Ich wurde knappe zehn Minuten vor meinem Wecker wach. Genau zehn Sekunden brauchte Chase um wieder Hauptbestandteil meiner Gedanken zu sein und genau 0,2 Sekunden brauchte ich um hellwach und aufrecht im Bett zu sitzen. Eine Energie, die ich nicht einordnen konnte durchströmte meinen Körper und ich hatte das erste Mal seit, ich wieder in die Schule ging das Bedürfnis mir mühe beim fertig machen zu geben. Also schlug ich die Decke beiseite, ging schnell ins Bad mich waschen, und setzte mich anschließend an meinen Schminktisch, den ich in den letzten Monaten so gut wie gar nicht genutzt hatte. Nach knappen zehn Minuten hatte ich mich leicht mit etwas Concealer, Bronzer, Wimperntusche und Rouge zurechtgemacht. Ich öffnete die Zöpfe, die ich mir am Vorabend geflochten hatte. Einmal durchgekämmt und dann etwas Haarspray und dann sahen meine Haare recht passabel aus. Doch dann kam das schwierigste überhaupt. Was zur Hölle sollte ich anziehen? Grübelnd beförderte ich die Hälfte meiner Sachen aus dem Schrank auf meinen Fußboden nur, um festzustellen das ich nichts hatte. Da ich jedoch nicht im Pyjama zur Schule wollte, entschied ich mich ganz einfach für eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt und ein Karohemd in Grau weiß, bei welchem ich die Ärmel etwas hochkrempelte. Anschließend packte ich meine Tasche, schlüpfte in meine Sneaker und ging nach unten. Mum war gerade auf dem Weg zur Arbeit, als ich die Treppe herunterkam. "Morgen." begrüßte ich sie. "Morgen." sie sah kurz zu mir auf und zog sich dann weiter ihre Schuhe an, dann hielt sie inne und sah erneut verwirrt zu mir. Ich ging unbeirrt in die Küche und sah im Kühlschrank nach, was es dort so essbares gab. "Du willst frühstücken?", fragte sie etwas verwundert. "Ja hab Hunger.", antwortete ich schulterzuckend und schloss den Kühlschrank, nachdem ich nichts fand, dass mich ansprach. Stattdessen nahm ich mir einen Apfel aus der Obstschale und wusch ihn ab. "Bist du nicht etwas spät dran für den Bus?" "Chase holt mich ab." ich biss in meinen Apfel und drehte mich zu ihr um. Mum sah mich völlig verdattert an. "Wasch denn?" nuschelte ich mit vollem Mund. Sie schüttelte schnell den Kopf, als wolle sie wieder klar werden. "Nichts, bin nur überrascht... Du hast dich lange nicht mehr so schick gemacht." sie lächelte. "Es ist nur Schminke Mum. Du kommst zu spät zur Arbeit." "Ach ja!" sie sah erschrocken auf ihre Armband Uhr und eilte dann in den Flur zurück. "Denk dran das du heute zu deiner Therapie musst. Ich hole dich ab." "Musst du nicht, Chase macht das schon. Wir gehen anschließend Eis essen oder so." entgegnete ich und lehnte mich in den Türrahmen zum Flur und biss erneut von meinem Apfel ab. "Oh okay, ja das passt ganz gut. Sieh nur zu das du nicht zu spät zu Hause bist, hörst du? Und frag ihn wegen dem Essen am Freitag!" sie war schon halb zur Tür heraus, als sie bemerkte, dass sie ihre Tasche vergessen hatte, welche ich ihr bereits hinhielt. "Jaja mach ich. Bis heute Abend." "Bis später." lächelnd ging Mum zum Auto und stieg ein. Kurz darauf fuhr sie aus der Einfahrt und dann zur Arbeit. Ich ging zurück ins Haus und wartete auf Chase. Als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte warf ich gerade meinen abgeknabberten Apfel Rest in den Müll. Schnell fischte ich mein Handy aus der Hosentasche und entsperrte es.
Chase: bin da ;)
Sofort musste ich grinsen und rannte regelrecht zur Haustür. Ich riss sie beinahe auf und da stand er. Lässig an seinen Wagen gelehnt, die linke Hand in der Hosentasche, in der rechten das Handy, auf welches er sah. Ich schloss schnell die Tür hinter mir ab, da Dad ebenfalls schon bei der Arbeit war. Anschließend ging ich den Weg zu auf ihn zu. "Hast meine Mum perfekt abgepasst." schmunzelte ich. Er sah sofort auf, lächelte breit und steckte das Handy ein. "Naja ich dachte, wir wollten persönlichen Kontakt zunächst nicht provozieren." erklärte er. "Stimmt schon." schmunzelnd blieb ich vor ihm stehen. "Na siehst du. Außerdem kann ich dann das viel besser machen." mit diesen Worten nahm er mir die Tasche ab, warf ihn durch das offene Fenster auf den Beifahrersitz, zog mich an der Taille zu sich und küsste mich intensiv. Sofort erwiderte ich seinen Kuss und schmolz nur so dahin. Ich schlang die Arme um seinen Hals und wäre am liebsten direkt wieder mit ihm ins Haus gegangen. Doch da löste Chase sich schon langsam aus unserem Kuss. "Hat mich da etwa jemand vermisst?", fragte er grinsend. "Wenn du wüsstest." seufzte ich. Er grinste und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. "Na dann hüpf mal rein." er ließ mich los und öffnete mir die Beifahrertür, ich nahm meinen Rucksack vom Sitz und stieg ein. Chase schloss die Tür und stieg dann ebenfalls ein. Wir schnallten uns beide an, Chase startete den Motor und fuhr los. "So, diesen Freitag also essen bei euch?" "Oh Mann fang bloß nicht damit an." ich schüttelte seufzend den Kopf. Chase lachte leise. "Du hast meinen Vater erlebt... Ich will dir das echt nicht antun." "Aber vielleicht ist es ja genau das richtige? Ich meine dein Dad hat mich das erste Mal gesehen, als ich mit seiner Tochter auf dem Parkplatz war. Das war nicht gerade das beste erste Treffen." "Trotzdem... Er war dir gegenüber direkt unfreundlich... Ich will nicht, das der Abend unangenehm wird." "Da musst du dir keine Sorgen machen Baby." er nahm grinsend meine Hand und drückte mir einen Kuss auf den Handrücken. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe bei seinem Kosenamen für mich. Die Fahrt ging für meinen Geschmack deutlich zu schnell um. Chase parkte auf einer der Schülerparkplätze und stellte den Motor ab. Ich schnallte mich ab und wir stiegen beide aus. Ich schulterte meine Tasche und schloss die Beifahrertür. Chase kam ebenfalls mit seiner Tasche um das Auto herum und nahm meine Hand. "Wo hast du eigentlich Amy gelassen?", fragte ich. "Die wollte selber fahren und Max noch einsammeln oder so." "Achso." ich nickte lächelnd. Gemeinsam gingen wir, händchenhaltend in die Schule und Chase begleitete mich zu meinem Schließfach. "Meinst du deine Eltern haben etwas dagegen, wenn ich dich erst heute Abend nach Hause bringe?", fragte Chase und schlang von hinten die Arme um meine Taille, während ich damit beschäftigt war die Bücher für meine ersten Stunden raus zu holen. "Ich weiß nicht, denke eher nicht, aber ich sollte vielleicht vorsichtshalber erstmal behaupten das ich während der Zeit bei Amy und nicht bei dir war." erklärte ich, schloss mein Schließfach und drehte mich zu ihm um. Sofort wanderten seine Hände langsam auf meinen Hintern. "Verstehe überhaupt nicht, warum du das denkst." schmunzelnd sah er auf mich runter. Sein schmachtender Blick ließ mein Herz höher schlagen und ich wünschte mir noch mehr einfach mit ihm geschwänzt zu haben. Doch dann wurde mir leider wieder bewusst, wo wir waren. Die Röte schoss mir ins Gesicht. "Wir sind in der Schule Chase." versuchte ich ihm ebenfalls klarzumachen. "Das ändert nur leider nichts daran das du einfach wunderschön aussiehst und mich verrückt machst.", flüsterte er mir ins Ohr, sodass sein Atem mich leicht kitzelte. Sofort spürte ich, wie meine Knie ganz weich wurden bei dem bloßen Klang seiner samtig rauen Stimme. Chase drückte mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich dann zufrieden grinsend los. "Wir sehen uns in der Mittagspause Babe." er zwinkerte mir zu und ging dann in Richtung seiner ersten Unterrichtsstunde. Ich konnte ihm nur verträumt hinterherschauen. "Vorsicht Schätzchen sonst fängst du noch an zu sabbern." erschrocken sah ich zu Amy und Maxime. Ich spürte, wie mir schon wieder die Hitze ins Gesicht stieg. "Ach lass sie, ich finde die beiden einfach nur zum Knutschen." grinste Amy und dann hackten sich beide bei mir unter und schleppten mich zu unserer ersten Stunde. "Und? Wann bekommen wir jetzt endlich unsere lang ersehnten Details?" fragte Amy und wackelte vielsagend mit ihren perfekten Augenbrauen. "Er ist dein Bruder, sicher das du diese Details willst?", fragte Max stirnrunzelnd. "Glaub mir, da ist nichts was ich nicht eh irgendwann mal unfreiwillig zu sehen bekommen werde, Chase vergisst leider des Öfteren das ein Schlüssel zum Abschließen ist." erklärte sie theatralisch seufzend. "Ihr seid verrückt." schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. "Verrückt ist gut." grinste Amy breit. "Na los, erzähl schon." "Weißt du überhaupt noch alles? Du warst ja schon relativ gut gelaunt." bemerkte Max schmunzelnd. "Entschuldige mal bitte?" empört, aber zugleich belustigt sah ich sie an. "So betrunken war ich nun wirklich nicht." verteidigte ich meinen Zustand an dem besagten Abend, während wir die Flure entlang gingen. "Ja dann hast du ja auch keinen Grund uns etwas vorzuenthalten." grinste Max zufrieden. "Wer soll was vorenthalten?", fragte da Sarah die zu uns stieß. "Rettest du mich?", fragte ich sie hoffnungsvoll. "Wir wollten Details zu ihrem ersten Mal." grinste Amy verschmitzt. "Ach so ja dann tuts mir leid." Sarah zuckte die Schultern. "Ich bin nämlich genauso neugierig wie die anderen." gab sie dann grinsend zu. Ich gab nur ein verzweifeltes seufzen von mir. Doch zu meinem Glück erreichten wir dann unsere Klasse und ich war fürs erste Sicher vor ihren neugierigen Blicken und Fragen.
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C'est la vie (Pausiert)
Teen FictionNeues Jahr. Neues Glück? Nach dem Selbstmord ihres großen Bruders kommt Mary nach fast einem Jahr, das durchzogen von Therapie Sitzungen und Selbsthilfegruppen war, zurück an die High School. Der Lebenslust beraubt schleppte sie sich nur schwerfäll...