Ich hatte so tief geschlafen und geträumt, dass mich nicht mein Wecker, sondern Mum aus dem Schlaf riss. "Mary aufstehen! Du hast verschlafen! Amy steht schon vor der Tür." sofort war ich hellwach. Fluchend strampelte ich die Decke beiseite und sprang aus dem Bett. "So eine scheiße!" wütend zog ich mir die Leggings aus, überlegte mich in eine Jeans zu zwängen, verwarf den Gedanken jedoch sofort. Ich würde mich erst wieder in eine Jeans zwängen, wenn sie passte. So schlüpfte ich einfach in meine schwarze Jogginghose, die nicht allzu Scheiße aussah und zog mir dazu einen grauen Hoodie an, der nicht zu eng saß. Hastig schnappte ich meine Tasche, ohne nochmal zu kontrollieren, ob ich überhaupt die passenden Schulsachen dabei hatte, aber da ich heute eh nur einen kurzen Tag hatte war mir das egal. Mit der Tasche ging ich schnell ins Bad, wusch mich schnell und putzte mir die Zähne. Bei dem Blick in den Spiegel stellte ich überrascht fest, das meine Haare das erste Mal nach dem Aufstehen sogar gut aussahen. Hätte ich mich doch schon früher getraut meine Haare abzuschneiden. Nach der Katzenwäsche flitzte ich nach unten, schlüpfte in meine Lederjacke und meine Sneaker und verließ dann ohne ein Wort das Haus. Ich eilte zu Amys Auto und stieg schnell ein. "Tut mir leid, ich hab meinen Wecker total überhört." entschuldigte ich mich, während ich mich anschnallte. Doch diese starrte mich nur mit großen Augen an. "Was zur Hölle hast du mit deinen Haaren gemacht?", fragte sie völlig perplex. "Sagen wir einfach ich hatte gestern einen kleinen Nervenzusammenbruch." schmunzelte ich. Amy fuhr mir durch die kurzen Haare. "Krass... Das sieht viel cooler aus." "Findest du?" "Ja mega! Richtig frech." grinste sie. "Danke." "Wie gehts dir denn?", fragte sie dann und startete den Motor und fuhr los. "Geht, die Kopfschmerzen sind zum Glück weg." "Ich rede nicht von deinem Kopf süße." schmunzelte sie. Ich sah reflexartig auf meinen Bauch. "Ich habe keine Ahnung..." seufzte ich leise. "Aber mittlerweile ist es richtig angekommen, oder?" "Ich habe gestern einen Haufen von Informationen bekommen und hätte am liebsten einfach angefangen zu schreien. Wusstest du, was man alles für Entscheidungen treffen muss?" ich atmete tief durch, um mich nicht jetzt schon wieder aufzuregen. "Weißt du denn, was du machen möchtest? Ich meine, was war dein erster Gedanke. Abtreibung? Oder Adoption? Oder vielleicht es wirklich einfach zu behalten?" sie sah kurz fragend zu mir rüber. "Der erste Impuls ist meistens der richtige." ich nickte leicht und sah nachdenklich auf die Straße. "Abtreibung wäre für mich nie infrage gekommen. Dafür ist es jetzt eh schon zu spät. Ich weiß nur nicht wie das mit Baby gehen soll weißt du?" "Das ist aber albern Mary. Ich weiß das zumindest Mum und Dad zu hundert Prozent hinter dir stehen würden. Und ehrlich gesagt denke ich auch nicht das Chase nicht mit im Boot wäre. Er liebt dich über alles, klar überspringt ihr jetzt einige Schritte, aber das muss doch nicht zwangsläufig das Ende eurer Beziehung bedeuten weißt du?" sie hatte ja recht. Ich war eben pessimistisch hoch zehn. Ich ging immer vom schlimmsten aus. Aber das hieß ja nicht, das auch das immer eintreten musste, oder? Ich seufzte leise. "Ich verstehe schon." nickte ich leicht. "Und ich weiß auch das Mum und Dad sich freuen würden. Mum ist ja auch so jung gewesen, als sie mit uns schwanger geworden ist. Sie kann dich also super verstehen und würde dir bestimmt helfen, wo sie kann." "Deine Eltern sind so schon immer viel zu gut zu mir." seufzte ich leise. "Weil sie dich mögen." lächelte Amy. "Das wird sich nicht ändern nur, weil du aus versehen schwanger geworden bist. Ich meine, die Ärztin hat doch erklärt, dass es an den Medikamenten lag, die du neben der Pille genommen hast, das zusammen mit der Tatsache das du schon drei Monate schwanger bist aber keine Ahnung hattest macht ja auch deutlich, dass du nicht damit gerechnet hast. Du solltest eher überlegen diese Firma zu verklagen, die dich in diese Situation gebracht hat." "Hm..." ich nickte leicht, schon wieder kreisten tausend Gedanken in meinem Kopf herum. "Warum kann nicht einfach alles mal gut laufen? Warum