Elenor
Ich war schrecklich nervös und fühlte mich wie eine Bankräuberin, die kurz davor war, wieder zuzuschlagen. Das einzige Verbrechen das ich jemals begangen hatte, lag schon Jahre zurück und war so harmlos, dass ich es nicht einmal als eines betiteln würde. Viel schlechter fühlte ich mich aber dadurch, dass ich meine Tante hintergehen musste. Die Schuldgefühle tobten schon den ganzen Tag in meinem Magen und ließen nicht zu, dass ich auch nur einen Gedanken an diese Gala verschwendete. Trotzdem war das Adrenalin, das mein Körper ausschüttete, ein berauschendes Gefühl. Es war unglaublich und angsteinflößend zugleich.
"Bist du fertig?" Tina stand schon in meinem Zimmer bevor ich antworten konnte. "Du siehst zauberhaft aus, Elenor." Ich machte einen spielerischen, aber vornehmen Knicks. Das rote Kleid reichte bis zum Boden und glitzerte bis zur Taille was das Zeug hielt. Tina band mir die Haare in einen eleganten Knoten. Als sie die Kette entdeckte, streckte sie ihre Finger danach aus. "Du hast sie an." Ich nickte. Viel zu lange hatte ich sie in diesem Karton unter meinem Bett gelassen. Vielleicht würde sie mir Glück bringen, bei dem, was anstand. Es fühlte sich beinahe so an, als stände meine Mom direkt hinter mir und bestärkte mich darin, Dad zu finden. Sie hatte sich immer furchtlos ihren Zielen gestellt und alles dafür gegeben, dass sie wahr wurden. Sie war mein großes Vorbild und hatte in so vielem recht gehabt. "Sie wäre stolz auf dich, Elenor." Ich wünschte, Tinas Worte über meine Mutter würden mir nicht immer Tränen in die Augen treiben. Doch ich würde nie aufhören sie zu vermissen und das war auch richtig so.
"Evan wartet schon draußen auf dich. Und lass mir dir sagen, er sieht aus wie ein Sahneschnittchen", flüsterte mir Tina schwärmend ins Ohr. Ich glaubte fast, sie sollte sich ihn krallen, so gutaussehend wie sie ihn fand. Natürlich hatte sie recht, mit dem was sie sagte, und ich verspürte auch immer ein ungewohntes Gefühl, wenn ich bei ihm war. Es waren aber keine Schmetterlinge, von denen immer die ganzen verliebten Pärchen im Fernseher sprachen. Ich kannte ihn auch gar nicht gut genug, um wirklich verliebt zu sein. Konnte man sich denn nur durch das Aussehen in jemanden verlieben? Ich hatte nicht wirklich Erfahrung. Auch wenn Liam Hemsworth gut aussah, war es doch nur eine Schwärmerei in meinem Kopf, wenn ich ihn im Fernseher sah. Aber Evan war wirklich jemand, mit dem ich einen Großteil meiner Zeit verbrachte, auch wenn es unfreiwillig war.
Es war sowieso egal, was ich empfand. Evan als mein Bodyguard, würde für mich sowieso nie mehr oder weniger sein. Schließlich gab es diese plötzliche Liebe zwischen Bodyguard und Mädchen nur in Filmen. Und das hier war die knallharte Realität.
Tina hatte nicht übertrieben, Evan sah in dem schwarzen Anzug mit Krawatte nicht nur verboten gut aus, sondern strahlte auch eine Aura aus, die ziemlich anziehend auf mich wirkte. Er wirkte im Gegensatz zu mir kein bisschen nervös. Natürlich nicht. Für ihn waren solche Dinge wie Passwörter haken zu lassen wahrscheinlich Alltag. Ich hatte einen Deal mit einem Mann, der wusste was er tat. Ein Mann der so groß war, dass mir der Nacken nach wenigen Minuten durch das Aufsehen schmerzte und der mich ohne zu zweifeln mit wenig Mühe zerquetschen könnte. Ich hatte gesehen wie er kämpfte. Erbarmungslos hatte er auf die Männer auf dem Dach eingeschlagen und sich nicht um das Blut geschert, das seine Haut in ein dunkles Rot färbte. Und trotzdem würde ich mit ihm gemeinsam und dem anderen Komplizen die Akte meines Vaters haken. Ich musste vollkommen irre sein.
Evans Blick fiel sofort auf mich, als ich den Flur betrat. Ich wusste, dass er versuchte an meiner Körperhaltung zu erkennen, wie nervös ich war. Ich stand jedoch kerzengerade da, wie es mir meine Tante beigebracht hatte.
"Viel Spaß euch beiden." Tina tatschälte Evans Schulter und zwinkerte ihm zur. Leicht grinsend schaute er ihr hinterher und kam dann mit großen Schritten auf mich zu. Von Nahem wirkte er doch angespannter. Er hielt einen Sicherheitsabstand zu mir ein, den ich so von ihm nicht kannte. Was hatte er?
"Wir gehen." Er legte eine Hand auf meinen Rücken und schob mich mit großer Leichtigkeit bis zu Louis nach draußen.
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Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit
Mistero / ThrillerBAND 1 Seine Schwester entführt von dem meist gejagten Verbrecher Amerikas. Seine Eltern vor seinen Augen ermordet. Evan will nur noch eins: Seine Schwester aus den Fängen der Dunkelheit befreien und Rache nehmen. Er hat nur eine Chance. Doch wird e...