11. Kapitel

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"Alles okay?" Chase sah mich fragend an, als wir zu seinem Wagen gingen. "Ja passt schon...", murmelte ich etwas in Gedanken. Ich wollte schon einsteigen, doch als ich die Tür öffnen wollte scheiterte ich. Chase hatte noch nicht aufgeschlossen. Verwirrt sah ich zu ihm. Er hatte sich lässig an sein Auto gelehnt und sah mich auffordernd an. "Es ist nichts okay?" "Das sah nicht nach nichts aus. Und es klang auch nicht so..." ich konnte nicht anders als die Augen verdrehen. "Fängst du jetzt auch noch an?" "Womit denn?" er verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe keine Lust drüber zu reden okay? Man der Abend war echt super, warum müsst ihr Kerle jetzt so nen Drama machen?" genervt wollte ich gehen, doch Chase hielt mich an der Taille fest und zog mich zu sich. "Hey, komm runter okay? Ich will mich nicht streiten, sondern normal mit dir reden." Ich wich seinem Blick aus. "Du hast dich mit Leon gestritten. Ich will nur sicher gehen, das es dir gut geht okay?" ich nickte leicht, weil ich merkte, wie zickig ich mich gerade verhielt. "Gut, also, warum habt ihr euch gestritten?" Chase strich mir eine Locke hinter das Ohr und sah mich weiter abwartend an. "Deinetwegen.", murmelte ich dann leise und noch etwas eingeschnappt. "Meinetwegen?" überrascht sah er mich an. Ich nickte und zuckte leicht die Schultern. "Warum denn meinetwegen?" "Leon meinte ich solle aufpassen, damit du mir nicht deinen schlampen Stempel aufdrückst." seufzend fuhr Chase sich durch die Haare. "Aber es geht ihn nichts an. Das habe ich ihm auch gesagt." "So lange du nicht genauso denkst wie er?" "Wäre ich sonst hier?", fragend zog ich die Augenbrauen leicht zusammen. Chase zuckte die Schultern. "Keine Ahnung." er sah zu mir runter und ich zu ihm hoch. Wir wussten wohl beide nicht so richtig, was wir nun sagen sollten. Um uns herum wurde es immer ruhiger, da alle nach Hause fuhren. Nur wir standen noch eine gefühlte Ewigkeit so dort rum. Chase schien mein gesamtes Gesicht zu studieren und ich versuchte irgendwie ruhig zu bleiben und mir nicht anmerken zu lassen wie nervös mich das machte. "Ich sollte dich langsam nach Hause bringen...", sagte Chase irgendwann leise und brach so die Stille zwischen uns. Ich konnte nur nicken und ihn ansehen. Ich wollte nicht nach Hause. Plötzlich fuhr ein Streifenwagen mit Blaulicht auf den Parkplatz und bremste mit quietschenden Reifen. Sofort wurde mir ganz anders. "Was soll das denn?" verwirrt sah Chase zu dem Streifenwagen, aus dem nun zwei Beamte ausstiegen. "Das ist mein Dad..." seufzte ich, ging etwas auf Abstand zu Chase und machte mich auf das schlimmste gefasst. "Mary was denkst du dir eigentlich?!" fuhr Dad mich sofort an. "Und wer ist der Kerl?!" Chase straffte sofort seine Schultern und ging einige Schritte auf Dad zu. "Chase Santino Sir, ich wollte Mary gerade nach Hause fahren." er hielt Dad die Hand hin, doch Dad funkelte ihn nur wütend an. "Dad Hör auf. Du übertreibst total." seufzte Ich. "Ich übertreibe? Deine Mutter ist krank vor Sorge weil wir nicht wussten, wo du bist und dann erfahren wir von Leon das du bei einem wild fremden mit fährst!" "David entspann dich." mischte sich nun Max ein. Er war der Partner meines Vaters und für mich so etwas wie ein Onkel. "Hey Mary, schön dich zu sehen." er lächelte mich entschuldigend an. Vermutlich hatte noch er versucht meinen Dad von dieser scheiß Aktion abzuhalten "Hey Onkel Max..." ich lächelte schwach. "Mary steig in den Wagen." donnerte Dad da sofort. "Was ist dein Problem? Chase wollte mich nur nach Hause bringen!" donnerte ich zurück. "Wir haben Abmachungen Madame. Du sollst uns gefälligst Bescheid sagen, wann du wo bist!" "Wer hat mich denn heute bei der Therapie sitzen lassen?" fuhr ich ihn an. Er hielt inne. "Chase hat mich heute hingebracht, weil ich den Bus verpasst hatte und dann hat er, da gewartet bis ich fertig war und hat mich dann nach Hause gebracht, aber weil ich-" weiter kam ich nicht. "Steig in den Wagen Mary!" diesmal so laut, dass ich zusammen zuckte und verstummte. "Geh schon Mary, ist doch alles gut..." Chase nickte mir zu und bedeutete mir so, das ich gehen sollte. Hilfesuchend sah ich zu Max. Doch er schüttelte nur leicht den Kopf was so viel hieß wie "hör auf zu diskutieren, das macht es nur noch schlimmer" ohne darüber nachzudenken, drehte ich mich zu Chase, zog ihn am Nacken zu mir und küsste ihn. Mein Herz fing an zu rasen und ich hatte keine Ahnung, was ich da tat. Ich hörte das Dad wütend zum Wagen stapfte und einstieg. Chase war deutlich überrascht, erwiderte den Kuss jedoch. Seine Lippen fühlten sich einfach nur wahnsinnig gut auf meinen an und ich hätte nicht gedacht das es so wäre ihn zu küssen. Ich wollte nie wieder damit aufhören.
Das Hupen des Wagens brachte uns zurück in das hier und jetzt. Chase löste sich langsam. "Mary...", flüstert er leise, doch ich unterbrach ihn, bevor er was sagen konnte. "Wir sehen uns morgen, ja?" ich drückte ihm erneut einen kurzen Kuss auf die Lippen, dann schulterte ich meine Tasche und ging schnell zum Streifenwagen.

Dad sprach die ganze Fahrt über kein Wort. Er war stinksauer. Doch ich war es auch. Wir setzten Max bei sich zu Hause ab und fuhren dann zu uns nach Hause. Jedoch hingen meine Gedanken nur bei Chase. Das ich ihn tatsächlich geküsst hatte, überraschte mich selbst und ich musste grinsen an den Gedanken daran. Zu Hause angekommen stiegen Dad und ich aus und gingen rein. Sofort kam Mum aus der Küche gestürzt. "Hast du sie gefunden?!" ich verdrehte genervt die Augen. "Dank Leon ja." ein Schnauben entfuhr mir und ich ging in Richtung Treppe. "Was denkst du, wo du hingehst?!" wurde Dad sofort laut. "In mein Zimmer wohin denn sonst?" "Mary wo warst du?" Mums Stimme zitterte und ich blieb stehen. "Ich dachte du wartest hier.""Als wenn ich vier Stunden darauf warte, das einer von euch nach Hause kommt." "Wichtiger ist eher, mit wem du währenddessen unterwegs warst und was du gemacht hast." mischte sich Dad wieder ein. "Was meinst du David?", fragend sah Mum Dad an. "Ich war mit einem Freund aus der Schule unterwegs. Er hat mich von der Therapie nach Hause gebracht und mir dann angeboten das ich mit zu ihm kann als ich gemerkt habe das ich nicht ins Haus komme." sagte ich schnell, bevor Dad irgendwas Falsches erzählen konnte. "Ich dachte, du wärst zu Leon gegangen?" Mum sah mich verwirrt an. "Warum? Nur weil er Matt's bester Freund war und du wolltest das ich da hingehe? Ich bin alt genug um zu entscheiden, wo ich hin gehe." "Nicht wenn der Kerl wild fremd ist!" "Meine Güte das ist er nicht! Er ist nett und hat sich gekümmert, während ihr euch mal wieder nur gestritten habt und euch nicht mal gefragt habt wie ich nach der Therapie nach Hause gekommen bin! Er hat nämlich ne Ewigkeit da gewartet, um mich nach Hause zu bringen, weil er nicht wusste, ob ich abgeholt werde, oder nicht." meine Stimme war ebenfalls lauter geworden. Aufgebracht sah ich Mum und Dad an die sichtlich überrascht waren. Die letzten Monate hatte ich zu allem ja und Amen gesagt und der Rolle als pubertierende Teenagerin nicht wirklich nachgekommen. "Chase ist der erste seit Matt Tod ist, der mich nicht ansieht als könnte ich jeden Moment kaputtgehen! Er bringt mich zum Lachen und hat mich zum Beispiel überredet, dass ich heute zu dem Lacrosse Spiel gehe. Seine Schwester Amy und seine Eltern sind super nett, die waren nämlich heute die ganze Zeit da, während ich da war. Nicole meint, ich soll Zeit mit Menschen verbringen die mir guttun. Und Chase ist der einzige, der mir im Moment gut tut." Mum machte den Mund auf und wollte mir widersprechen. "Ihr zwei streitet euch doch nur noch! Jeden verdammten Tag streitet ihr euch. Matt ist Tod! Ja, er hat sich umgebracht! Das heißt, aber nicht das wir keine Familie mehr sein können." mit diesen Worten ging ich wütend hoch in mein Zimmer, knallte die Tür zu, setzte mich auf den Boden, zog die Knie an die Brust und fing an zu heulen wie ein kleines Mädchen.

Ich vermisste Matt so wahnsinnig.

C'est la vie (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt