Nein. Das tue ich nicht. Ich war sowieso schon sauer. Ich wollte mich an deinem Vater rächen und dann bekam meine Frau raus, wer damals eingebrochen und so viel Ware gestohlen hatte."

"Mom wusste von deinen Geschäften?", wisperte Elenor, doch Todd antwortete ihr nicht.

"Dein Vater bekam Panik, als sie meine Frau, deine Mutter Elenor, benachrichtigte und sagte, er sollte sich stellen, damit kein Unschuldiger sterben musste, denn ich als Schuldigen ausgesucht hatte."

Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt