Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit

Kapitel 34

Ich fühlte mich entspannt, nutzte Theas Übungen die sie mir schon vor langer Zeit gezeigt hatten, um meine Aggressionen und auch sonstige andere Gefühle, die mich schlecht fühlen ließen, zu überwältigen.

Der Abend verlief ruhig. Elenor blieb in ihrem Zimmer und ich ihn meinem. Dennoch war da dieses Gefühl, das mich zu jeder Sekunde daran denken ließ, dass sie nur ein paar Zimmer weiter war und ich am liebsten aufstehen und zu ihr herübergehen würde.

Es war gut, dass ich sie nicht geküsst hatte. Das redete ich mir jedenfalls ein. Das hätte alles einfach noch mal komplizierter gemacht.
Ich durfte sie nicht mögen. Nicht, nachdem was ich vorhatte mit ihrem Vater zu tun, sobald ich ihn in die Finger bekäme.
Ich durfte nicht schwach werden. Nicht das aus den Augen verlieren, was mich antrieb. Auch nicht für Elenor. Für das Mädchen, das mir seltsamerweise den Kopf verdrehte, auch wenn sie kein Wort sagte.

Schon längere Zeit, konnte ich vom Fenster aus sehen, dass in ihrem Zimmer kein Licht mehr brannte. Entweder sie schlief oder wälzte sich im dunklen im Bett. Was ich brauchte, war die Kette. Ihre Kette.
Geh einfach rüber. Wenn sie schläft, dann nimmst du dir die Kette. Wenn nicht, dann lässt du dir eine Ausrede einfallen.
Es fühlte sich an, als würde ich mich selbst hintergehen. Als würde nicht die Kette der Grund für meinen Besuch in ihrem Zimmer sein. Dabei war Lou immer noch das Wichtigste für mich.

Ich zog mir ein T-Shirt über den Kopf, strich mir die Haare aus dem Gesicht und erhob mich endlich vom Bett.
Beinahe lautlos schlich ich durch den Flur. Auf keinen Fall wollte ich, dass Dominic mich dabei erwischte, wie ich abends noch in Elenors Zimmer verschwand.
Ich klopfte an und bekam keine Reaktion. Schlief sie schon? Was war das? Enttäuschung? Erleichterung, weil ich mir die Kette einfach schnappen könnte?

Ganz vorsichtig drehte ich am Türknauf und trat in das dunkle Zimmer. Ich schlich mich an das große Bett, versuchte sie in der Dunkelheit zu erkennen und fasste ins Leere. Das Bett war leer.
Ich betätigte den Lichtschalter und schaute mich im leeren Zimmer um. Auf dem Bett lagen vereinzelte Kleidungsstücke. Ihr leicht rosiger Duft stieg mir in die Nase. Elenor roch meist danach.

Wo steckte sie? War sie nach unten gegangen? Ich suchte jeden Raum nach ihr ab, konnte sie aber nirgendwo finden. Mitten in meiner Suche, traf ich auf Tina, die ich so erschreckte, als ich ihr im Dunklen die Hand auf die Schultern legte, dass ich sie Wörter aussprechen hörte, die ich aus ihrem Mund niemals erwartet hätte.

"Tina, weißt du wo Elenor ist?" Verdutzt blickte sie mich an.
"Ist sie denn nicht in ihrem Zimmer?"
"Nein. Und ich habe hier alles nach ihr abgesucht." Sorge flackerte über Tinas Gesicht.
"Warte. Ich kann mich daran erinnern, dass ich heute gehört habe, wie Mrs Wesley Dominic von einer Party erzählt hat, auf die Elenor mit ihrer Freundin wollte. Dominic soll immer mal wieder überprüfen, ob sie noch in ihrem Zimmer ist. Aber das sieht Elenor gar nicht ähnlich, sich einfach so auf eine Party rauszuschleichen."
Das sah Elenor ganz und gar nicht ähnlich. Aber neue Erfahrungen machen zu wollen schon.

"Meinst du mit der Freundin Bella? Glaubst du die Party steigt bei ihr?" Tina zuckte mit den Schultern.
"Ja, ich meine Bella, aber ich weiß nicht, ob es ihre Party ist. Du musst sie zurückholen, Evan. Wenn das stimmt, was Mrs Wesley gesagt hat, wird Dominic bald auftauchen und merken, dass sie weg ist. Dann nimmt Mrs Wesley Elenor ganz sicher von der Schule. Ich habe sie schon lange nicht mehr so glücklich gesehen, wie jetzt."

Beruhigend tätschelte ich ihre Schulter. "Ich hole sie zurück. Mach dir keine Sorgen."
Unbemerkt verließ ich das Wesley- Zuhause und war nicht allzu überrascht, als ich Louis Schritte hörte. Noch in T-Shirt und Hose und zerzaustem Haar, zeigte er mir, ihm in die Garage zu folgen.
Er stieg in einen sichtlich kleineren Wagen ein, als den Rolls Royce.
"Ist das deiner?" Er nickte. "Ich darf ihn hier abstellen. Und jetzt schnall dich an, wir müssen Elenor finden, bevor Dominic merkt, dass sie weg ist."