Kapitel 17

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Mit schnellen Schritten war ich bei ihr und nahm ihr den Stein aus der Hand, mit dem sie gerade den Angreifer k.o. geschlagen hatte. Sie hatte mich gerettet. Mir wahrscheinlich sogar das Leben gerettet. Ich griff nach ihrer Hand, die in meinen Händen zitterte. Ihre Augen hatte sie so weit vor Schock aufgerissen, dass ich dachte, sie würde gleich schon wieder das Bewusstsein verlieren. Ihr Blick lag auf dem Mann, der sich nicht rührte. Ich ließ sie los, kniete mich zu dem Mistkerl hinunter und schaute mir die Platzwunde an. Elenors ängstlicher Blick sagte alles und ich tastete nach seinem Puls, um sie zu beruhigen.

"Er lebt noch, keine Sorge. Du hast ihn nur ordentlich umgehauen." Aus meinem Mund klang es amüsiert, doch dieses Gefühl teilte sie nicht mit mir. Ich schuldete ihr ein Danke, auch wenn ich wütend war, dass sie meine Anweisung nicht befolgt hatte. "Du hast nichts Falsches getan. Du hast mir wahrscheinlich das Leben gerettet", versuchte ich sie zu beruhigen. Ob ich damit ihr Gewissen bereinigte, wusste ich nicht, aber es war die Wahrheit. Sie senkte ihren Kopf.

"Was hast du überhaupt hier draußen gesucht, Elenor?" Sie zuckte zusammen, als ich sie zum ersten Mal beim Namen nannte. Es fiel mir erst jetzt auf, dass ich zum du gewechselt war. Standen wir uns näher, weil sie mir das Leben gerettet hatte? Nein, das wollte ich gar nicht. Sie hob ihren Kopf wieder und ich kam ihr einen Schritt näher. Sie zuckte mit den Schultern. Sie atmete tief ein und schloss die Augen. "Frische Luft?" Sie nickte. Mir war schon den ganzen Abend lang aufgefallen, wie angespannt sie war.

Es war Dominic, der mich davon abhielt, noch ein Stück näher an sie heranzutreten. "Was ist denn hier passiert?", fragte er scharf, als er die Männer auf dem Boden entdeckte. "Ihre Tante sucht Sie schon überall, Elenor." Elenor verzog das Gesicht bei Hulks Stimme. Sie konnte ihn wohl genauso wenig leiden wie ich. "Sind sie dort oben?", hörte ich Mrs Wesley von unten rufen. "Ja, sie sind hier" Es dauerte nicht lange, da beglückte uns auch Mrs Wesley mit ihrer Anwesenheit und schaute sich erschrocken um. "Was ist denn hier los?", kreischte sie und meine Kopfschmerzen nahmen an Stärke zu. Ich schaute zurück auf Francais.

"Ich habe gehört, wie einer dieser Männer davon gesprochen hat, Elenor gegen ihren Willen mitzunehmen, wenn Sie Mrs Wesley, ihm nicht endlich sagen würden, was er wissen wollte. Wovon er da genau gesprochen hat, weiß ich nicht. Ich bin einem der Männer aufs Dach gefolgt, und nur kurze Zeit später kamen die anderen und haben mich sofort angegriffen." Ich konnte lügen wie gedruckt und war überrascht, wie gut ich diese Geschichte herüberbrachte. Nach Mrs Wesleys Gesichtsausdruck zu urteilen, kaufte sie es mir sofort ab und ich klopfte mir in Gedanken auf die Schulter. Zur Sicherheit warf ich auch noch einen Blick auf Dominic, doch ich konnte in seinem Gesicht nicht lesen, was er gerade dachte. Völlig egal. Karen Wesley glaubte mir und ich glaubte, dass ich in ihrer Vertrauensskala einen Platz höher gerutscht war. Jetzt konnte ich nur noch hoffen, dass Francais auch wirklich den Mund gegenüber seinen Kollegen hielt.

Mrs Wesley beendete die Gala noch bevor die Polizei eintraf unter dem Vorwand, dass es ihr leider gar nicht gut ginge und sie sich ausruhen müsse. All diese falschen Leute hatten ihr gespielte, verständnisvolle Blicke zugeworfen und sich herzlich bei ihr verabschiedet. Diese Heuchler hatte ich auch schon gehasst, als mein Dad noch lebte. Leider war dafür nicht viel Platz in meinem Kopf. Ich konnte nur an die Worte von Francais denken, und mir war dabei völlig egal, ob er mich in eine Falle lockte.

Die Nacht war noch jung, als wir ankamen. Die Fahrt über hatte ich mich nicht getraut, die Situation noch einmal anzusprechen. Elenor wirkte genug durch den Wind und ich war kein Arschloch. Noch bei der Gala hatte mich Karen Wesley dazu verdonnert, in Elenors Zimmer Wache zu schieben während sie schlief. Elenor war genauso begeistert davon, wie ich es war. Sie wirkte plötzlich wieder schüchtern. Ob sie einem Mann wohl jemals nähergekommen war, als einem ihrer Bodyguards? Ich bezweifelte es, so wie Wesley sie einsperrte.

Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt