44. Kapitel

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>>Mary<<

Es war kurz nach vier, als mein Handy klingelte. Schlaftrunken suchte ich danach auf Chase Nachttisch. Als ich es zu fassen bekam, versuchte ich nur durch Blinzeln den grünen Hörer zu erwischen. Beim dritten Versuch gelang es mir und ich ging ran. "Ja?", murmelte ich nicht mal ansatzweise wach. "Babyyyy!" lallte Chase so laut in den Hörer, das ich erschrocken das Handy kurz vom Ohr nahm. "Chase?", murmelte ich müde. "Der bin ich!", antwortete er und klang ziemlich betrunken. "Was ist los? Alles okay?" "Keine Ahnung? Warum hast du denn angerufen?" er klang total verwundert. "Du hast mich doch angerufen?" "Hab ich das?" im Hintergrund hörte ich einige Stimmen. "Ah ja jetzt fällts mir wieder ein." er kicherte leise. Jap. Mein Muskel bepackter Freund, ein waschechter Kerl, kicherte wie ein kleines Mädchen. "Ich wollte nur fragen, ob du vorbeikommst? Ich wollte allen meine super tolle super Freundin zeigen. Die wollen mir nicht glauben, dass ich eine super tolle super Freundin habe." ich verkniff mir ein Seufzen. Zum einen war er echt niedlich, aber zum anderen schien er auch echt anstrengender durch den Alkohol geworden zu sein. "Wo bist du denn?", fragte ich und setzte mich auf. "Ich schick dir wo wir sind. Ist ein Selfie okay?" "Schatz ich brauche deinen Standort." Nun musste ich aber wirklich schmunzeln. "Asooo. Ja stimmt. Ich schick dir wo ich bin und dann kommst du und zeigst, wie super toll du bist, ja?" "Mach ich." "Supii." damit war das Gespräch dann auch schon wieder beendet. Seufzend schlug ich die Bettdecke zur Seite und rappelte mich auf. Ich schlüpfte in meine Sportleggins die ich mitgenommen hatte, zog schnell meinen BH an und warf mir einfach einen von Chase Pullis über. Leise verließ ich mit meinen Schuhen, meinem Portemonnaie, meinem Handy und Chase Schlüsseln das Zimmer. Aus der Küche nahm ich mir eine Flasche Wasser und vorsichtshalber eine Mülltüte mit, nur für den Fall der Fälle. So leise wie möglich, um die anderen nicht zu wecken, ging ich runter und von da in die Garage. Dort angekommen schlüpfte ich erst in meine Schuhe. Ich stieg in Chase Range Rover und tatsächlich hatte Chase es irgendwie geschafft mir seinen Standort zu schicken, und gratis dazu bekam ich ein unscharfes Selfie von ihm. Ich musste gähnen und machte mir schnell meinen Dutt neu. Dann ließ ich das Garagentor hochfahren und parkte rückwärts aus. Zum Glück hatte ich bei Chase des Öfteren gesehen wie alles funktionierte. Ich ließ das zweite Tor aufgehen und fuhr vom Grundstück. Hinter mir sorgte ich per Knopfdruck dafür das das Tor sich wieder schloss. Ich gab im Navi die Adresse ein die Chase mir geschickt hatte und fuhr dann los. Ich war knapp eine halbe Stunde unterwegs, bis ich endlich ankam. Hätte ich Chase mal nicht mit diesem Idioten losziehen lassen. Als ich schließlich vor einem der teuersten Hotels in Ashville hielt, hätte ich mich am liebsten dafür geohrfeigt das ich so dämlich war und nur im Schlabber-Look aus dem Haus gegangen war. Seufzend nahm ich mein Handy und stieg aus. Die Mitarbeiter im Empfangsbereich starrten mich an, als wäre ich ein Alien, als ich in Leggins und Kapuzenpulli in ihr Hotel gestiefelt kam. Ich ging zur Rezeption, um nach der Party zu fragen. "Miss ich weiß nicht, ob sie hier-" "Ja ich weiß, dass ich nicht so aussehe, als wäre ich hier richtig." unterbrach ich ihn. "Es tut mir leid, aber es ist fast viertel vor fünf, normalerweise würde ich schlafen hätte mein betrunkener Freund mich nicht angerufen und mich gebeten ihn abzuholen. Wenn sie mir sagen könnten, wo hier eine Party stattfindet, bin ich in null Komma nichts wieder weg und sie müssen mich nie wieder sehen versprochen." ich sah ihn flehend an. Offensichtlich überfordert brauchte der gute Herr etwas, um den Schwall an Informationen, mit denen ich ihn bombardiert hatte zu verstehen. "Hier den Flur links runter und dann der Tagungsraum auf der rechten Seite." kam ihm eine Kollegin zu Hilfe. Sie war vermutlich um die Mitte 20 und schien mich zu verstehen. "Dankeschön." seufzte ich erleichtert. "Gerne." sie lächelte mich mitleidig an, als kenne, sie die Situation in der ich mich gerade befand. Ich machte mich also auf den Weg und ging den Flur zur linken entlang. Von weitem konnte ich schon die Musik hören und fragte mich, worauf ich mich hier nur eingelassen hatte. Ich atmete tief durch und öffnete die Tür. Als ich mich so durch die betrunkene, schwitzende und tanzende Menge kämpfte auf der Suche nach Chase, wurde mir mal wieder aufs neue Bewusst warum ich Menschen manchmal echt zum Kotzen fand. Genervt musste ich feststellen das Chase nirgends war. Auch auf Nachrichten von mir antwortete er nicht. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und kletterte auf einen Stuhl um etwas besser sehen zu können, hinter dem Dj Pult fiel mir eine nur angelehnte Tür, auf die laut Schild zu einem Konferenzraum führte. Vielleicht hatte ich ja Glück und würde Chase dort finden. Ich kletterte von dem Stuhl und kämpfte mich durch die Menge bis zur besagten Tür. Wenn Chase nicht dort war, würde ich offiziell die Beherrschung verlieren. Ich betrat den Konferenzraum, und sah rot. Dort saß Chase, auf einem der Stühle an dem langen Tisch, auf seinem Schoß eine Blondine in so einem knappen Kleid, das es schon nicht mehr den Namen Kleid verdient hatte. Unter anderem waren auch Carlo und einige anderen anwesend, die ich jedoch alle nicht kannte. Um kurz mal meinen Gemütszustand zu beschreiben: ich war verdammt nochmal richtig angepisst! Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu und alle Blicke richteten sich auf mich. "Mary!", rief Chase freudig überrascht. Ich presste die Lippen aufeinander und ging zu ihm und der Blondine. "Das ist deine Freundin?", fragte diese ungläubig und musterte mich. "Runter von meinem Freund.", befahl ich trocken. "Sonst ist sie besser drauf.", bemerkte Chase. Die Blondine kicherte. Doch mir reichte es. Ich nahm eines der Gläser das auf dem Tisch stand und kippte ihr den Inhalt mit vollem Schwung ins Gesicht. Kreischend sprang sie auf. "Spinnst du, was fällt dir ein du Miststück?!" fuhr sie mich wütend an. "Ich habe gesagt du sollst von ihm runtergehen." wiederholte ich mich. Dann zog ich Chase aus dem Stuhl auf die Beine. "Hast du alles?", fragend sah ich ihn an. "Klar, jetzt wo du da bist." lallte er und grinste unschuldig. "Leck mich Chase." Ich packte ihn am Arm und wollte schon gehen, da stellte sich Carlo mir in den Weg. "Man was ist denn dein Problem?", fragte er deutlich angetrunken und deutlich aggressiv. "Lass uns einfach fahren dann gibt es kein Problem.", entgegnete ich. "Ich finde schon, das es ein Problem gibt. Du versaust uns allen nämlich die Party." er machte einen Schritt auf mich zu und wollte mich packen oder schubsen oder was auch immer, doch ich war schneller. Ich duckte mich unter seinem Arm hindurch, sodass ich rechts hinter ihm stand. Ich packte seinen rechten Arm und verdrehte ihn ihm so schmerzhaft wie möglich, so wie Dad es mir gezeigt hatte. Vor Schmerzen jammerte Carlo los und versuchte sich zu wehren, doch dann drückte ich seinen Arm nur noch stärker in die unnatürliche Position. Im Polizeigriff gefangen stieß ich ihn mit dem Oberkörper auf den Tisch. "Versuch mich noch einmal anzufassen und ich schwöre dir, du musst es dir die nächsten Wochen mit der linken Hand besorgen." knurrte ich wütend. "Verdammt tut mir leid!", wimmerte er, das Gesicht vor Schmerzen verzogen. "Ich habe dich nicht verstanden." "Es tut mir leid okay?!" beinahe schon panisch wand er sich unter meinem Griff. Zu gerne hätte ich seinen Arm noch mehr überdehnt, doch ich wollte es nicht übertreiben. Ich ließ ihn los und richtete mich ebenfalls wieder auf, da ich zuvor mein ganzes Gewicht durch seinen Arm auf seinen Oberkörper übertragen hatte. Alle starrten mich sprachlos an. Ich drehte mich wieder zu Chase um, der mit offenem Mund da stand, nahm seine Hand und ging mit ihm raus. Ich zog ihn hinter mir her durch die Menge und atmete erleichtert durch, als wir auf den Flur hinaus traten. Ich schleppte das torkelnde etwas, das sich meinen Freund nannte hinter mir her durch die Eingangshalle. "Das ist meine Freundin!", rief Chase stolz zu dem Herrn und seiner Kollegin am Empfang. "Sie ist wie Wonderwoman nur in klein." ich lief rot an und war froh, als wir draußen im freien standen. Ich schloss den Wagen auf und öffnete ihm die Tür. "Steig ein.", befahl ich. "Krass. Seit wann hast du ein Auto, das so aussieht wie meins?" entgeistert sah er mich an. "Es ist dein Auto." seufzte ich leise. Er kniff die Augen zusammen, dann lachte er auf. "Tatsächlich! Das ist mein Auto." zufrieden grinsend ließ er sich auf den Beifahrersitz plumpsen. "Gott steh mir bei.", murmelte Ich verzweifelt und schloss, dann die Tür, nachdem ich sicher war das Chase alle Beine und Arme drin hatte. Schnell ging ich auf die Fahrerseite und stieg ebenfalls ein. Ich half Chase dabei sich anzuschnallen und tat dasselbe dann bei mir. Ich drückte Chase die Flasche Wasser in die Hand und fuhr dann los. Immer wieder sah ich kurz zu ihm rüber, um zu sehen wie es ihm ging. Doch er saß einfach nur fasziniert da, den Kopf an die Kopflehne gelegt und beobachtete die vorbeifliegende Landschaft, während ich betete das ihm nicht schlecht werden würde. Umso erleichterter war ich, als wir ohne Zwischenfälle wieder bei ihm zu Hause ankamen. Doch noch war mir nicht nach jubeln zumute, denn irgendwie musste ich Chase noch in sein Zimmer bekommen, ohne das er dabei seine restliche Familie aufwecken würde. Zum Glück schien er jedoch langsam wieder etwas klarer zu werden, wodurch ich ihn ohne Gegröle ins Haus bekam. Langsam, Stufe für Stufe schafften wir es nach oben und der Flur gestaltete sich als wahres Kinderspiel. In seinem Zimmer angekommen, ließ sich Chase einfach auf sein Bett fallen und blieb müde liegen. "Du musst dich ausziehen Chase.", sagte ich und begann ihm die Schuhe auszuziehen. "Hmm gleich.", brummte er schon halb am Schlafen. Seufzend köpfte ich ihm das Hemd auf. Was ihn zum Grinsen brachte. "Bild dir bloß nichts darauf ein.", murmelte Ich und Zwang ihn sich aufzusetzen. "Ich bin ein schlechter Freund.", sagte er irgendwann leise während ich ihm sein Hemd ganz auszog. "Bist du nicht." widersprach ich. "Aber wenn ich nochmal so eine blöde Tussi auf deinem Schoß sehe, bekommst du den Drink ins Gesicht.", warnte ich ihn. Chase schmunzelte, die Augen kaum noch offen. "War schon sexy von dir." stellte er fest. "Wenn du meinst." ich öffnete seinen Gürtel und anschließend seine Hose. "Du musst mir jetzt etwas mit helfen Chase.", bat ich und er nickte und stand seufzend auf und zog sich mit meiner Hilfe die Hose aus. Anschließend fiel er erneut erledigt auf das Bett. Ich zog mich ebenfalls bis auf die Unterhose und sein Shirt aus und legte mich dann zu ihm und deckte ihn zu. Plötzlich drehte er sich auf den Bauch, rutschte etwas runter und legte den Kopf auf meinen Bauch und schlang die Arme um mich als wäre ich sein Kissen. Etwas überrascht begann ich sanft ihm durch die Haare zu fahren und seinen Nacken zu kraulen. "Bitte verlass mich nicht.", sagte er leise und klang müde. "Werde ich nicht.", antwortete ich genauso leise. "Irgendwann heirate ich dich, wenn du möchtest." gähnte er leise. Überrascht starrte ich ihn an. Doch Chase schien keine Antwort zu erwarten, er fing nämlich an leise zu schnarchen. Eine Zeit lang kraulte ich ihn weiter und machte mir Gedanken darüber, ob er das mit dem heiraten wohl aufgrund des Alkohols gesagt hatte. Irgendwann wirkte Chase  leises schnarchen einschläfernd auf mich und mir fielen immer wieder die Augen zu, bis ich schließlich auch einschlief.

C'est la vie (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt