"Sorry nochmal wegen vorhin..." brach Chase nach einiger Zeit, die wir schweigend verbracht hatten die unangenehme Stille. "Ich mache das echt nicht so oft..." "Das hat Matt auch immer gesagt...", sagte ich leise und konnte nicht verhindern das meine Stimme vor Bitterkeit nur so tropfte. Chase sah mich fragend an. "Er hatte mehrere Plätze für Sportstipendien angeboten bekommen, doch dafür sollte er immer besser werden... Er hat sich immer mehr unter Druck gesetzt, gekifft und was weiß ich nicht genommen, um runterzukommen. Nach seinem ersten Entzug ist er rückfällig geworden und hat sich dann in der Wanne die Pulsadern aufgeschnitten, weil er das nicht nochmal alles durchmachen wollte." ich musste schwer schlucken. Doch zum ersten Mal hatte ich nicht das Gefühl sofort in Tränen ausbrechen zu müssen. "Fuck...", murmelte Chase leise. "Mary hätte ich das gewusst...-" "Was dann Chase? Hättest du es gelassen? Oder heimlich gemacht? Besser das ich es weiß. Dann kann ich dir jedes Mal den Arsch aufreißen wenn du so eine Scheiße nehmen oder rauchen willst." Chase sah weiter zu mir rüber, dann legte er die Hand auf meinen Oberschenkel und streichelte diesen leicht. "Ich lasse es okay? Versprochen..." ich nickte nur leicht. Zum einen bekam ich kein Wort heraus aufgrund seiner Berührung, zum anderen kämpfte ich gegen die Übelkeit, die mich ergriff, bei dem Gedanken daran wie ich meinen Bruder in der blutroten Wanne gefunden hatte. Ich atmete tief durch. "Naja egal..." meine Stimme klang wackeliger als gewollt. "Was macht ihr eigentlich immer so, wenn ihr zusammen wegfahrt oder euch trefft?" Chase überlegte etwas. "Hmm gute Frage. Ich glaube wir quatschen immer viel, trinken natürlich auch was und machen so was wie Wahrheit oder Pflicht spielen oder auch sieben Minuten im Himmel." er schmunzelte. "Das wird dieses Wochenende wahrscheinlich viel gespielt." "Na super." ich konnte mir ein Seufzen nicht verkneifen. "Warum? Stehst du nicht auf Trinkspiele?" er grinste. "Ich habe noch nie wirklich bei einem mit gemacht, aber ich glaube nicht das das was für mich ist." gab ich zu. "Warum denn nicht?" "Naja... Einfach darum... Die anderen Mädels haben alle mehr Erfahrung..." "Ich hätte definitiv nichts gegen sieben Minuten eingesperrt mit dir in der Besenkammer." Chase grinste dreckig und ich wurde Knall rot. Zum Glück war es schon stockdunkel draußen und wir fuhren nur über Landstraßen wodurch mein Gesicht kaum beleuchtet war. Ich wusste nicht was ich darauf jetzt hätte antworten sollen. "Wie weit bist du denn bis jetzt schon gegangen?" hackte Chase nun nach, der scheinbar neugierig geworden war. Ich zuckte nur die Schultern. "Na komm schon." er grinste. "Keine Ahnung.", brummte ich nur. "Mary wir fahren noch locker ne Stunde. Entweder redest du jetzt oder ich nerve dich die ganze Zeit weiter." ich seufzte genervt. Für ihn schien es eine Bestätigung zu sein. "Also, ich hatte mein erstes Mal mit 15 und du?" er sah mich neugierig an. "Hatteichnochnicht...", murmelte ich nur leise und schnell. Super. Natürlich musste er ausgerechnet mit der Frage anfangen. "Was?", fragend und schmunzelnd sah er mich an. Ich seufzte und brachte dann ein gepresstes "Ich bin noch Jungfrau." heraus. Stille folgte. "Krass... Nicht schlecht." "Nicht schlecht?" ich musste lachen. "Was ist das denn für ne Aussage? Nicht schlecht." Ich schüttelte den Kopf. "Was denn? Ist doch so? Ich finde, es gibt heutzutage kaum noch Mädels, die sich aufsparen. Ich verstehe diesen Trend nicht das es geil ist mit 14 oder 15 schon keine Jungfrau mehr zu sein." ich zuckte nur leicht die Schultern. Mir war das ganze Thema unangenehm. Alleine schon, weil ich ständig das Bild von ihm und Sarah im Kopf hatte. Ich weiß das ist total albern und unnötig, aber so wie ich mich in Chase Nähe fühlte, so habe ich mich noch nie zuvor gefühlt. Und das machte mir irgendwie Angst und Druck. Chase musste wohl gemerkt haben das mir das Thema unangenehm war und fragte mich deshalb nicht weiter aus.
Irgendwann schlief er ein, ließ seine Hand trotzdem weiter auf meinem Oberschenkel liegen.Nach gut anderthalb Stunden weiterer Fahrt bogen wir irgendwann in einen kleinen Waldweg ein. Diesem folgten wir gute zehn Minuten, dann öffnete sich der Wald plötzlich zu einer Lichtung hin. Inmitten dieser Lichtung thronte ein riesiges Haus das wohl eine Mischung aus Blockhütte und Villa sein musste. Ich parkte wie die anderen in der Einfahrt und schnallte mich ab. Chase neben mir wurde langsam wieder wach. Ich sah staunend aus dem Fenster. Gut 50 Meter links von uns glitzerte der See im Mondlicht vor sich hin. Es sah wie aus einem Film aus. Chase gähnte leise und streckte sich. "Ist das schön hier.", sagte ich leise eher an mich selbst gerichtet. "Warte erstmal ab wenn du das hier alles siehst, wenn es hell ist." meinte Chase da und schnallte sich ebenfalls ab. Wir stiegen beide aus und Chase holte unsere Taschen und auch die Kühltaschen aus dem Kofferraum. "Kann man dir was helfen?" fragte ich belustigt, als ich sah wie er vollgepackt versuchte den Kofferraum zu schließen. "Ne geht schon." ächzte er. Ich musste leise lachen und nahm ihm meine und die leichtere der beiden Kühltaschen ab. "Das war's dann mit meiner Männer Ehre." seufzte er. "Jaja schon klar." Ich verdrehte grinsend die Augen. "Chase beeil dich du hast den Schlüssel.", rief Amy da ungeduldig. "Jaja komme doch.", brummte er genervt und wir gingen zu den anderen. Chase schloss die Haustür auf und wir gingen alle in das Wahnsinns Haus.
Es dauerte bestimmt eine Stunde, bis wir alle Lebensmittel verstaut hatten und ich überhaupt erstmal realisiert hatte, wer alles dabei war. Also es waren Amy, Chase, Sarah, Maxime, Julie, Leon, Nick, Thomas, Jamie, Phillip, Rick und ich dabei. Also waren wir insgesamt zwölf Leute. Da wir alle doch ziemlich müde waren, wollten wir nur noch schlafen gehen. Jedoch wollten wir uns nicht mehr damit rumschlagen die Schlafzimmer zu verteilen, weshalb die Jungs kurzerhand die benötigten Matratzen aus den Betten holten und das große Wohnzimmer zu einem Matratzenlager umfunktioniert wurde. Ich war froh, dass ich schon abgeschminkt war und so wie ich war, ins Bett fallen konnte. Ich teilte mir mit Amy eine der Matratzen die die Jungs aus einem der großen Ehebetten runtergetragen hatten. Chase lag direkt neben mir und teilte sich mit Nick die andere große Matratze. Wir beide waren die ersten, die unter den Decken lagen. Chase spielte mit unseren verschränkten Fingern, während ich ihm dabei zusah. "Ich hatte eigentlich gehofft das wir ein Zimmer für uns haben.", flüsterte er, damit nur ich ihn hören konnte. "Sind ja noch zwei andere Nächte hier.", flüsterte ich zurück und er schmunzelte. "Ich bin froh, dass du mitgekommen bist.", flüsterte er wieder und versteckte dann unsere Hände unter unseren Decken als die ersten von den anderen sich zurück zu uns ins Wohnzimmer gesellten. Ich war ihm ehrlich gesagt dankbar dafür. Auf die dummen Sprüche der anderen konnte ich sehr gut verzichten. Doch da hatte ich die Rechnung ohne Nick gemacht. "Ey warum liegen die zwei denn nebeneinander?" meckerte er, als er als letzter kam und sich hinlegte. "Hör auf rum zu heulen Nick.", brummte Amy die schon kurz vorm Einschlafen war. "Was denn?! Du liegst auch direkt daneben, auf nen Live Porno kann ich verzichten." "Halt die Klappe du Idiot." lachte Chase. "Fummeln im Matratzenlager ist verboten." mischte sich nun auch Thomas feixend ein. "Hier fummelt niemand rum und jetzt Licht aus und Klappe halten." seufzte Sarah. Die Jungs lachten alle. Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und kuschelte mich mehr in mein Kissen. Irgendwer machte dann doch das Licht aus und ich schloss müde die Augen. Als die ersten der Jungs anfingen leise zu schnarchen, spürte ich plötzlich wie Chase näher zu mir rutschte. Ich öffnete die Augen. Chase legte einen Finger an seine Lippen und bedeutete mir leise zu sein. Fragend sah ich ihn an. Er bedeutete mir ihm den Rücken zuzudrehen und ich tat wie verlangt. Sofort schlang er seinen starken Arm um mich und zog mich eng an sich. Seine warme Brust lag nun eng an meinem Rücken und er hielt mich beschützend im Arm. Mein Herz pochte vor Aufregung ihm wieder so nah zu sein. Ich kuschelte mich eng an ihn und schloss wieder die Augen. Auch Chase machte es sich wieder bequem und schmiegte sein Gedicht an meinen Nacken. Warm und ruhig atmete er gegen meine Haut. Ich spürte seinen Herzschlag an meinem Rücken und hielt seine Hand. So zufrieden eingeschlafen war ich schon eine Ewigkeit nicht mehr.
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C'est la vie (Pausiert)
Teen FictionNeues Jahr. Neues Glück? Nach dem Selbstmord ihres großen Bruders kommt Mary nach fast einem Jahr, das durchzogen von Therapie Sitzungen und Selbsthilfegruppen war, zurück an die High School. Der Lebenslust beraubt schleppte sie sich nur schwerfäll...