hab ich so ein Pech?" seufzte ich leise. "Hör auf mit dem Selbstmitleid und versuch das beste draus zu machen, ich helfe dir, auch wenn du willst und rede mit dir mit Chase oder deinen Eltern, wie du willst." ich nickte leicht. "Ich überlegs mir... Noch hab ich zwei Tage bis er zurückkommt." sie nickte. "Klingt nach einem Plan. Aber mal was anderes, wie war es gestern mit Leon? Chase hatte erzählt, dass er dich gestern vom Krankenhaus abgeholt hat?" fragte sie verwundert. Ich stöhnte genervt auf. "Erinnere mich nicht da dran. Ich habe so eine Wut auf die beiden." ich schüttelte leicht den Kopf. "Warum haben sie denn Leon geschickt?", fragte Amy und runzelte verwirrt die Stirn. "Leon meinte nur, sie hätten wohl irgendeinen Termin gehabt und ihn deshalb gebeten zu fahren. Aber genaueres weiß ich auch nicht. Und dann hatte ich gestern auch nicht mehr die Nerven dazu gehabt das mit ihnen noch auszudiskutieren." "Vollkommen verständlich." stimmte Amy mir zu. "Oh Mann... Was ein Mist ey." sie schüttelte den Kopf und parkte dann vor der Schule. "Vielleicht sollten deine Eltern mal zur Therapie statt du." schlug sie schmunzelnd vor. "Das schlägst du denen dann aber vor." Wir mussten beide lachen, weil wir wussten, wie unsinnig dieser Plan war. Nie im Leben würden Mum und Dad sich zusammen vor jemanden hinsetzen und ihre Herzen ausschütten. Die Vorstellung war so absurd, dass sie schon wieder lustig war. Amy und ich stiegen gemeinsam aus, nahmen unsere Taschen und gingen in die Schule. "Hab ich gestern eigentlich irgendwas Spannendes verpasst?", fragte ich sie auf dem Weg zu unseren Spinden. "Ne nicht wirklich, alles gut." lächelte sie und wir machten halt an ihrem Spind. Ich sah mich beiläufig um und bemerkte, wie ich von einigen angestarrt wurde. "Meine Güte haben die nichts Besseres zu tun?", fragte ich genervt. "Du wurdest im Krankenwagen weggebracht, was meinst, du was es für Gerüchte gab? Von Drogen bis Herzinfarkt kam alles." Amy verdrehte die Augen. "So viel zum Thema Ich hätte nichts verpasst." ich musste lachen. "Ne keine Sorge, wir haben, sobald wir so nen quatsch gehört haben sofort was gesagt." Amy schloss ihr Schließfach und wir gingen weiter zu meinem. Ich öffnet es und holte, dann die Bücher heraus, die ich für den Tag brauchte. "Mary können wir kurz reden?" Leon tauchte plötzlich neben mir auf. Ich verkniff mir ein Seufzen. "Wir müssen leider schnell weiter, wir kommen sonst zu spät.", sagte Amy argwöhnisch. "Es ist aber wichtig.", sagte Leon und funkelte Amy wütend an. "Später vielleicht.", antwortete ich ihm dann, schloss mein Schließfach und ging mit Amy zum Unterricht. Insgeheim hatte ich irgendwie ein schlechtes Gewissen ihn so einfach stehenzulassen. Doch darüber konnte ich mir keine Gedanken machen, da Amy und ich wirklich beinahe zu spät zu unserer Algebra Klasse kamen. Ich bemühte mich, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch ständig schweiften meine Gedanken ab und kreisten nur um das Thema Baby. Ich versuchte den ersten Impuls herauszufinden, den ich verspürt hatte, nachdem ich die Hiobsbotschaft erhalten hatte. Mir fiel immer die Panik und das Heulen ein, doch dann schweiften meine Gedanken ab zum letzten Abend, wo ich vor dem Spiegel stand und irgendwie das Bedürfnis hatte das kleine Wesen in mir zu beschützen. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und versuchte erneut irgendwie dem Gekritzel an der Tafel von Mr Hoover zu folgen. Erleichterung machte sich in mir breit als ich mehrere Stunden später mit Amy und den anderen in Richtung Parkplatz ging. "Da kommt Leon schon wieder." seufzte Amy. "Was will der denn?", fragte Jamie und klang nicht begeistert. "Gute Frage." meldete sich auch Sarah zu Wort. "Wir müssen reden.", sagte Leon ohne die anderen eines Blickes zu würdigen. "Kann das nicht warten?", fragte ich ihn und blieb stehen, die anderen warteten in etwas Abstand von uns auf mich. "Nein. Kann es nicht." Er holte etwas aus seiner Jackentasche und mir blieb kurz das Herz stehen. Es war einer der Flyer die ich gestern bekommen hatte. Hastig nahm ich ihm den Flyer weg und stopfte ihn in meine Tasche. "Das geht dich nichts an.", murmelte Ich und wollte an ihm vorbeigehen, doch er packte mich am Handgelenk und hielt mich fest. "Also stimmt es? Mary bist du schwanger?" fragte er und sah mich eindringlich an. "Sei leise verdammt!" zischte ich ihn an und seine Gesichtszüge entgleisten ihm leicht. "Oh Mary..." er klang enttäuscht. "Wenn du es irgendwem erzählst, bring ich dich um hast du verstanden?" zischte Ich. "Gibt es ein Problem?", fragte Thomas nun und kam ein Stück näher. "Nein alles gut." ich sah flüchtig zu ihm und lächelte. "Geht ruhig schon, ich komme gleich nach." "Sicher?", fragte Amy und sah mich vielsagend an. Ich nickte nur. Leon ließ mich los und die anderen gingen weiter in Richtung Parkplatz. "Wie weit bist du? Und wer-" "Dein ernst? Ich glaube, es kommt nur einer in Frage, oder?" wütend sah ich ihn an. Wie konnte, er auch nur in Betracht ziehen, dass es jemand anderes als Chase sein könnte? Leon zuckte die Schultern. Dann wiederholte er seine erste Frage. "Dritter Monat.", murmelte Ich. "Scheiße Mary!" seufzte er und fuhr sich durch die dunkelblonden Haare. "Ist das schon zu spät oder kannst du noch...? Du weißt schon?" "Was?", fragte ich argwöhnisch. "Kannst du es noch wegmachen lassen?", fragte er und ich sah ihn entgeistert an. Dann rutschte mir die Hand aus und ich verpasste ihm eine ordentliche Ohrfeige. Überrascht hielt er sich die Wange. "Fahr zur Hölle Leon." wütend rauschte ich an ihm vorbei und ging den anderen hinterher die sich gerade alle verabschiedeten und in ihre Autos stiegen. Schnellen Schrittes ging ich zu Amy. "Alles okay?", fragte sie und sah vermutlich noch immer die Wut in meinem Gesicht. "Lass uns bitte einfach fahren.", bat ich und stieg ein, sobald sie ausgeschlossen hatte. Amy stieg ebenfalls ein und sah mich fragend an. "Er weiß es...", flüsterte Ich atemlos. "Wie er weiß es?" wiederholte sie mich ungläubig. "Mir ist gestern scheinbar einer dieser scheiß Flyer aus der Tasche gerutscht." aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare. "Fuck." seufzte Amy und brachte das ganze gut auf den Punkt. "Meinst du, er sagt es deinen Eltern?" "Ich hoffe nicht!" "Na ja, dir bleibt nichts anderes übrig, als es ihnen zu sagen bevor er es tut." "Wenn ich es ihnen sage war es das Amy." verzweifelt sah ich sie an. "Das weißt du doch gar nicht genau. Und wenn ja kommst du erstmal zu uns. Ich biss mir unsicher auf der Unterlippe rum. "Du musst, sobald Chase da ist allen reinen Wein einschenken Mary. Bevor Leon es tut." mit diesen Worten startete sie den Motor und fuhr los. Sie hatte recht. Verdammt sie hatte recht! Viel zu schnell standen wir vor unserem Haus. "Du kannst wirklich heute Nachmittag auch bei uns bleiben." beharrte Amy. "Nein alles gut, danke. Du hast ja schließlich auch noch ein Leben." schmunzelnd schnallte ich mich ab. "Außerdem sind Mum und Dad bis heute Abend arbeiten." "Na schön." widerwillig ließ Amy mich aussteigen. "Morgen hol ich dich aber wieder ab, ja?", sagte sie und sah mich fragend an, nachdem ich ausgestiegen war. "Das wäre lieb, ja." ich nickte lächelnd. "Okay, dann sehen wir uns morgen früh." "Ja bis morgen." lächelnd schlug ich die Tür zu und ging dann zur Haustür. Nachdem ich den Schlüssel rausgekramt hatte, schloss ich auf und ging in den Flur. Ich kickte mir die Schuhe von den Füßen, nahm mir bei einem Abstecher in die Küche einen Apfel mit und ging dann nach oben in mein Zimmer. Dort ließ ich mich in mein Bett fallen und atmete erleichtert durch. Endlich Ruhe. Ich schnappte mir mein Handy, was ich heute Morgen in der Eile total vergessen hatte und steckte es vom Ladekabel ab. Nebenbei ließ ich auf meinem Tablet auf Netflix eine dieser coolen Back Shows wie das Gelbe vom Ei laufen. Probehalber öffnete ich Google und tippte 13. SSW in das Suchfeld ein. Sofort öffneten sich einige Seiten. Ich tippte die erst beste der Seiten an und begann zu lesen.
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C'est la vie (Pausiert)
Teen FictionNeues Jahr. Neues Glück? Nach dem Selbstmord ihres großen Bruders kommt Mary nach fast einem Jahr, das durchzogen von Therapie Sitzungen und Selbsthilfegruppen war, zurück an die High School. Der Lebenslust beraubt schleppte sie sich nur schwerfäll...