Kapitel 44

311 19 0
                                    

"Ich konnte sie nirgends finden." Meine Worte klangen so echt in meinen Ohren, dass ich kurz selbst daran zweifelte, dass es Elenor in dieser Lagerhalle gut gehen würde. Elenors Tante raufte sich die Haare und zerstörte somit letztendlich ihre ganze Hochsteckfrisur.

Dominik kam in diesen Moment zur anderen Tür hinein, völlig außer Atem. Wir beide waren dem Wagen hinterhergerannt und hatten uns schließlich aufgeteilt. Doch natürlich hatte das nichts gebracht. Dominik bang um seinen Job, ich konnte es ihm ansehen. Ich hingegen bangte um das Leben meiner Schwester und empfand für ihn sowieso keinerlei Empathie.
"Wie konnte das nur passieren. Das ist meine Schuld." Perplex starrte ich auf die völlig aufgelöste Frau vor mir. Ich hatte mit allem gerechnet, damit, dass sie uns die Schuld gab und uns beide feuerte, doch sie wirkte viel mehr in Schuldgefühlen gefangen.
"Das war unsere Schuld", versuchte ich es, doch sie schüttelte den Kopf. "Nein, hätte ich Dominik nicht geschickt, dann wärst du nicht zu ihm gegangen und hättest Elenor alleine gelassen."

Dominik atmete erleichtert auf. Diesem Mistkerl lag kein bisschen was an Elenor. Natürlich nicht. Wahrscheinlich war er froh, sie los zu sein.
"Ich hätte euch vertrauen sollen, aber ich habe Elenor enttäuscht, schon wieder und sie in die Hände irgendwelcher Verbrecher gegeben." Zum ersten Mal, tat mir die sonst so starke Frau, etwas leid. Sie war nicht mehr die Geschäftsfrau, nein sie war Mutter, wenn auch nicht die leibliche. "Wir müssen sie finden. Ich habe schon die Polizei verständigt und ich denke, es wird Zeit für einen Anruf." Wie in Trance stolperte sie in Richtung ihres Arbeitszimmers. Einen Menschen für immer verloren zu glauben, war schmerzvoll. Dieser Schmerz war mit kaum etwas zu vergleichen.

Ich kannte ihn, besser als ich es jemals wollte. Und jetzt hatte ich einem anderen Menschen diese Qual zugefügt.

Ich folgte ihr, wollte lauschen, ob das, was ich für ihren wichtigen Anruf hielt, richtig war. Doch eine Hand, die sich um meine Schulter krallte, zog mich zurück.
"Wo willst du hin, Thomson?" Ich hatte so einen Hass auf diesen Mann. Er war mir von Anfang an ein Dorn im Augen gewesen.
"Ich will Elenor finden, also will ich jede Möglichkeit nutzen? Was ist mit dir? Du scheinst kein bisschen im Stress", brummte ich wütend und machte mit meiner Schulter eine heftige kreisende Bewegung, sodass seine Hand nicht länger auf ihr ruhte.

"Ich weiß, dass das nichts bringt. Elenors Vater wird das regeln", gab er noch gereizter von sich.
"Der Drogenboss?", fragte ich absichtlich ungläubig und konnte das leichte Schmunzeln auf Dominiks Lippen sehen.
"Die wissen gar nicht mit wem sie sich angelegt haben." Und ob sie das wussten. Er würde geradewegs in die Falle tappen.
"Das heißt, wenn er sie überhaupt retten kommt." Auch Dominik schien etwas an der Liebe von Elenors Vater zu ihr zu zweifeln. Doch meine Hoffnung blieb erhalten.

"Die Polizei ist da." Wir folgten Karen Wesley nach draußen. Zwei Streifenwagen hielten und vier Beamte stiegen aus. Dominik und ich schilderten was passiert war und die Suche begann an der High-School. Dort wo vorher noch eine Party gewesen war, war nichts mehr los. Mittlerweile war es hier so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte. Kein Wunder, es war ja auch schon zwei Uhr morgens und eine Schulveranstaltung ging wohl kaum länger. Nur ein betrunkenes Pärchen, dass sich gegenseitig stützte und aus der Sporthalle kam, taumelte in Richtung Taxi. Natürlich war eine Befragung der beiden, vollkommenen Zeitverschwendung gewesen, vor allem, nachdem Dominik und ich uns beide das Kennzeichen des Wagens gemerkt hatten. Bei mir, der diesen Tipp so oder so abgegeben hätte, um Wesleys Leute zu uns zu locken, war es klar, dass ich das eigene Kennzeichen wusste, doch Dominik war so trainiert darauf, dass selbst er in diesem Schockmoment sich jede Zahl und jeden Buchstaben genau hatten merken können. Es dauerte nicht lange und die Polizeibeamten gaben die Suche auf dem Schulgelände auf, da nicht einmal Reifen- und Schuhabrücke zu finden waren.

Revenge - Für das Licht in der Dunkelheit Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt