Kapitel 30

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Ich schmetterte mein Handy zu meinem Glück nur auf den Teppichboden. Ich war so aufgewühlt. So sauer. Verzweifelt. Ich konnte die Gefühle nicht alle einzeln beschreiben, so viele waren es. Eine verfluchte Sackgasse! Wie konnte es nur sein, dass jeder vielversprechende Hinweis ins Nichts führte? Wie viele Niederlagen könnte ich wohl noch einstecken, bevor ich einfach zur Pistole greifen und denen hier die Hölle heiß machen würde?

Endlich brach das Wochenende an. Ich musste einfach weg von hier, um all das was sich in mir angestaut hatte, nicht einfach dem Nächsten an den Kopf zu werfen.
Mit Elenor hatte ich seit dem Kuss nicht mehr wirklich ein richtiges Wort gewechselt. Ich hatte nicht einmal gefragt, ob sie schon versucht hatte, ihren Vater anzurufen. Sie konnte ja schließlich nicht wissen, dass ich es selbst versucht hatte. Aber eigentlich wäre ihre Antwort auf meine Frage auch nur überflüssig gewesen. Ich konnte ihr ansehen, wie niedergeschlagen sie war. Sie schleifte sich beinahe zum Frühstück und reagierte kaum auf Tinas Worte. Und schon gar nicht auf ihre eindeutigen Gesten. Den wissenden Blick den sie erst mir und danach Elenor zuwarf, erwiderte ich immer mit einem erzwungenen Grinsen. Dass sie jetzt dachte, zwischen mir und dem stillen Mädchen, das sich schlapp auf dem Stuhl neben mir niederließ, würde etwas laufen, wirkte ziemlich schräg auf mich.
Ich war zwar nicht dieser Vampir, der Gedanken lesen konnte, konnte mir aber dennoch vorstellen, was in ihrem Kopf herumschwirrte.

"Ich muss jetzt los. Mein freier Tag", sagte ich schnell und stand auf. Tina fing mich ab, bevor ich durch die Tür verschwinden konnte.
"Ist irgendwas zwischen euch vorgefallen?" Nicht wissend, wovon sie sprach, zog ich fragend eine Augenbraue in die Höhe. "Elenor verhält sich ziemlich seltsam, seit ich euch... du weißt schon... erwischt habe. Habt ihr euch gestritten?" Noch während sie sprach, machte es klick bei mir, so, als hätte sie mit ihren Worten einen Schalter in meinem Gehirn umgelegt. Ich wollte erst lügen und sagen, dass sie richtig lag, aber ihrem Blick zufolge, hätte sie mich danach geköpft.

"Nein, haben wir nicht. Ich weiß auch nicht was los ist. Ich habe auch schon versucht herauszufinden, was sie bedrückt, aber ich glaube, es ist immer noch wegen ihrem Vater", erklärte ich mit gespielter Besorgnis. Und das was ich sagte, war nicht mal eine Lüge.
Danach ließ mich Tina zum Glück in Ruhe und überlegte selbst, wie sie Elenor wieder aufmuntern könnte.

Auf dem Weg zu Thea machte ich einen Abstecher in einer Bäckerei. So oft wie ich bei ihr frühstückte, und auch nach den ganzen Gefallen, die ich von Isaac verlangt hatte, könnte es nicht schaden, mal nicht mit leeren Händen oder einem Fass voller Probleme zu kommen.
Bewaffnet mit frischen Croissants klingelte ich, und wurde sofort reingelassen.
Grinsend wedelte ich mit der Tüte, als mir Thea die Tür öffnete. "Sind das etwa?", fragte sie mit leuchtenden Augen. "Croissants?", beendete ich ihre Frage und nickte. Anstatt einer Umarmung, wurde mir die Tüte aus der Hand gerissen und ich folgte ihr mit einem rauen Lachen ins Wohnzimmer. Das Lachen verging mir aber, als ich die Person mit pechschwarzem Haar auf ihrer Couch entdeckte. "Rider?"

"He, Kleiner. Schön dich zu sehen."
"Ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen", gab ich verbittert zurück.
Er erhob sich und vergrub die Hände in den Hosentaschen. "Bist du etwa immer noch sauer auf mich? Thea hast du doch auch verziehen."
"Thea hat mich nicht im Stich gelassen und auch nicht gemeint, meine Schwester wäre es nicht wert, gerettet zu werden!"
Ich konnte Rider ansehen, wie egal ihm meine Worte waren. Er war immer noch der gleichen Meinung. Wahrscheinlich konnte er gar nicht anders.
"Warum ist er hier, Thea?"
Die Anwältin hinter mir schaute alarmierend zwischen uns beiden hin und her. So, als wartete sie nur darauf, dass ich Rider anspringen würde wie ein Raubtier seine Beute und sie sich dazwischen stellen müsste.

Ich fühlte mich viel zu ausgelaugt, um weiter eine Szene zu machen, auch wenn ich nicht wollte, dass Rider blieb.
"Er wollte mich besuchen. Und sich nach dir erkundigen", sagte sie und berührte dabei meine Schulter.
"Ich wollte wissen, ob du noch lebst." "Wie du siehst, bin ich bei bester Gesundheit", feuerte ich an Rider zurück, der sich daranmachte, den ersten Knopf seines Hemdes zu öffnen.
Im Gegensatz zu mir, würde er nicht mal vor Thea sein Hemd in ein stinknormales T-Shirt tauschen. Dafür war er viel zu eitel.

Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt