45. Kapitel

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Die nächsten drei Monate vergingen wie im Flug. Chase, die anderen und ich hatten einiges zu tun, da wir die ersten zwei Klausurenphasen hinter uns bringen mussten und vor allem ich, super viel zu lernen hatte. Zu allem Überfluss hatte ich eine Zeit lang auch noch mit einer Magen-Darm Grippe zu kämpfen und der ganze Stress machte mich schrecklich müde. Außerdem rückte Matthews Todestag immer näher. Umso schlimmer war es, das Chase ausgerechnet zu der Zeit für zwei Wochen weg musste. Er hatte von einem College in Atlanta gemeinsam mit Nick eine Einladung erhalten, zwei Wochen mit dem dortigen Lacrosse Team zu trainieren und sich das College anzusehen. Wir waren seit wir zusammen waren beinahe unzertrennlich gewesen und so bereitete es mir mehr als Bauchschmerzen, ihn so lange nicht zu sehen. Unser Abschied war schrecklich gewesen und ich hatte mich mehr als nur zusammen reißen müssen, um nicht zu weinen, obwohl er ja nur zwei Wochen weg sein würde und nicht zwei Monate.

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"Hey, Kopf hoch." Amy stupste mich leicht an. "Er ist in vier Tagen doch schon wieder da." sie lächelte mich aufmunternd an. "Zum Glück." ich lächelte schwach und sah dann zur Schule vor der wir seit zehn Minuten standen. "Du musst das nicht machen Mary. Mrs Johnson hat ja auch gesagt du kannst dir den Tag frei nehmen." "Und was dann? Soll ich zu Hause rum sitzen wo Mum den ganzen Tag heulend im Schlafzimmer sitzt? Nein, danke." Ich schüttelte den Kopf. "Wenn du fahren willst, sag aber bescheid ja?" bat sie und ich nickte zur Antwort. Wir stiegen aus und ich zog die mir die Kapuze des schwarzen Pullis über, den Chase mir da gelassen hatte. Ich hatte mich heute ganz in schwarz gekleidet, hingegen Mums und Dads Willen. Doch ich wollte das alle wussten, das ich heute in Ruhe gelassen werden wollte. Ich hatte jegliches Makeup weg gelassen, da ich bereits heute morgen das erste mal geweint hatte. Ich schulterte meine Tasche und atmete tief durch. Die Trauerfeier in der Schule würde ich definitiv auslassen. Amy hackte sich bei mir ein und wir gingen gemeinsam in die Schule. Es war als wären heute alle Augen auf mich gerichtet. Jeder an dem ich vorbei ging starrte mich erst an, sah dann jedoch schnell wieder weg. Wie lächerlich. Wir gingen sofort in die Klasse und setzten uns hin. An sich hätte ich wirklich nicht zur Schule kommen müssen. Denn die Lehrer schienen alle Mitleid mit mir zu haben. Wenn ich mich nicht meldete, wurde ich auch nicht zwangsläufig dran genommen und ausgefragt. Meldete ich mich jedoch, war ich die erste die dran genommen wurde, auch wenn sich andere Schüler schon viel länger gemeldet hatten. Doch ich konnte mich kaum konzentrieren. Ständig schlichen sich Bilder von vor einem Jahr in mein Gedächtnis und ließen mich abschweifen, wodurch es mir ganz recht war das mich die Lehrer in Ruhe ließen.

In der Mittagspause bat ich Sarah, Amy, Julie und Max mir etwas Raum zu lassen, da sie scheinbar hinter meinem Rücken vereinbart hatten, dass immer mindestens eine von ihnen bei mir war. Ich ging raus auf den Parkplatz und setzte mich auf eine der Bänke vor der Schule. Vor dem Eingang waren mittlerweile mehrere Kerzen aufgestellt worden, danaben Fotos von Matt oder seine Trikot Nummer und Schilder auf denen stand 'Wir vermissen dich'. Es machte mich so wütend. Woher nahmen andere Leute sich das Recht, so extrem um meinen Bruder zu trauern? Die meisten kannten ihn nur weil er einer der beliebtesten Jungs gewesen war, aber der Großteil hatte nie auch nur ein Wort mit ihn gewechselt.
Frustriert zuppelte ich an dem strammen Bund meiner Hose rum. Ich musste endlich mal in die Stadt und einkaufen gehen, in den letzten drei Monaten hatte ich nämlich, durch all das essen gehen mit Chase und den anderen und das ganze Fast Food zwischendurch, drei Kilo zugenommen, weshalb die ein oder andere Hose langsam begann etwas eng zu werden.

Als mein Handy klingelte erschrak ich leicht. Wer sollte mich jetzt denn anrufen? Ob Mum wohl irgendwas wollte? Gernrvt holte ich es heraus und sofort kamen mir die Tränen. Chase. Die einzige Person die ich heute wirklich bei mir haben wollte. Mit zittrigen Fingern ging ich ran. "Hey." "Hey mein Engel." Diese drei Worte reichten um mir die Tränen über die Wangen laufen zu lassen. "Wie geht's dir?" fragte ich und versuchte das zittern in meiner Stimme zu unterdrücken "Das sollte ich eher dich fragen oder?" fragte er mit dieser sanften Tonlage. Ich schluchzte leise auf. "Baby..." "Ich vermisse dich so wahnsinnig." "Ich wünschte ich könnte jetzt bei dir sein, glaub mir." ich konnte es in seiner Stimme hören das es ihn genauso quälte wie mich das wir nicht zusammen sein konnten. "Ich komme dieses Wochenende wieder und dann wirst du mich nicht mehr los okay?" versuchte er mich aufzumuntern. "Okay." schniefte ich leise. "Halt durch mein Engel. Ich muss leider gleich los, aber ich wollte wenigstens kurz mit dir reden, während du in der Schule bist, wenn was ist ruf mich trotzdem bitte an okay? Ich melde mich wie immer heute Abend ja?" "Ja, bitte." "Okay, ich liebe dich mein Schatz." "Ich dich auch." "Bis heute Abend." "Bis heute Abend..." Ich legte auf und brach in Tränen aus. Wie sollte ich den Tag nur ohne ihn überstehen? Zitternd atmete ich durch und fuhr mir schnell über die Wangen. Langsam ging ich zurück in die Schule, doch da wurde mir plötzlich schwindelig. Ich versuchte mich an der Wand abzustützen, während ich Sterne sah und es laut in meinen Ohren begann zu klingeln. Doch dann wurde mir plötzlich völlig schwarz vor Augen und ich wurde verschluckt von einem endlosen Nichts.

C'est la vie (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt