>>Chase<<
Nach etwas Überlegen und im Internet Gesuche hatten wir uns schließlich für das typische Country Lied Jolene entschieden. Ich brauchte etwas, bis ich die Noten drauf hatte und um mich warm zu spielen. Mary saß weiterhin auf dem Geländer, das eine Bein angewinkelt und den Unterarm lässig auf das Knie gelehnt, das andere Bein einfach gerade ausgestreckt. Sie sah so lässig und cool aus, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Ich hatte, damit gerechnet das sie nervös sein würde, sich mehr wehren würde gegen das Singen. Sie ließ mich erstmal ein paar Durchgänge Spielen damit ich sicherer wurde, dabei fiel mir auf wie sie durchgehend mit dem Fuß oder der Hand im Takt mitging. Mit geschlossenen Augen saß sie da und hörte einfach nur zu. Nach meinem zweiten fehlerfreien Durchgang kam Bewegung in das Mädchen. Sie setzte sich mir zugewandt auf das Geländer, sodass ihre Beine gerade herunterbaumelten. Ich musste schmunzeln, weil man sah, wie sie sich bereit machte. Ich sah sie fragend an und sie nickte. Also begann ich zu spielen. Sofort schlossen sich ihre Augen und der Fuß wippte im Takt mit. Ich spielte das Intro und war gespannt ihre Stimme endlich zu hören. Dann holte sie Luft und sang.
"Jolene, Jolene, Jolene, Jolene
I'm begging of you, please don't take my man Jolene, Jolene, Jolene, Jolene
Please don't take him just because you can"Eine Gänsehaut breitete sich über meinen gesamten Körper aus. Ihre Stimme hatte etwas leicht raues, aber war gleichzeitig so klar und schön, dass ich beinahe vergaß zu spielen. Bereits zu Beginn meisterte sie die hohen Töne meiner Meinung nach fehlerfrei.
"Your beauty is beyond compare
With flaming locks of auburn hair
With ivory skin and eyes of emerald green Your smile is like a breath of spring
Your voice is soft like summer rain
And I cannot compete with you, Jolene
He talks about you in his sleep
And there's nothing I can do to keep
From crying when he calls your name, Jolene But I can easily understand
How you could easily take my man
But you don't know what he means to me, Jolene"Es war, als säße da ein anderes Mädchen vor mir. Zu Beginn des Liedes war ihre Stimme sanft und irgendwie auch flehend, passend zum Inhalt des Liedes. Ihre Mimik passte ebenfalls die ganze Zeit über. Sie fühlte richtig, was sie dort sang. Doch zum Ende hin änderte sich ihre Stimmung. Ihre Stimme wurde stärker und dementsprechend lauter, als wechsele sie von flehend zu wütend. Auf einmal hatte ihre Stimme eine solche Power, das ich mich beinahe etwas erschrak. Je mehr Nachdruck sie ihren Worten verlieh, desto mehr ging ihre Stimme in eine rauere und kehligere Tonlage über. Sie klang einfach nur heiß. Das Country mäßige passte wie die Faust aufs Auge zu ihr.
"Jolene, Jolene, Jolene, Jolene
I'm begging of you, please don't take my man Jolene, Jolene, Jolene, Jolene
Please don't take him just because you can
You could have your choice of men
But I could never love again
He's the only one for me, Jolene
I had to have this talk with you
My happiness depends on you
And whatever you decide to do, Jolene
Jolene, Jolene, Jolene, Jolene
I'm begging of you, please don't take my man Jolene, Jolene, Jolene, Jolene
Please don't take him even though you can Jolene, Jolene... "Das letzte Jolene kam beinahe nur noch wie ein Hauchen über ihre Lippen. Ich ließ die letzten Noten in der Luft nachhallen und atmete tief durch. Mary öffnete vorsichtig die Augen, als hätte sie Angst vor meiner Reaktion. Ich fuhr mir durch die Haare und wusste nicht, was ich sagen sollte. "Und? Wie fandest du es...?" fragte sie vorsichtig und biss sich unsicher auf die Lippe. Wie zur Hölle konnte sie so schnell an Selbstvertrauen verlieren?! "Also ganz ehrlich... Ich fand es einfach nur Hammer." Ich schüttelte den Kopf. "Wo zur Hölle hast du gelernt so zu singen?!" sie wurde sofort rot und sah verlegen auf ihre Beine. "Keine Ahnung... Mein Grandpa war früher Country Sänger... Ich denke, ich hab ein bisschen was von seinem Talent abbekommen." sie zuckte leicht die Schultern. "Ein bisschen? Willst du mich verarschen du bist der Hammer!" ich legte die Gitarre beiseite und stand auf. Ich stellte mich zwischen ihre Beine und legte die Hände an ihre Taille. "Ohne scheiß ich habe noch nie jemanden mit der Gitarre begleitet der so gut ist." sie sah mich verlegen an. Gott diese Augen. "Danke.", flüsterte sie leise. "Nicht dafür." schmunzelnd nahm ich ihr die Cap ab und küsste sie dann einfach. Sofort schlangen sich ihre Arme um meinen Hals. Insgeheim bereute ich es nicht alleine mit ihr hergefahren zu sein. Wir standen doch ziemlich unter Beobachtung die ganze Zeit. Ich löste mich langsam von ihr, bevor sie mich zu sehr um den Finger wickeln konnte und ich wieder mit einer Latte zu kämpfen hatte. "Wo hast du dein Handy?", fragte ich. "Hier warum?" verwirrt zeigte sie es mir. "Ach nur so." ich grinste, nahm ihr Handy und legte es zu meinem auf die Bank. Dann packte ich sie einfach und warf sie mir über die Schulter. Sie quietschte erschrocken auf und krallte sich in mein Shirt. "Chase was wird das?", jammerte sie dann. "Nichts. Nass hast du mir nur besser gefallen." ich musste grinsen. "Nein! Chase wehe!" schrie sie sofort und zappelte los, weil sie wusste, was ihr jetzt blühte. Sie festzuhalten war jedoch kein Problem für mich und so ging ich mit ihr auf den Steg. "Oh nein Chase die arme!", rief Amy von ihrem Handtuch aus. "Halt du dich da raus Schwesterherz sonst bist du die nächste." grinsend hob ich Mary von meiner Schulter so das ich sie im Braut Style im Arm hielt. Sofort schlang sie ihre Arme um mich und klammerte sich verzweifelt an mir fest. "Chase bitte nicht.", flehte sie und versuchte nicht mehr von meinem Arm zu kommen da ich direkt am Rand des Steges stand und sie sofort ins Wasser gefallen wäre. "Gefällt mir, wenn du so bettelst, mach weiter." Ich grinste zufrieden. "Du bist so ein Arschloch weißt du das?", jammerte sie. "Jetzt wirf sie einfach rein!", rief Nick grinsend der bereits im Wasser war. "Nick ich hasse dich!", rief sie wütend. "Damit komm ich klar." grinste dieser und zuckte nur die Schultern. "Chase bitte nicht!", jammerte sie sofort wieder los und versteckte das Gesicht an meiner Brust. Ich genoss es das sie sich so an mich klammerte. Doch ich hatte in meinem Plan, die Rechnung ohne Philipp und Thomas gemacht. Die beiden tauchten nämlich plötzlich hinter mir auf dem Steg auf und bevor ich reagieren konnte schubsten sie mich mit Mary auf dem Arm in den See. Wir tauchten in das kühle Nass ein und um uns herum wurde es toten still. Mary ließ mich los und wir tauchten beide wieder auf. Ich musste lachen, als ich Mary sah. Ihre nassen Haare klebten ihr alle im Gesicht weshalb sie beinahe blind versuchte sich irgendwo festzuhalten. "Komm her ich helfe dir." ich zog sie zu mir und sofort hielt sie sich wieder an mir fest. Ich wischte ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag sah sie aus wie ein begossener Pudel. Mit dem Unterschied, dass sie jetzt deutlich mehr trug. "Eigentlich wollte ich überhaupt nicht schwimmen gehen dieses Wochenende.", brummte die braunhaarige. "Hat ja super geklappt." ich konnte nicht anders als unschuldig grinsen. Das brachte mir einen vernichtenden Blick ihrerseits ein. "Idiot." mit diesen Worten ließ sie mich los und schwamm zu der kleinen Leiter wo sie sich heute Morgen noch stöhnend dran gewunden und fest gekrallt hatte. Scheinbar schien sie sich auch zu erinnern, denn sie sah kurz etwas peinlich berührt zu mir. Ich konnte nicht anders, als ihr zu zwinkern. Doch das war wohl nicht die Reaktion, die sie sehen wollte, denn sie sah schnell weg und kletterte aus dem Wasser auf den Steg. "Das war ja ein kurzes Vergnügen." lachte Nick, was ihm nur einen Stinkefinger von Mary einbrachte.
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C'est la vie (Pausiert)
Teen FictionNeues Jahr. Neues Glück? Nach dem Selbstmord ihres großen Bruders kommt Mary nach fast einem Jahr, das durchzogen von Therapie Sitzungen und Selbsthilfegruppen war, zurück an die High School. Der Lebenslust beraubt schleppte sie sich nur schwerfäll...